Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Der Clubfonds-Ticker
Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Der Dollar wackelt als Leitwährung – Wird es Zeit für etwas Neues? Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nicht nur Deutschland, sondern auch Europa erlebte in den 1950er und 1960er Jahren ein „Wirtschaftswunder.“ Feste Wechselkurs-Systeme haben Vor- und Nachteile. Welche Teilnehmer in welchen Phasen welche Vor- und Nachteile (im Vergleich zu einem Regime flexibler Wechselkurse) hatten, ist auch nachträglich nicht zu beweisen.

Fakt ist jedenfalls, die USA wären in den Nachkriegsjahren auch ohne Bretton-Woods-System bezüglich ihrer Geld- und Währungspolitik ziemlich autark gewesen, da ihr Binnenmarkt bekanntlich deutlich größer war als die Märkte aller europäischen Länder zusammengenommen. Und auch heute noch so erscheint, wenn wir die aktuelle Zollpolitik in Betracht ziehen, wo jeder vor deren Folgen kuscht.

Das Währungssystem von Bretton Woods trug dazu bei, dass infolge der großen Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkrieges entstandene weltweite Währungschaos aufzulösen. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg leistete die grundlegende Neuordnung des Weltwährungssystems einen großen Beitrag zur Stabilisierung des internationalen Kapitalverkehrs und des internationalen Handels. Allerdings besaß das System einige Mängel, die im Laufe der Zeit immer deutlicher wurden und letztendlich zur Auflösung des Systems führten. Insbesondere das Fehlen von Mechanismen der Zahlungsbilanzanpassung, die Dominanz des US-Dollars, die Divergenz struktureller weltwirtschaftlicher Entwicklungen und die grundlegenden Probleme eines Systems fester Wechselkurse gehörten zu den Mängeln.

Gerade diese und weitere Mängel, ohne jetzt tiefer in die Problematik einzusteigen, führten dazu, dass das Bretton-Woods-System in die Schieflage geriet. Der wachsende Welthandel führte zu einem steigenden Bedarf an Dollar-Währungsreserven. Diese Währungsreserven konnten aber nur durch konstante Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA erwirtschaftet werden. Die USA als Reservewährungsland unterlagen dabei nicht dem Leistungsbilanzanpassungszwang anderer Länder, weil die Verschuldung in eigener Währung vom Ausland finanziert wurde, solange ausländische Staaten ein Interesse daran hatten, Währungsreserven anzulegen. Ständige US-Leistungsbilanzdefizite mussten jedoch früher oder später das Vertrauen in den Dollar untergraben. Das Vertrauen in den Dollar wurde durch die hohen Auslandsreserven belastet, obwohl – aus politischen Gründen – kein Staat den Umtausch der eigenen Dollarreserven in Gold forderte.

Im Jahre 1973 wurde schlussendlich das System offiziell trotz aller Reformansätze und -versuche außer Kraft gesetzt. Nach der Beendigung des Bretton-Woods-Abkommens wurden in den meisten Ländern die Wechselkurse freigegeben.

Was geblieben ist, der Dollar ist nach wie vor die Weltleitwährung und spielt seine dominante Rolle weiter in den meisten Volkswirtschaften dieser Welt. Aber wie lange noch?

Jetzt ist US-Präsident Trump auf dem besten Weg, das Vertrauen in die Währung seines Landes nachhaltig zu beschädigen. Auf offener Bühne leistet er sich einen Schlagabtausch mit Jay Powell, dem Präsidenten der US-amerikanischen Zentralbank, der mächtigsten Institution im Weltfinanzsystem. Eine Absetzung des Fed-Chefs durch den US-Präsidenten kommt nicht in Frage, wir hatten das schon einmal früher festgestellt, also werden wir uns wohl weiter auf ein verbales Weichkochen einstellen müssen. Ziel dürfte es sein, die Amtszeit des Fed-Chefs auf diese Art und Weise früher zu beenden. Die reguläre Amtszeit endet erst im Mai 2026.  

 

Der wirtschaftspolitische Kurs des US-Präsidenten – sofern man überhaupt von einem Kurs sprechen kann – steht für eine bislang nicht gekannte Ausweitung der Staatsverschuldung zur Finanzierung massiver Steuersenkungen sowie für eine auf Autarkie abzielende Zoll- und Wirtschaftspolitik. Dieses Programm schwächt die weltwirtschaftliche Vormachtstellung des Dollars. Konsequenterweise entzog daraufhin Moody’s als letzte der drei großen Ratingagenturen den USA das „AAA“-Rating, stufte also die Kreditwürdigkeit herab. Damit werden die Kredite teurer, da ein Sicherheitsaufschlag von dem Schuldner USA an die jeweiligen Gläubiger gezahlt werden muss.

Die Reaktionen der Finanzmärkte lesen sich wie aus einem Volkswirtschaftslehrbuch: Der Vertrauensverlust führte zu einer Abwertung des Dollars und höheren Marktzinsen für US-Anleihen. In der Spitze verlor der US-Dollar in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro fast 15 Prozent an Wert und das trotz der geopolitischen Spannungen in der Welt. Noch etwas muss dabei sehen, die Leitzinsen sind in den USA doppelt so hoch sind wie im Euro-Raum. Wir sehen also, dass das probate Mittel gegen eine Abwertung einer Währung, nämlich eine Leitzinserhöhung, nicht mehr die positiven Effekte hervorbringt, wie bisher. 

Natürlich überlegen jetzt viele Ökonomen, was zu tun ist, um eine Kernschmelze des Weltfinanzsystems durch den US-Dollar zu verhindern. Das es bisher noch nicht geschehen ist, ist der Tatsache geschuldet, dass es keine echte Alternative zum US-Dollar gibt. Der Schweizer Franken ist zu unbedeutend, der chinesische Yuan politisch gesteuert, der japanische Yen zu wenig liquide, und Newcomer-Währungen wie die indische Rupie oder der Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate gelten als nicht sicher genug für die Anlage der Währungsreserven.

Bleibt die Frage: Was ist mit dem Euro?