Index-Änderungen, Anklagen und viel Geld!
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)
Es gibt wieder eine Änderung im Deutschen Aktienindex DAX. Das DAX-Gründungsmitglied Lufthansa muss erwartungsgemäß seinen angestammten Platz nach 32 Jahren im deutschen Leitindex räumen. Ab 22. Juni 2020 wird die deutsche Kranich-Airline im M-DAX gelistet. Der DAX wird sich dadurch nicht groß ändern, denn schließlich war die Lufthansa mit 0,62 Prozent ein Leichtgewicht der Indexgewichtung.
Den Platz der Airline nimmt das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen SE aus Berlin ein. Erstmals seit 14 Jahren ist damit wieder ein Unternehmen aus der Bundeshauptstadt im DAX vertreten. Damals war der Pharmakonzern Schering durch Bayer übernommen worden und verschwand vom Kurszettel. Dass Immobilienkonzerne stabile Mitglieder im DAX sind, beweist das größere Pendant, der Vonovia-Konzern aus Bochum, der dem DAX schon 5 Jahre angehört. Wir werden sicher die Gelegenheit finden, die beiden Unternehmen vorzustellen, denn trotz umstrittener und gerichtlich zu überprüfender Mietpreisbremse und anderer politischer Einflussnahmen wie bspw. Mietstundungen auf Grund der aktuellen Situation, haben beide Gesellschaften stabile Geschäftsmodelle.
Nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir, dass unser Depotwert Ströer neu in den MDAX aufgenommen wurde. Diese ersetzt die Deutsche Pfandbriefbank AG, die nach der Fast-Exit-Regel aus dem Index genommen wird und in den SDAX wechselt. Neu aufgenommen im SDAX-Index werden außerdem Dr. Hönle AG und ATOSS Software AG. Sie ersetzen die Unternehmen Elmos Semiconductor AG und MLP SE, die ebenfalls nach der Fast-Exit-Regel aus dem Index genommen werden. Im TechDax gibt es aktuell keine Änderungen.
Ein anderes Unternehmen aus unserem Depot, der Zahlungsdienstleister Wirecard war am 05.06.2020 Ziel einer Razzia in seiner Aschheimer Firmenzentrale, ausgelöst durch eine Anzeige der Finanzaufsichtsbehörde Bafin wegen Marktmanipulation, was nichts anderes bedeutet als Täuschung der Anleger. Die Wirecard-Anteilsscheine waren am vergangenen Freitag im nachbörslichen Handel um mehr als zehn Prozent auf unter 87 Euro eingebrochen, in der Zwischenzeit liegen die Papiere wieder bei rund 94 Euro. Jetzt warten Anleger auf das Bilanztestat von Ernst & Young das nach dreimaliger Terminverschiebung am 18. Juni 2020 veröffentlicht werden soll.
Investoren sehen die Verantwortung für die Turbulenzen vor allem bei Vorstandschef Markus Braun, der den Konzern seit zwei Dekaden dominiert und als größter Einzelaktionär mehr als sieben Prozent der Anteile hält. Bei den Marktmanipulationsermittlungen will Aufsichtsratschef Thomas Engelmann abwarten, ob ein Gerichtsverfahren eröffnet wird. Kommt es dazu, könnte Braun für die Dauer des Verfahrens suspendiert werden.
Bei einem anderen Top-Manager hat das zuständige Münchner Landgereicht die Anklage bereits zugelassen. Rupert Stadler, Ex-Vorstandschef bei Audi und Ex-Vorstandsmitglied im VW-Konzern sowie drei weitere Mitangeklagte müssen sich wegen Betrugs in der Dieselaffäre ab dem 30. September 2020 vor Gericht verantworten. Damit rückt dieses dunkle Kapitel des deutschen Automobilbaus wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Wir können froh sein, dass wir keine großen Autowerte mehr in unserem Fonds haben, denn nicht nur die Dieselaffäre belastet bekannter weise die Branche.
Fein raus und nicht verantworten muss sich die Ex–Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen für die überteuerten und millionenschweren Beraterverträge ihres ehemaligen Ministeriums. Sie wurde nach Brüssel weggelobt und möchte in Brüssel jetzt weiter Geld ausgeben, nur eben jetzt etwas mehr. 750 Milliarden Euro stehen zur Debatte, um die in Folge der Pandemie angeschlagenen Volkswirtschaften Europas zu retten. Davon sollen 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuschüsse fließen und 250 Milliarden als langfristige Kredite. Den Plänen zufolge sollen im Namen der Europäischen Union über Anleihen Kredite am Kapitalmarkt aufgenommen und über Jahrzehnte gemeinsam getilgt werden. Und wenn Uschi schon einmal über Geld redet, was sie nicht hat, schlägt sie gleich noch einen regulären mehrjährigen Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 im Umfang von rund einer Billion Euro vor. Das Europäische Parlament geht gleich auf zwei Billionen Euro. Dabei sollen nach dem Willen der EU-Kommission neue eigene Einnahmen für die EU aus Steuern und Abgaben helfen. Im Gespräch sind eine Ausweitung des Europäischen Emissionshandels sowie eine Digitalsteuer und/oder eine Plastikabgabe.
Aber nun gibt es Schwierigkeiten mit den „sparsamen Vier“, die gegen die Zuschüsse sind. Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark haben gemeinsam Einspruch erhoben und lehnen die Mittelvergabe als nicht rückzahlbare Zuschüsse ab. Komisch, irgendwie fehlt das ansonsten doch immer so sparsame Deutschland in dieser Runde und wir dürfen als größter Nettozahler den größten Teil der Zeche bezahlen. Ach so, Deutschland übernimmt die Ratspräsidentschaft ab Juli und möchte seiner Kanzlerin einen schönen und glamourösen Abgang von der europäischen Bühne verschaffen. Da kommt es auf ein paar Milliarden mehr für den deutschen Steuerzahler nicht an, trotz der deutlichen Warnsignale (Exporteinbruch um 31,1 Prozent im April, Rezession etc.) Da kann man wirklich nur noch auf die hoffentlich andauernde harte Haltung der „sparsamen Vier“ setzen nach dem Totalausfall der deutschen Bundesregierung!