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Börsenwissen für Neueinsteiger Teil 10

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)

Börsenwissen für Neueinsteiger Teil 10

Auch wenn wir immer wieder davon lesen, dass die Akteure in den Börsensälen von international vernetzten Computern mit hochkomplexer Software abgelöst werden bzw. bei Fonds hält zunehmend der Robo-Advisor seinen Einzug, stehen die Menschen und hier speziell die Kleinanleger und darunter auch die Neueinsteiger im Mittelpunkt. Die können sich die teure Börsensoftware nicht leisten. Übrigens, auch die hochkomplexe Software wird noch von Menschen, also von Systemprogrammierern geschrieben, die sie auf Anregung von Erfahrungen der Investmentbanker, erfahrenen internationalen Brookern etc. geschrieben haben und ständig vor der Herausforderung der Anpassung an den sich stets ändernden Börsenalltag stehen. Wir sehen also, der Faktor Mensch bleibt nach wie vor beteiligt.

Menschen sind Emotionen unterworfen, das ist per se erst einmal nichts Schlimmes. Aber an der Börse sollte ein Anleger seine Emotionen kontrollieren. Und wie immer hat man die Börsenweisheiten in einen griffigen Spruch umgewandelt: „Meide die gefährlichen vier – Euphorie, Angst, Panik, Gier.”

An der Börse sind emotionale Entscheidungen allgegenwärtig, denn an der Börse werden bekanntlich Erwartungen gehandelt und diese bestehen nun mal nicht nur aus Fakten. Schauen wir uns die vier Hauptemotionen an, die wir tunlichst vermeiden sollten, weil sie einem erfolgreichen Handeln entgegenstehen.

Bei Euphorie fällt Ihrem Autor wieder der Börsengang der Volksaktie Telekom ein. Ziel war es ein Volk von konservativen Sparern zu Aktionären zu verwandeln, und das möglichst über Nacht. Die Stimmung war aufgeheizt und mehr als euphorisch. Das ganze ging gut bis in den Monat März des Jahres 2000. Damals erreichte die T-Aktie ihr Allzeithoch von 103 Euro, aktuell steht das Papier bei rund 16 Euro. Wer damals euphorisch in die Höchststände hinein kaufte, konnte danach den Verfall des Papiers verfolgen. Natürlich kam den Banken und Medien damals eine spezielle Mitverantwortung an dem Anheizen Börseneuphorie zu. Und auch die Politik kann man nicht aus der Verantwortung entlassen.

Angst ist auch an den Börsen weit verbreitet, aber keiner hat mehr Angst als die deutschen Anleger. Angst führt dazu, dass Menschen ihr Geld gar nicht erst anlegen, sondern auf dem Sparbuch (zum Weltspartag sehen wir immer wieder die Statistiken) in die Miesen rutschen lassen. Dabei ist Angst bei Aktiengeschäften fehl am Platz. Aktienanalyse und das Investieren in Aktien ist ein logischer und rationaler Prozess. Angst führt dazu, dass Sparern Gewinne entgehen, die sie mittel- und langfristig dringend brauchen. Die Rentendiskussion ist da nur eine entscheidende Größe. Die Inflation nagt genauso wie die Null-Zinsen an den Ersparnissen und lässt die Kaufkraft schmelzen und kein Ende ist in Sicht. Angst lässt die Menschen im komatösen Nichtstun verharren und verhindert, dass sich eben diese Anleger auch als Rentner noch ein schönes Leben leisten können.

Panik machte sich breit, als die Börsen durch die Corona-Krise letztes Jahr im Sinkflug nach unten gingen. Viele Anleger, darunter sehr viele institutionelle Investoren – die es eigentlich besser wissen müssten – verkauften in Panik. Manch ein Anleger liquidierte sein Depot und kehrte dem Aktienmarkt den Rücken, oft für immer. Dabei drehten die Kurse sehr schnell wieder gen Norden. Wir haben die Chancen genutzt und einige Kandidaten billig, aber erfolgreich, für unseren Clubfonds aufgesammelt. Fakt ist, keiner konnte vorhersehen, dass sich die Kurse so schnell erholten, auch wir nicht. Wer den Aktienmarkt aufmerksam beobachtet, hat schnell gemerkt, dass die Krise wenig mit der objektiven Realität zu tun hat. Die Auftragsbücher waren voll und die Bilanzen zeigten keine Schwäche. In Paniksituationen sollten Anleger ruhig bleiben, aber das fällt verdammt schwer. Aber das nützt nichts, denn niemandem ist damit gedient, wenn das eigene Aktiendepot leer verkauft oder gar ganz liquidiert wird.

Auf der anderen Seite ist die Gier genauso ein Problem. Denn allzu schnell neigen Anleger dazu, sich selbst zu überschätzen und gierig zu werden. Das kann dazu führen, unkontrolliert Risiken einzugehen und sogenannten heißen Tipps zu folgen. Der Schuss kann und wird in den meisten Fällen ganz schnell nach hinten losgehen. Alle Börsenblasen seit der historischen Tulpenzwiebelblase 1636/1637 waren von Gier getrieben. Aber auch in der jüngsten Vergangenheit, die Dotcom-Blase mit dem Ende des Börsensegments Neuer Markt 2003 bis zum WireCard Skandal waren zum großen Teil von Gier getrieben.

Emotionen unter Kontrolle zu halten ist sehr schwierig für Neueisteiger, aber auch für Profis. Fakt ist, die meisten Fehler, meistens emotional bedingt, sind dazu gut, etwas daraus zu lernen bzw. diese beim nächsten Kauf/Verkauf zu vermeiden.