Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Es war einer jener Momente, wo die Welt den Atem anhielt, wie damals während der Kuba-Krise. Eine Rakete sowjetischer Bauart schlug in einem kleinen Dorf in Polen nahe der ukrainischen Grenze ein und tötete zwei Menschen. Dem besonnenen Verhalten der westlichen Staats- und Regierungschefs ist es zu verdanken, dass es zu keiner militärischen Reaktion der NATO nach Artikel 5 des Bündnisvertrages kam. Die Rakete war nach aktuellen Untersuchungen der polnischen und amerikanischen Dienste ein Querschläger der ukrainischen Flugabwehr. Obwohl der ukrainische Präsident Selenski und sein Beraterkreis es immer noch nicht einsehen. Natürlich kann man verstehen, dass er zu gerne den Kriegseintritt der NATO herbeigeführt hätte. Dann wäre der Krieg innerhalb von Tagen zu Ende gewesen. Aber zu welchem Preis? Der Stärke-Mythos der ehemaligen sowjetischen Roten Armee ist spätestens nach dem langwierigen Ukraine-Feldzug zerstört und letztendlich würde vielleicht ein verzweifelter Putin doch noch auf den Atomknopf drücken, mit all seinen katastrophalen Folgen für die Menschheit. Seien wir also froh, dass der Kelch an der Menschheit wieder einmal vorüber gegangen ist.
Wir haben auch so große Probleme zu lösen. In Ägypten sitzen die Unterhändler der Staaten zusammen, die ein neues Klimaschutzabkommen aushandeln. Das dann leider wieder an wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Staaten scheitert. Wahrscheinlich sollten wir die Klimaerwärmung nicht weiter aufhalten, sondern mit den modernen Technologien die Folgen bekämpfen. Und ja, das bedeutet auch eine Abkehr vom deutschen Sonderweg des Atomausstiegs und viele andere Dinge, die heute noch in den Köpfen der Klimaaktivisten herumgeistern. Hier werden Milliarden an Kapital verschwendet, das uns danach fehlt, um die Folgen des nach Ansicht ihres Autors unaufhaltsamen Klimawandels zu bekämpfen. Sicher, der Kampf in der Vergangenheit gegen den Klimawandel war richtig, nur hätte er eben mit Industrialisierung und ohne die vielen faulen Kompromisse zulasten unseres Klimas, die auf den massenhaft stattfindenden Klimaschutzkonferenzen der letzten Jahre immer wieder geschlossen wurden, beginnen müssen. Aber dieses Versäumnis der Altvorderen lässt sich nun mal leider nicht rückgängig machen. Neue Ideen braucht die Welt…, das würde auch an den Aktienmärkten honoriert werden.
Die CDU-Opposition hat das getan, was sie angekündigt hat. Das Bürgergeld wurde im Bundesrat gestoppt und ist im Vermittlungsausschuss gelandet. Das sogenannte Bürgergeld ist ein Lehrstück dafür, wie Politik nicht funktionieren sollte. Die Sozialreform, die ihre Urheber als die größte in der Geschichte der Bundesrepublik preisen, liegt jetzt im Vermittlungsausschuss, nachdem der Gesetzentwurf der Ampelregierung im Bundesrat durchgefallen ist. Es wäre das Beste, sie verschwände in der Versenkung. Für immer. Es sieht im Kern weniger fordern und mehr fördern vor. Es lässt sich auch ganz einfach anders ausdrücken: Durch das Bürgergeld sinkt der Anreiz, sich unverzüglich eine Arbeit zu suchen. Nicht falsch verstehen, die Sätze von Hartz IV gehören an die aktuelle Inflationsrate angepasst. Aber überall fehlen Fachkräfte und auch ungelernte Arbeitskräfte in Kleinunternehmen, im Mittelstand und auch bei Großunternehmen, von der Landwirtschaft ganz zu schweigen. Es gibt keine Arbeitskräfte. In dieser Situation ist die Idee des Bürgergelds, die aus einem Jahrzehnt stammt, als der Arbeitsmarkt komplett anders ausgesehen hat, nicht angebracht.
In den USA ist die Wirtschaft bereits wieder auf dem Weg, schnell zu gesunden. Das zeigt die Investitionsbereitschaft der US-Wirtschaft. Knapp 400 Unternehmen des S&P 500 haben Zahlen zu ihren Investitionen während des dritten Quartals vorgelegt. Die Investitionen stiegen gegenüber dem Vorjahr um satte 24 Prozent, vier Prozentpunkte mehr als im zweiten Quartal. Die robustesten Zuwächse verzeichneten Kommunikationsdienstleister sowie IT-, Industrie- und Immobilienunternehmen mit Raten von gut 30 Prozent. Übertroffen wurden diese nur vom Energiesektor. Angesichts der sprudelnden Einnahmen schraubten Öl- und Gaskonzerne ihre Investitionen um 83 Prozent nach oben. Diese starke Entwicklung ist erstaunlich, da die Ausgaben in der Regel im Einklang mit der Konjunktur hoch- beziehungsweise runtergefahren werden. Die hohe Investitionstätigkeit wird sich bei den Unternehmen mittel- bis langfristig in höheren beziehungsweise stabileren Gewinnen und steigenden Aktienkursen widerspiegeln. Kein Wunder, das die deutschen Unternehmen nach und nach über den großen Teich auswandern wollen. Und das nicht nur wegen der kostengünstigeren Energie.
Aber nicht nur den US-Markt sollten wir im Blick behalten, sondern auch den anderen großen Markt in China. 20 Einzelmaßnahmen zur Lockerung der Covid-Politik und 16 weitere zur Unterstützung von Bauträgern, Immobilienkäufern und kreditgebenden Banken machen eine tatsächliche Wiedereröffnung im zweiten Quartal 2023 und eine geringere Wachstumsbelastung durch den Immobiliensektor im kommenden Jahr wahrscheinlicher. Trotz der schwachen aktuellen Fundamentaldaten haben Chinas Aktienmärkte die deutlichen Oktoberverluste in der ersten Novemberhälfte bereits mehr als wettgemacht. Die zunehmend positivere Anlegerstimmung könnte in den kommenden Monaten für weiteren Auftrieb bei chinesischen Aktien sorgen.
Die Märkte insgesamt sind seit einigen Wochen auf vorsichtigem Erholungskurs. 2022 wird als Horrorjahr in die Anlagegeschichte eingehen. Die höchsten Inflationsraten und die rasantesten Zinswenden der Notenbanken seit mehr als 40 Jahren haben die Kurse von Aktien und Anleihen gleichermaßen einbrechen lassen. Der Welt-Aktienindex MSCI World und der vergleichbare Welt-Staatsanleihenindex FTSE World Government Bond haben seit Januar je rund 18 Prozent verloren.
Doch für den Vermögensaufbau ist bekanntlich ein langfristiger Anlagehorizont nötig und der Ausblick dafür hat sich deutlich verbessert. Das ist das Ergebnis der jährlichen Langfriststudie von JP Morgan Asset Management. Michael Feser, Portfoliomanager bei JP Morgan Asset Management, sagt: „Die Ertragsaussichten auf Sicht von zehn bis 15 Jahren sind so gut wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr.“
Es ist wie immer, an den Börsen wird die Zukunft gehandelt.