Strafzölle und die Auswirkungen auf die Weltkonjunktur und Ihr Depot
Seit dem 5.7.2018 befindet sich die Welt im Kriegszustand, so vernahmen wir es in den Medien. – Nein, ganz so schrecklich ist es nicht. Es handelt sich hier „nur“ um einen Handelskrieg. Der hat aber das Zeug, die Welt einschneidend zu verändern. Wie schnell das passieren kann, hängt von der Einsicht der beteiligten Regierungen ab.
Wer ist beteiligt?
Erster Schauplatz sind die USA, die in der zweiten Stufe enorme Strafzölle gegen die Volksrepublik China verhängt haben.
Zweiter Schauplatz ist die Volksrepublik China, die ebenfalls mit Strafzöllen auf US-amerikanische Waren in gleicher Höhe reagierte.
Und irgendwo dazwischen liegt als dritter Schauplatz des Geschehens auch die Europäische Union, die ebenfalls Strafzölle gegen beide Staaten verhängt hat.
Und um die Lage noch unübersichtlicher zu gestalten, hat die EU kürzlich die Sanktionen gegen Russland verlängert. Dabei sieht bei Russland keiner mehr so richtig durch, weswegen. War es die Annexion der Krim, oder war es wegen des Abschusses des Passagierflugzeugs MH 117 oder wegen der Einmischung der Russen in die Kämpfe in der Ostukraine? Ist in dem Fall auch egal, denn mit den Sanktionen gegen Russland schaden wir uns mehr als Russland, das inzwischen autark gegen solche Spielchen ist. Auch die Sanktionen der USA gegen Russland bestehen weiter.
Doch all das sind nur die aktuellen Ereignisse in der Sanktionspolitik, selbstverständlich gibt es noch mehr, wie zum Beispiel die jahrzehntelangen und in den Hintergrund getretenen Sanktionen der USA gegen Iran, Kuba, Nordkorea, Venezuela, Syrien etc.
Wir konzentrieren uns hier jedoch auf die Strafzölle der USA gegen China und die EU, weil sich daraus fundamentale Auswirkungen auch für uns als Kleinanleger ergeben.
Wie entwickelte sich alles?
Unter Trump hatten die USA im März Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus China sowie auf Waschmaschinen und Solarpaneele verhängt. Peking hatte unter anderem mit Zöllen auf US-Wein und Früchte reagiert. Allerdings beliefen sich diese Maßnahmen jeweils nur auf etwa 3 Milliarden Dollar. Auch die EU wurde mit diesen Maßnahmen belegt, wenn auch mit einer Gnadenfrist von einem Monat. Wir haben darüber berichtet, auch über die Gegenmaßnahmen der EU.
In der derzeitigen Runde geht es um circa 34 Milliarden Dollar, also um das Zehnfache auf beiden Seiten. Dabei handelt es sich auf amerikanischer Seite hauptsächlich um Investitionsgüter und Zwischenerzeugnisse, aber auch um Konsum- und andere Güter, die sich mit dem 5.7.2018 verteuerten. China hat ebenfalls Strafzölle in gleicher Höhe angekündigt und wird das auch durchziehen.
Und daraufhin hat der amerikanische „Gröpaz“ (größter Präsident aller Zeiten) gleich die nächsten Zölle auf Waren aus China in Höhe von 500 Milliarden Dollar angekündigt.
Und was hat das mit der deutschen Wirtschaft zu tun?
Wir leben in einer vernetzten Welt. So werden zum Beispiel deutsche Autos von Daimler und BMW in den USA und China gebaut. Das müsste uns eigentlich nicht interessieren, aber die Autos werden zum Teil nach China exportiert und umgekehrt in die USA und unterliegen damit den Strafzöllen. Das heißt, hier droht ein Preisaufschlag. Ob die Kunden der Volksrepublik oder der USA bereit sind, den zu bezahlen, bleibt abzuwarten.
Auch bei den erwähnten Zwischenerzeugnissen stammen sehr viele Teile aus Auslandsstandorten deutscher Unternehmen, die dem erhöhten Zollregime unterliegen und demzufolge damit auch das Endprodukt verteuern (und das nicht nur um 2 oder 3 Prozent). Nicht umsonst kamen z. B. von den Managern der großen deutschen Autokonzerne und der davon abhängigen Zulieferindustrie schon Gewinnwarnungen.
Was sollten Kleinanleger tun?
Kleinanleger müssen nun wachsam sein und überprüfen, inwieweit die gegenseitigen Strafzölle ihre Positionen beeinflussen. Wichtig ist, dabei auch auf Entspannungszeichen zu achten. So hat der amerikanische Botschafter in Deutschland Richard Grenell schon im Gespräch mit deutschen Automanagern vorgeschlagen, die gegenseitigen Zölle auf Autos fallen zu lassen. Ok, war vielleicht nicht der richtige politische Rahmen, aber immerhin scheinen die USA langsam zu begreifen, dass sie sich selbst schaden mit ihren Maßnahmen.
Was wir auch noch beachten müssen als Kleinanleger, sind die anderen Streitigkeiten zwischen China und den USA. Stichworte sind hier Patentrechtsverletzungen, gegenseitige Übernahmeverbote etc., die natürlich Auswirkungen auf die Ergebnisse der betroffenen Unternehmen weltweit haben.
Fazit
Fakt ist, der weltweite Handelskrieg hat begonnen. Noch haben wir zwar eine stabile Weltkonjunktur, die schon jahrelang anhält, zu verzeichnen. Aber Ökonomen erwarten schon in den nächsten Monaten eine schnellere Abkühlung des Weltwirtschaftswachstums, bedingt auch durch die Handelskonflikte, Sanktionen und weltweiten Streitigkeiten. Noch besteht aber die Hoffnung, dass sich die Parteien im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO auf Kompromisslösungen oder auch bi- oder multilateral einigen.Lesen Sie auch