Die Siemens Energy AG ist ein börsennotierter Elektro- und Energietechnikhersteller mit Sitz in München. Sein Portfolio umfasst die Energieerzeugung, die Energieübertragung und Industrielösungen sowohl im Bereich der konventionellen als auch der erneuerbaren Energie.
Das relativ junge Unternehmen wurde als Abspaltung des Siemenskonzerns 2020 gegründet, aber 35 Prozent der Anteile hält immer noch der Mutterkonzern.
Zum Kernbereich zählen konventionelle und erneuerbare Energietechnik, zum Beispiel Gas- und Dampfturbinen, mit Wasserstoff betriebene Hybridkraftwerke, Generatoren und Transformatoren. Mehr als 50 Prozent des Portfolios sind bereits dekarbonisiert, das bedeutet, für die Herstellung werden keine fossilen Energieträger mehr eingesetzt.
Siemens Energy erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 28,48 Milliarden Euro (2020: 27,46 Milliarden Euro). Dabei wurde ein Jahresfehlbetrag von -453 Millionen Euro (Vorjahr -1,606 Milliarden Euro) ausgewiesen. Das bedeutet, dass die Dividendenzahlung von 0,10 Euro nicht aus einem erwirtschafteten Gewinn gezahlt wurde. Die Bilanzsumme betrug 44,14 Milliarden Euro, wobei die Eigenkapitalquote bei 33,89 Prozent lag.
Kritisch ist dabei anzumerken, dass ein Unternehmen, welches ein negatives Ergebnis verzeichnet, eine Dividende ausschüttet. Wenn auch der Fehlbetrag verringert wurde, wäre es sicher besser gewesen, erst einmal in die Gewinnzone zu kommen und dann eine Dividende aus dem erwirtschafteten Gewinn zu beschließen.
Das Unternehmen beschäftigte Ende 2021 92.000 Mitarbeiter, genauso viele wie im Vorjahr. Das ergab Personal-Aufwände in Höhe von 8 Milliarden Euro an. Der Umsatz je Mitarbeiter betrug demnach 309.587 Euro. (Vorjahr: 298.446 Euro).
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy wird für das laufende Geschäftsjahr vorsichtiger. Wegen der anhaltend schwachen Entwicklung bei der spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa sowie dem schwierigen Umfeld geht das Management nun für 2021/22 von Umsatz und Ergebnis am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosewerte aus. Zudem schließt Siemens Energy weitere negative Auswirkungen nicht aus. So stelle der Vorstand eine steigende Unsicherheit im Zusammenhang mit der Fortdauer des Ukraine-Krieges sowie des Teillockdowns in China nach dem Wiederaufflammen der Corona-Pandemie fest.
Siemens Energy hat bislang eine vergleichbare Umsatzentwicklung von minus zwei bis plus drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht gestellt, dazu eine bereinigte operative Marge (Ebita) von zwei bis vier Prozent. Unter dem Strich haben sich die Aussichten zudem klar verschlechtert: Vor drei Monaten hatte Energy noch auf eine deutliche Verbesserung gehofft, nun erwartet das Unternehmen einen Verlust auf dem Vorjahresniveau von 560 Millionen Euro, also eine Ausweitung des Verlustes.
Die bereits im April vorgelegten vorläufigen Zahlen bestätigte Siemens Energy. So sank der Umsatz auf vergleichbarer Basis, also ohne Währungs- und Portfolioeffekte, um 1,7 Prozent und belief sich auf knapp 6,6 Milliarden Euro. Nominal erreichte der Konzern ein leichtes Plus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) rutschte mit einem Fehlbetrag von 77 Millionen Euro in den roten Bereich, nachdem im Vorjahresquartal noch ein operativer Gewinn von 197 Millionen Euro zu Buche stand. Unter dem Strich stand ein Verlust von 252 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch 31 Millionen Euro betragen. Dabei habe es “erste geringfügige” negative Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gegeben, hieß es.
Zum vierten Mal in Folge verdirbt die Windkrafttochter Gamesa dem Energietechnik-Konzern das Quartals-Ergebnis. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres machte das Münchner Unternehmen insgesamt 252 Millionen Euro Verlust, wie es am Mittwoch mitteilte. Vor einem Jahr hatte noch ein Plus von 31 Millionen zu Buche gestanden. Entscheidender Treiber sind die tiefroten Zahlen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa (SGRE), an der Energy zwei Drittel hält.
Es ist das zweite Mal allein in diesem Geschäftsjahr, dass Siemens Energy bei der Prognose zurückrudern muss. Die Gamesa-Probleme sind schon länger bekannt, die Papiere der Tochter kamen am Mittwoch auch verständlicherweise mit einem Abschlag von 1,6 Prozent weniger stark unter Druck. Kein Wunder, sie bewegen sich mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit März 2020. Die andere große Sparte Gas and Power habe im zweiten Quartal die zuvor bereits angedeutete Stärke gezeigt, urteilte Andreas Willi von JPMorgan.
Siemens Energy muss die Probleme mit seiner spanischen Tochter Gamesa in den Griff bekommen, aber ganz offensichtlich weiß man in München noch nicht genau, wo die Ursachen liegen. „Die Situation bei SGRE hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft“, sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch. Man werde als Mehrheitsaktionär die eigene Expertise zur Verfügung stellen, „um den Ursachen auf den Grund zu gehen und die Probleme zu bewältigen“. Das hat Energy auch personell bereits getan: Seit Anfang März steht mit Jochen Eickholt ein ehemaliger Vorstand aus München an der Spitze von Gamesa. Seit vergangener Woche hat er mit dem neuen Chief Operating Officer Tim Dawidowsky einen weiteren Manager von Energy an seiner Seite. Ob die Personalwechsel hilfreich sind, werden wir sehen. Eine Trennung von Gamesa ist dagegen auch nicht ganz auszuschließen.