Wir spüren es selbst jedes Mal beim Einkaufen im Supermarkt. Dort bekommen wir immer weniger für unser Geld und damit haben wir das Problem Inflation sozusagen im Einkaufswagen. Oder, wie es einmal der bekannte amerikanische Publizist und Redenschreiber Bob Orban ausgedrückt hat: „Inflation ist, wenn die Brieftaschen immer voller und die Einkaufstaschen immer leerer werden“. Noch schneller, aber dafür unbemerkter, steigen die Preise für Heizung und Energie, auch das heizt die Inflation weiter an.
Wir sind noch unendliche Weiten von einer Hyperinflation wie 1923 entfernt, als unser Frühstücksei sich zusehends zu einem Essen für Milliardäre entwickelte. 1912 kostete ein Ei sieben Pfennig. Am 06.06.1923 waren es 923 Papiermark (PM) am 27.06.1923 177.000 PM, am 17.09.1923 2,1 Millionen PM, am 15.10.1923 227 Millionen PM, am 05.11.1923 waren es 22,7 Milliarden PM und am 15.11.1923 war der Höhepunkt erreicht mit 320 Milliarden PM.
Es ist also kein Wunder, das die Inflationsängste der Deutschen von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Heute sind sie wieder etwas stärker im Bewusstsein der Menschen vorhanden, obwohl die rund 10 Prozent aktuell auch nicht gerade viel erscheinen angesichts der Preisentwicklung von 1923. Damals beeindruckte die Schnelligkeit der Teuerung. Es war eben eine Hyperinflation.
Aber schauen wir uns die heutige Inflation einmal genauer an. Die Gründe für den rapiden Preisanstieg sind vielfältig. So haben sich die Bedingungen für die Landwirtschaft verschärft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel sind stark gestiegen, Arbeitskräftemangel und der im Oktober angehobene Mindestlohn auf 12 Euro verteuern zudem die Personalkosten. Bereits im Juli 2021, also kurz nach der Verabschiedung des neuen Mindestlohns im Bundestag, setzte der erste Preisschub bei Lebensmitteln ein, der sich bis heute Monat für Monat fortsetzt, wie wir an der gestiegenen Inflationsrate feststellen können. Zudem hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine bekanntlich zu einer enormen Verteuerung bei den Energierohstoffen geführt. Im September 2022 lagen die Energiepreise fast 44 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Beides zusammen, die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise, macht einen großen Teil der Gesamtteuerungsrate aus. Wie viel, zeigt ein Blick auf die Teuerungsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln. Sie lag in Deutschland im September bei noch moderaten 4,6 Prozent und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtteuerungsrate von zehn Prozent, wie das Statistisches Bundesamt im Oktober 2022 errechnete.
Die Gesamtteuerungsrate wird auch als Inflationsrate bezeichnet. Sie wird in Deutschland monatlich vom Statistischen Bundesamt errechnet, indem die Preisentwicklung eines Warenkorbs, der 650 Güterarten umfasst und typisch sein soll und für den Verbrauch eines durchschnittlichen Haushaltes, ermittelt wird.
Der daraus abgeleitete Verbraucherpreisindex, kurz VPI, dient als Grundlage zur Berechnung der Gesamtteuerungsrate beziehungsweise der Inflationsrate. Daraus wiederum leitet sich die Kerninflationsrate ab, bei der die Preise für Energie und Nahrungsmitteln nicht berücksichtigt werden und die aktuell deutlich unter der Gesamtteuerungsrate liegt, wie wir oben gesehen haben.
Aber eine gesunde Inflationsrate ist nicht schlecht für die Volkswirtschaft. Darum streben die Notenbanken eine Inflationsrate von zwei Prozent jährlich an. Aber dann wird es schon gefährlich. Von einer schleichenden Inflation sprechen wir, wenn die Rate zwischen zwei und fünf Prozent liegt. Dieses Stadium haben wir schon aktuell überschritten. Eine treibende Inflation wird bis zu 20 Prozent jährlich ausgewiesen. Eine weitere Steigerungsrate ist die galoppierende Inflation, deren Maßstab zwischen 20 und 100 Prozent liegt. Eine Hyperinflation bedeutet nach Definition der Ökonomen eine Rate von jährlich über 100 Prozent. Gibt es nicht, denken wir? Doch gibt es auch heute noch. In Simbabwe 285 Prozent, in Venezuela 210 Prozent und im Sudan mit 155 Prozent haben wir eine Hyperinflation zu verzeichnen.
Aber davon sind andere Nationen noch weit entfernt. Die Notenbanken versuchen die Inflationsrate wieder auf fünf und danach auf einen Stand von zwei Prozent zu schrumpfen. Das ist verdammt schwer, weil die Zentralbanken nicht rechtzeitig reagiert haben, vielfach aus politischen Gründen.
Denn irgendwo muss es ja auch Gewinner geben, die von der Inflation profitieren. Vor allem Schuldner profitieren, insbesondere der Staat. Denn durch die Inflation schwinden die Schulden quasi von selbst. Während Sparer mit ihrem Ersparten an Kaufkraft verlieren, verliert auch der Schuldenberg an „Größe“. Und einige Unternehmen können die Mehrausgaben, die sie bei der Produktion zu verzeichnen haben, an ihre Kunden weitergeben, nicht selten sogar mit einem satten Aufschlag.
Das Gold seine Bedeutung als Inflationsschutz verloren hat, das haben Anleger schon lange realisiert.
Aber wie sieht es aus mit Aktien?
Eine Aktie stellt zwar eine Beteiligung an einem Unternehmen dar, die einen bestimmten Wert hat – man denke nur an die Immobilien, die ein Unternehmen eventuell besitzt und an denen man als Aktionär indirekt beteiligt ist, doch der Aktienkurs an sich unterliegt großen Schwankungen, die sehr wohl von der Inflation beeinflusst werden. Denn eine zunehmende Inflation wird auch von steigenden Zinsen begleitet, sowohl kurzfristig festgelegt durch die Notenbanken, als auch langfristig durch die Anleiherendite. Steigen die Zinsen, schmälert das auch den Ertrag des Unternehmens.
Aktien bieten erst einmal per se keinen Inflationsschutz. Fakt ist aber, sie steigen als erstes wieder an, wenn die Konjunktur wieder anspringt und es gibt bei vielen Value-Unternehmen eine Dividende, die zwar nicht ganz die Inflationsrate ausgleicht, aber wenigstens teilweise. Wenn man die richtigen Aktien besitzt…