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Der US-Bankensektor, Optimismus bei Chipfabriken und die Leitzinsen

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die dritte US-Regionalbank ist ein Übernahmefall geworden. JP Morgan hat das ins Straucheln geratene Geldinstitut First Republic übernommen. First Republic ist bereits die dritte US-Bank, die aufgrund der steigenden Zinsen und mangelnder Liquidität die Türen schließen musste und sie wird noch nicht die letzte sein. Die Regionalbanken in den USA sind sicher nicht so gut aufgestellt, wie die Großbanken. Eine weltweite Bankenkrise ist trotzdem nicht zu erwarten. Aber Fakt ist, die Zinserhöhungen durch die Fed schaden den kleineren und mittleren Banken und werden dort noch einige Turbulenzen hervorrufen. Bankenaktien dieser Größenordnung werden gerade durch die Anleger auf „sell“ gesetzt.

Wie ernst die Lage ist, zeigt sich am Verhalten der Profiinvestoren, die mit Wetten auf fallende Kurse Geld verdienen. Diese sogenannten Shortseller haben (Stand 2. Mai) alleine bei den 30 größten regionalen Instituten fast 14 Milliarden Dollar investiert, um von einem weiteren Kursverfall zu profitieren. Das zeigt eine Auswertung des Finanzdatenanbieters S3 Partners.

Und die Shortseller werden auch noch weiterhin viel Geld verdienen, denn die US-Notenbank hat nicht unerwartet die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 5,00 bis 5,25 Prozent angehoben. Das ist der höchste Satz seit 2007. Allerdings wurde in der Pressemitteilung der Satz, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sein können, gestrichen. Marktteilnehmer haben diese Änderung im Statement als Ende des aggressivsten Zinszyklus seit den 80er-Jahren verstanden. Fed-Chef Powell unterstrich allerdings in der Pressekonferenz, dass weitere Zinsanhebungen in Abhängigkeit von weiteren Ereignissen möglich sein können.

Auch aus dem US-Finanzministerium sind sehr besorgte Töne zu vernehmen.  Wieder einmal streiten sich die Republikaner und Demokraten um die Erhöhung der Schuldengrenze. Das machen sie schon seit Jahrzehnten und letztendlich haben sie sich dann doch geeinigt. Nicht, dass eine  schuldenfinanzierte Haushaltpolitik solide ist, aber wenn man sich nicht einigen sollte, droht wieder ein Zahlungsausfall mit allen negativen Konsequenzen für die USA und auf Grund der Position der USA im Weltwirtschaftssystem auch an den Märkten in aller Welt. Sehr viel Zeit bleibt nicht mehr. Finanzministerin Janet Yellen hat im Streit um die Schuldenobergrenze vor einem möglichen Zahlungsausfall der Regierung bereits am 1. Juni gewarnt. Die Reserven könnten aber auch erst einige Wochen später aufgebraucht sein. Es sei unmöglich, das genaue Datum mit Sicherheit zu benennen, schrieb Yellen in einem Brief an den Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy. Die Schätzung basiere auf derzeit verfügbaren Daten. Wir werden sehen, wie lange die Verantwortlichen im Kongress dieses Mal das übliche Spiel spielen. Die Schuldengrenze liegt bisher bei rund 31,4 Billionen Dollar (rund 29 Billionen Euro). An einen Abbau der Schulden denkt bei Uncle Sam niemand mehr.

In Deutschland wurde in der abgelaufenen Woche mit großem Brimborium der Grundstein für ein neues Chipwerk in Dresden gelegt. Bauherr ist unser Depotwert Infineon. Mit viel Prominenz und einer Menge Vorschusslorbeeren hat der deutsche Halbleiterhersteller Infineon den Baustart für eine weitere Chipfabrik in Dresden gefeiert. Bundeskanzler Scholz sagte, Halbleiter seien “das Erdöl des 21. Jahrhunderts” und lobte: “Hier entsteht Deutschlands Zukunft.” EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nannte die neue Fabrik eine “enorm wichtige Nachricht” auch für Europa. Eine Milliarde Euro von der EU als staatliche Förderung stehen dafür bereit. Infineon investiert nach eigenen Angaben rund fünf Milliarden Euro in die sogenannte Smart Power Fab, die im zweiten Halbjahr 2026 die Produktion aufnehmen soll. Rund 900 neue Arbeitsplätze entstehen, wenn das Werk die Produktion aufnimmt.

Bis dahin bleibt die Euphorie erst einmal erhalten. Aber was passiert, wenn die Halbleiter zu teuer im Gegensatz zur asiatischen und auch zur amerikanischen Konkurrenz sind? Schon bei den Steuern, Löhnen und Sozialabgaben dürfte der Standort Deutschland zu teuer sein. Und die Energiepreise werden auch 2026 nicht denen der internationalen Konkurrenz gleichen. Was machen wir bei einer zu erwartenden Überproduktion, weil die Energiewende nicht so schnell vorangeht wie geplant? Und werden wir überhaupt genügend Fachkräfte bei unserem ständigen Fachkräftemangel haben? Ebenso müssen die Pläne wegen der gestiegenen Baupreise neu kalkuliert werden. Der amerikanische Konkurrent Intel wird in Magdeburg mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Und unser Depotwert TSMC , welcher eine neue Chipfabrik in Dresden plant, ebenfalls. Wir bleiben trotz aller Unwägbarkeiten optimistisch und hoffen, dass die Konzernspitzen alle Wendungen einplanen.

Und gerade läuft der neuen Leitzins über den Ticker. Die Euro-Währungshüter drosseln bei ihrer siebten Zinserhöhung in Folge etwas das Tempo und sind im Gleichschritt mit der Fed. Der Rat der Europäischen Zentralbank beschloss eine Anhebung der Leitzinsen um Euroraum um 0,25 Prozentpunkte. Zuvor hatte es drei Anhebungen um 0,50 Punkte gegeben. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt nun auf 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,25 Prozent Zinsen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Die Inflationsbekämpfung hat weiter Vorrang auf beiden Seiten des großen  Teiches. Für die angestrebten zwei Prozent Inflation bleibt dennoch viel zu tun.