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Die Wende des Krieges in der Ukraine?

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Unser Kanzler hat sich bewegt. In der Panzerfrage hat Olaf Scholz nach langem hin und her entschieden, die Leopard-II-Panzer herauszurücken und auch die Exportgenehmigungen für Drittstaaten ist jetzt kein Problem mehr. Zu lange gezögert oder genial? Wie lange reden wir schon von den Kampfpanzern, die dringend in der Ukraine gebraucht werden? Es könnte zu spät sein, denn der Winter ist bald vorbei und die angekündigte Frühjahrsoffensive der russischen Armee steht bevor. Die Ausbildung der Ukrainer, die die Panzer bedienen müssen, kostet Zeit. Aber richtig ist, die ukrainische Armee lernt verdammt schnell, es geht schließlich auch um die Wiederherstellung der territorialen Integrität ihrer Heimat. 
 
Warum aber könnte sich der Schachzug des Kanzlers als genial erweisen? Erinnern wir uns an den Anfang der Leo-Diskussion. Es ging nur darum, die deutschen Panzer zu liefern. Das wäre von Seiten Deutschlands nicht viel gewesen. Aktuell ist die Rede von 14 Leos. Aber Scholz verzögerte bekanntlich die Lieferung, möglicherweise zu lange, mit dem Argument, dass es nur abgestimmte Lieferungen der Bündnispartner geben sollte. Und so kommt es jetzt. Amerikanische Abrams, deutsche Leoparden, britische Challenger und wohl auch französische Leclerc-Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken, ist eine neue Qualität – eine Entscheidung, die diesen Krieg verändern könnte. Denn erst jetzt hat die Ukraine die Chance, von den Russen besetzte Gebiete zurückzuerobern.
 
Dass dabei Panzer auch ausfallen und repariert werden müssen, ist leider die andere Seite der Medaille. Es gehört eine sehr aufwendige Logistik dazu, die Panzer zu liefern. Der börsennotierte Rüstungskonzern Rheinmetall wird, wie alle anderen Lieferanten bspw. sehr viele Ersatzteile vorrätig haben müssen bzw. auf Vorrat produzieren müssen. Auch der Treibstoff muss bereitgestellt werden. Und natürlich auch die entsprechende Munition ist in großen Mengen erforderlich. Wir sehen schon allein an den aufgeführten Punkten, es handelt sich dieses Mal nicht mehr um eine zeitlich und territorial begrenzte Übung oder Manöver, sondern um einen Open-End-Krieg. Um die Rüstungsindustrie in den betroffenen Ländern und deren Aktien brauchen wir uns dabei keine Sorgen machen. Nur wer bezahlt das ganze? Die Ukraine sicher nicht, das Land wird nur durch die Transferzahlungen und Militärhilfen der Verbündeten vor dem immer wieder drohenden Staatsbankrott bewahrt. Da kommt also noch einiges auf uns zu in nächster Zeit…

 

Da ist es gut, dass wir eine aktuell positivere Entwicklung der deutschen Wirtschaft erwarten können. Trotz aller Negativschlagzeilen, neben dem Ukraine-Krieg sehen wir auch die Lieferkettenproblematik, den Handelskrieg zwischen den USA und China, Fachkräftemangel und auch Covid19 ist noch nicht ganz ausgestanden, steigt die Zuversicht in den Unternehmen. Der Frühindikator für die Konjunktur des ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar deutlich um 3,6 Punkte auf 90,2 Punkte. Dies war der dritte Anstieg in Folge. Getrieben wurde der Anstieg von den weniger pessimistischen Erwartungen. Der Indexwert für die Konjunkturerwartung sprang von 83,2 auf 86,4 Punkte. Dagegen beurteilten die Firmen ihre aktuelle Lage etwas negativer, dieser Teilindex fiel leicht von 94,4 auf 94,1 Punkte. Alle Werte liegen also immer noch unter dem neutralen Wert von 100 Punkten. Die Stimmung in der Wirtschaft ist zwar besser als noch vor Monaten, gut ist sie damit noch lange nicht.

Auch die Verbraucher in Deutschland gehen mit etwas mehr Optimismus in das neue Jahr – oder besser formuliert, mit etwas weniger Pessimismus. Sowohl ihre Erwartungen an die Konjunktur als auch an die eigenen Einkommen haben sich spürbar verbessert. Das geht aus der neuen Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor. Der Index für Konsumklima stieg für Februar 2023 um 3,7 Punkte auf immer noch minus 33,9 Punkte. Damit verbessert sich das Konsumklima in Deutschland im vierten Monate in Folge. Die Forscher machen dafür in erster Linie die leichte Entspannung bei den Energiepreisen und die finanziellen Hilfen des Staates verantwortlich. Dennoch wird das Jahr 2023 für die Binnenkonjunktur schwierig bleiben und der private Konsum die gesamte wirtschaftliche Entwicklung nicht stützen können.

Und noch ein Jubiläum zum Schluss. 1988, also vor 35 Jahren, wurde der DAX eingeführt. Auf diesen langen Zeitraum gesehen legte der deutsche Leitindex um etwas mehr als acht Prozent pro Jahr zu. Diesen Wert hat der DAX 2023 bereits nach dem halben Januar erreicht. Der stärkste Jahresauftakt in der Historie dürfte die meisten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt haben. Kurstreiber sind bekanntlich vor allem die rückläufige Inflation und die fallenden Energiepreise. Dazu kommt die historisch niedrige Bewertung, das DAX-KGV für 2023 liegt mit rund zwölf immerhin knapp 15 Prozent unter dem historischen Schnitt. Da die Stimmung der Marktteilnehmer selbst nach der jüngsten Rallye keineswegs euphorisch ist, könnte der Kursaufschwung also durchaus noch eine Weile anhalten. Allerdings handelt es sich bei unserem in den Medien gefeierten Börsenbarometer nur um eine Täuschung, denn hier werden die Dividenden mit angerechnet, die auch in diesem Jahr wieder neue Rekordhöhen anstreben. Ohne Dividendenanrechnung ist der DAX ein Rohrkrepierer, denn der reine Kursindex beträgt aktuell nur 6.175 Punkte. Soviel gehört zur Ehrlichkeit dazu.