Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC-Anlegerclubs
Fangen wir einmal mit der die Märkte stets beeinflussenden Politik an. Zwei Aspekte werden weiter negative Schatten auf die Wirtschaft werfen. Zum einen der Krieg in der Ukraine, der unsere wirtschaftliche Kraft beanspruchen wird. Wir werden weiter zahlen, da wir keine militärischen Lieferungen senden können (oder auch wollen). Daran wird sich auch 2024 nichts ändern. Die russische Seite wird den Krieg bis zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen fortsetzen in der Hoffnung, dass ihr Kandidat Donald Trump gewinnt und die Ukraine fallen lässt.
Und der zweite politische Aspekt liegt in der Fortsetzung der Ampel-Politik durch die amtierende Bundesregierung, die leider zu ideologiegetrieben in ihren Entscheidungen wichtige Probleme des Wirtschaftsstandort Deutschland nicht angeht. Dass die Ampel 2024 zerbricht, ist wohl auf Grund der immer schlechter werdenden Umfragewerte ausgeschlossen. Trotz Unzufriedenheit mit der Politik der Ampel-Regierung lehnt auch die Wirtschaft eine vorgezogene Bundestagswahl ab.
Hoffen wir, dass wenigstens das Hü und Hott in den Berliner Entscheidungen aufhört.
Wichtig sind für die Märkte die Entscheidungen der Notenbanken. Und darunter gibt es für uns nur zwei entscheidende, die Fed und die EZB. Die Zeichen stehen hier auf sinkende Leitzinsen für 2024. Während Fed-Chef Jay Powell schon vorsichtig von drei Zinsschritten nach unten spricht, ist von EZB-Chefin Lagarde noch nichts zu hören. Vom Start der Lockerung hängt ab, wann die Renditen der Staatsanleihen zu sinken beginnen. Je stärker Fed und EZB dabei divergieren, umso mehr schwankt der Euro-Kurs und beeinflusst somit auch die Export- bzw. Importchancen in der EU und Deutschland.
Investitionen in Gold und Öl als Kriseninstrumente dürften auch 2024 riskante Anlagen sein. Es kann gut gehen und die Investments können sich deutlich rechnen. Die Notierungen sind sehr stark abhängig von den beiden Kriegsverläufen und von eventuell immer möglichen weiteren Krisen auf dieser Welt. Gold gilt zwar Absicherung gegen alle Arten von Risiken, aber Anleger sollten auch 2024 bedenken, dass der Preis des Goldes stark schwanken kann. Hinzu kommen noch Währungsrisiken bei beiden Investments, denn sie werden in Dollar abgerechnet. Wir haben auch schon mehrfach darauf hingewiesen, dass Gold keine Rendite in Form von Dividenden oder Zinsen abwirft. Ähnlich ist es beim Öl. Wer sich der Risiken bewusst ist, hat auch im kommenden Jahr Möglichkeiten in Aktien der Ausrüster für Goldminen und Ölfelder zu investieren. Hier gibt es gute Angebote, die sogar eine Dividende zahlen und das stellt eine gute Versicherung gegen die Kursschwankungen dar.
Auf welche Aktien sollten Anleger noch mehr den Fokus richten?
Nach dem China nicht gerade sehr erfolgreich im letzten Jahr gelaufen ist und die bekannten Probleme immer noch einen Neustart der chinesischen Wirtschaft behindern, müssen andere Aktienmärkte für die Rendite sorgen. Da wäre zum Beispiel Japan zu nennen. Die Wirtschaft wurde von Anlegern in den letzten Jahren nicht sonderlich beachtet wegen der „japanischen Krankheit“, den Deflationsrisiken. Aber Japans Wirtschaft wächst wieder und zwar stärker als die deutsche Wirtschaft. Zum einen sind die Bewertungen japanischer Unternehmen und auch deren Gewinndynamik positiv. Außerdem weisen Investments dort weniger Risiken als Investitionen in China (Stichworte: geopolitische Risiken und schleppende wirtschaftliche Erholung) auf. Und bleibt Japan mit der chinesischen Wirtschaft verbunden, denn japanische Firmen erlösen 10 bis 20 Prozent ihrer Umsätze im Reich der Mitte. Also ganz ohne China geht es doch nicht.
Die glorreichen Sieben, die wir kürzlich noch einmal bewertet haben, sind auch im2024 das Non-plus-Ultra der Technologiebranche. Und sollten die Zinssenkungen wirklich wie angekündigt kommen, dann dürfte „Glory 7“ kein Halten mehr kennen.
Überhaupt sind an den US-Märkte die Chancen sehr hoch, hohe Gewinne einzufahren. Wir erinnern an die immensen Subventionen und Steuervorteile, die die Biden-Regierung den Unternehmen dort zahlt. Wer mit einem Papier auf die US-Wirtschaft setzen will, ist mit unserem Depotwert Berkshire Hathaway bestens bedient.
In Deutschland sollten wir neben den Werten des DAX40 auch einmal den Blick auf die Werte des MDAX werfen. Auch der Index mittelgroßer Unternehmen hat in den letzten Wochen nochmal erheblich zugelegt. Seit Ende Oktober beträgt das Kursplus beim MDAX gut 14 Prozent, seit Jahresbeginn sind es immerhin noch 7 Prozent (Stand: 21. Dezember). Insgesamt sind 35 Papiere aus dem MDAX im Plus, 15 Titel sind im Minus. Die beste MDAX-Performance in 2023 hat der Online- Apothekenhändler Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) gezeigt. Das Papier hat seit Anfang des Jahres ein Kursplus von gut 188 Prozent erzielt. Spannend für Anleger: Das ab Januar verpflichtende E-Rezept dürfte dem Papier mittelfristig weiter Auftrieb geben. Aber auch die Aktien von TAG (+107 Prozent) und Hochtief (+87 Prozent) weisen hohe Zuwachsraten auf. Und vielleicht sollten wir auch einen Blick auf die Papiere von Nemetschek, Vitesco oder Gerresheimer werfen, die sich 2023 gut entwickelten.
Wir sehen, das Jahr 2024 hält einige Überraschungen für uns bereit. Darauf vorbereiten sollten sich unsere Anleger in jedem Fall.