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Die Automobilindustrie – Der Kampf der Giganten

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

So kurz nach Neujahr gibt es noch keine neuen Zahlen zu verkünden. Klar, denn die CEO bzw. CFO sind auch noch nicht zurück aus den Feiertagen und sie müssen die Zahlen erst einmal absegnen, die die Buchhaltungs- und Controllingabteilungen der Unternehmen ihnen vorlegen. Schließlich müssen sie die Erfolge oder ggf. Misserfolge auf den Bilanzpressekonferenzen verkaufen.

Zeit für uns, einmal kritisch über die Märkte zu schauen.

Die Zeiten, als die deutsche Automobilindustrie die Welt der Kraftfahrzeuge bestimmte, sind längst vorbei. Und das nicht erst seit Tesla, aus den Kinderschuhen entwachsen, jetzt die Richtung der E-Auto Industrie mitbestimmt.

Die Konkurrenz kommt jetzt aus China auch für unseren Depotwert Tesla.

Der US-amerikanische E-Autobauer Tesla und der chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen BYD liefern sich auf dem wichtigen chinesischen E-Automarkt einen unerbittlichen Kampf um Kunden. Um ihre ambitionierten Auslieferungsziele in dem schwierigen Umfeld zu erreichen, setzen beide Autoproduzenten auf Preissenkungen. Einer Studie zufolge hat Tesla dabei die Nase in der Volksrepublik vorn.

So habe Tesla den Preis für sein Model 3 im Zeitraum von Dezember 2022 bis Dezember 2023 um sechs Prozent reduziert. Für das Model Y hätten chinesische Käufer sogar elf Prozent weniger zahlen müssen. Auch BYD hat in der Volksrepublik Preisnachlässe durchgesetzt. Der Preis für das Flaggschiff-Modell Han sei im gleichen Zeitraum jedoch lediglich um fünf Prozent gesunken, heißt es laut JL Warren Capital-CEO Junheng Li.

Die Reste der deutschen E-Auto-Flotte wurde dabei richtiggehend zwischen den beiden großen Giganten zerrieben, zumindest das, was noch übrig war von VW, Mercedes und BMW (wir haben darüber berichtet).

Und so sieht es auch ganz danach aus, als ob BYD in Sachen Auslieferungen im vierten Quartal 2023 an Tesla vorbeiziehen dürfte und das nicht nur in China, sondern weltweit gesehen, wie die Nachrichtenagentur berichtet. Dies stelle einen wichtigen Wendepunkt für den E-Automarkt dar, den Tesla bislang ohne Frage anführte. Schon im dritten Quartal 2023 schrumpfte der Abstand zwischen den Auslieferungszahlen von Tesla und BYD deutlich zusammen. Während der US-Autobauer weltweit 435.100 Stromer an Kunden auslieferte, konnte BYD 431.600 EVs an die neuen Besitzer übergeben. Darüber hinaus liegt Tesla auch bei wichtigen Fundamentaldaten wie Umsatz, Gewinn und Marktkapitalisierung vor dem chinesischen Konkurrenten.

Für die deutsche Automobilindustrie geht es jetzt nur noch darum, über Partnerschaften wenigstens nicht ganz den Anschluss an den neuen E-Auto-Sektor zu verlieren, da an staatliche Hilfen wie in China (Subventionen) oder den USA (Steuervergünstigungen) aktuell nicht mehr zu denken ist.

Nach Ansicht der Automobilexperten ist Abwarten keine Option, auch wenn sich der ruinöse Preiskampf bei Batterieautos in China in den kommenden Jahren über eine Konsolidierung abschwächen dürfte. „Alleine werden es die deutschen Autobauer nicht schaffen können, es gibt keine andere Option, als Partnerschaften einzugehen, um sich die mangelnde Kompetenz ins Haus zu holen und schnell entsprechende Sprünge zu machen“, sagt Philipp Kupferschmidt, verantwortlich für die Autobranche bei der Unternehmensberatung Accenture in Deutschland „Es ist ungeschickt, in der derzeitigen Wachstumsphase nicht mit guten Produkten am Markt vertreten zu sein.“ Und er kommt zu dem Schluss „In der Wahrnehmung der Kunden haben die deutschen Autobauer bei Software und Technik ein Defizit.“

Volkswagen bspw. geht diesen durchaus schmerzlichen Schritt gerade. Um schneller aussichtsreiche Elektromodelle auf die Straße zu bekommen, entwickeln die Wolfsburger zusammen mit dem lokalen E-Autobauer Xpeng nun gemeinsame Modelle, auf Basis chinesischer Technik. Auch die Ingolstädter Tochter Audi will in China ihre Bande mit Partnern vertiefen, weil es nicht rund läuft.

Früher war es umgekehrt, da war Deutschland das Non plus Ultra der Automobilindustrie, allerdings bei Verbrennern. Im eigenen Land sind Verbrenner wahrscheinlich wieder auf dem Vormarsch, nach dem die Bundesregierung die Förderung der E-Autos abrupt eingestellt hat. Das mag zwar der Automobilindustrie auf dem deutschen Markt helfen, aber international gerät Deutschland damit weiter ins Hintertreffen. Übrigens, in China gibt es E-Autos schon für 3.700 Euro. In Europa und damit in Deutschland startet die Preisliste mit 15.740 Euro.

Wenn die Hersteller nicht bald an ihren Kostenstrukturen arbeiten, werden die günstigen Modelle in China produziert. Und auch die Politik muss helfen und die Ladeinfrastruktur kostengünstig bereitstellen. Sonst droht den deutschen Autobauern das gleiche Schicksal wie vor zehn Jahren der Solarindustrie, die ebenfalls als weltweit führende Industrie durch falsche politische Entscheidungen der Globalisierung geopfert wurde.

Der Verbrenner ist zwar noch nicht out, aber durch die CO2-Bepreisung auf die Kraftstoffe wird er mittelfristig seine Bedeutung immer mehr verlieren. Deshalb ist es an der Zeit, wirklich neue Kfz zu entwickeln. Das das E-Auto der Weisheit letzter Schluss sein soll, wagt ihr Autor zu bezweifeln. Grüner Wasserstoff und andere Antriebe haben auch hier die Zukunft. Nur müssen unsere großen Automobilfirmen erst einmal den Anschluss an die Weltspitze schaffen. Noch ist es nicht zu spät.