Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Da ist es gut, dass wir eine aktuell positivere Entwicklung der deutschen Wirtschaft erwarten können. Trotz aller Negativschlagzeilen, neben dem Ukraine-Krieg sehen wir auch die Lieferkettenproblematik, den Handelskrieg zwischen den USA und China, Fachkräftemangel und auch Covid19 ist noch nicht ganz ausgestanden, steigt die Zuversicht in den Unternehmen. Der Frühindikator für die Konjunktur des ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar deutlich um 3,6 Punkte auf 90,2 Punkte. Dies war der dritte Anstieg in Folge. Getrieben wurde der Anstieg von den weniger pessimistischen Erwartungen. Der Indexwert für die Konjunkturerwartung sprang von 83,2 auf 86,4 Punkte. Dagegen beurteilten die Firmen ihre aktuelle Lage etwas negativer, dieser Teilindex fiel leicht von 94,4 auf 94,1 Punkte. Alle Werte liegen also immer noch unter dem neutralen Wert von 100 Punkten. Die Stimmung in der Wirtschaft ist zwar besser als noch vor Monaten, gut ist sie damit noch lange nicht.
Auch die Verbraucher in Deutschland gehen mit etwas mehr Optimismus in das neue Jahr – oder besser formuliert, mit etwas weniger Pessimismus. Sowohl ihre Erwartungen an die Konjunktur als auch an die eigenen Einkommen haben sich spürbar verbessert. Das geht aus der neuen Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor. Der Index für Konsumklima stieg für Februar 2023 um 3,7 Punkte auf immer noch minus 33,9 Punkte. Damit verbessert sich das Konsumklima in Deutschland im vierten Monate in Folge. Die Forscher machen dafür in erster Linie die leichte Entspannung bei den Energiepreisen und die finanziellen Hilfen des Staates verantwortlich. Dennoch wird das Jahr 2023 für die Binnenkonjunktur schwierig bleiben und der private Konsum die gesamte wirtschaftliche Entwicklung nicht stützen können.
Und noch ein Jubiläum zum Schluss. 1988, also vor 35 Jahren, wurde der DAX eingeführt. Auf diesen langen Zeitraum gesehen legte der deutsche Leitindex um etwas mehr als acht Prozent pro Jahr zu. Diesen Wert hat der DAX 2023 bereits nach dem halben Januar erreicht. Der stärkste Jahresauftakt in der Historie dürfte die meisten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt haben. Kurstreiber sind bekanntlich vor allem die rückläufige Inflation und die fallenden Energiepreise. Dazu kommt die historisch niedrige Bewertung, das DAX-KGV für 2023 liegt mit rund zwölf immerhin knapp 15 Prozent unter dem historischen Schnitt. Da die Stimmung der Marktteilnehmer selbst nach der jüngsten Rallye keineswegs euphorisch ist, könnte der Kursaufschwung also durchaus noch eine Weile anhalten. Allerdings handelt es sich bei unserem in den Medien gefeierten Börsenbarometer nur um eine Täuschung, denn hier werden die Dividenden mit angerechnet, die auch in diesem Jahr wieder neue Rekordhöhen anstreben. Ohne Dividendenanrechnung ist der DAX ein Rohrkrepierer, denn der reine Kursindex beträgt aktuell nur 6.175 Punkte. Soviel gehört zur Ehrlichkeit dazu.