Es gibt kaum eine Aktie, die unter Börsianern stärker polarisiert als die unseres Depotwertes Tesla. Dabei kann die Aktie des Elektroautobauers gar nichts dafür. Andere Weltkonzerne (und nicht nur Autobauer, wie das beispielsweise Alphabet schon länger beweist) sind längst auf den Zug der Elektromobilität aufgesprungen. Es ist der Firmenchef Elon Musk, der für das Polarisieren unter den Anlegern sorgt.
Viele lieben die Aktie, andere dagegen mögen sie überhaupt nicht im Depot haben. Denn die Vision des Unternehmens und die Entwicklungen der nächsten Jahre sind für viele schwer vorherzusehen.
Dass Tesla viel mehr als ein reiner Elektroautobauer ist, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Auf dem Investorentag am 1. März hatte Tesla-Gründer Elon Musk den Master Plan 3 vorgestellt. Die Vision: Nachhaltige Energie für die ganze Welt. Das klare Ziel dabei bleibt: Den Übergang der Welt zu nachhaltiger Energie beschleunigen. Da wären zunächst die vier verschiedenen Verbraucherfahrzeuge: das Model 3, Y, S und X. Die Erfolge können sich sehen lassen. Das Model Y wurde im ersten Quartal zum meistverkauften Fahrzeug in Europa und zum meistverkauften Nicht-Pickup-Fahrzeug in den Vereinigten Staaten. Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass Tesla seine Verkaufspreise für die Neuwagen immer wieder gesenkt hatte. Elon Musk hatte Mitte April auch betont, besser eine große Anzahl von Fahrzeugen mit einer niedrigeren Marge auszuliefern. Das Unternehmen hat auch mehrere Elektrofahrzeuge in petto, um weitere internationale Fahrzeugmärkte und Segmente anzusprechen, darunter spezialisierte E-Fahrzeuge für Verbraucher in Form des Cybertrucks und des neuen Tesla Roadsters. Der Cybertruck verfügt über eine hochfeste Außenschale, die maximale Langlebigkeit und Robustheit mit optimalem Insassenschutz kombiniert. Das Unternehmen ist derzeit dabei, die Installation der Serienproduktionslinie bei Giga Texas abzuschließen. Musk rechnet mit einer großen Auslieferung für das Produkt im dritten Quartal, das er zuletzt ‘Hall of Famer’ nannte (wir werden sehen, ob es wirklich als die noch nicht existente Halle taugt). Der Roadster ist hingegen als vollelektrischer Supersportwagen konzipiert.
Das Unternehmen ist dabei, seine kundenorientierte Infrastruktur durch ein globales Netzwerk von Fahrzeug-Servicecentern, mobilem Service, Karosseriewerkstätten, Supercharger-Stationen und Destination-Chargers weiter auszubauen. Ziel ist es, die breite Akzeptanz der Teslaprodukte zu beschleunigen. Zuletzt hat sich mit General Motors, der zweite große US-Elektroautohersteller, dazu entschlossen, seinen Kunden Zugang zum Supercharger-Elektroautonetz von Tesla zu ermöglichen. Zuvor hatte bereits Ford angekündigt, das Schnellladenetz nutzen zu wollen. Zudem will Tesla mit seiner Wärmepumpe die Effizienz in den Fahrzeugen erhöhen und auf diese Weise einen weiteren Wettbewerbsvorteil schaffen. Aber für Musk geht es in Zukunft auch darum, eine wirklich gute Wärmepumpe für Häuser und Büros zu entwickeln. Auch mit seinen Energieerzeugungs- und Speichersystemen hat das Unternehmen ein weiteres Ass im Ärmel: Powerwall und Megapack heißen die Energiespeicherprodukte mit Lithium-Ionen-Batterien. Während Powerwall für die Energiespeicherung in Privathaushalten oder kleinen gewerblichen Anlagen konzipiert wurde, ist Megapack eine Energiespeicherlösung für Gewerbe-, Industrie-, Versorgungs- und Energieerzeugungskunden. Im ersten Quartal hatten die Energiespeicher immerhin schon fast vier Gigawattstunden erreicht. Das war bei weitem das stärkste Quartal aller Zeiten. Der Hochlauf der Megafabrik im kalifornischen Lathrop läuft. Ziel ist es, in Zukunft eine Rate von 40 Gigawattstunden pro Jahr zu erreichen. Darüber hinaus hatte Tesla den Start einer neuen Megafabrik in Shanghai angekündigt. Musk erwartet, dass das Wachstum bei den stationären Speichern das Wachstum bei den Fahrzeugen deutlich übersteigen wird. Im ersten Quartal war der Umsatz allein aus Einnahmen aus Energieerzeugung und -speicherung im Jahresvergleich um 148 Prozent auf 1,529 Milliarden Dollar angestiegen.
Die Märkte honorieren die Ergebnisse mit starken Aufschlägen. Allen Zinserhöhungen zum Trotz, hat die Aktie des Elektroauto-Pioniers in diesem Jahr eine sagenhafte Performance aufs Parkett gelegt. Das Papier hat sich 2023 mehr als verdoppelt. Allein in diesem Monat liegt das Plus bei 25 Prozent. Analysten führen den jüngsten Anstieg von Tesla auf starke monatliche Verkäufe, weniger Abschläge auf Fahrzeuge, Inflationsreduzierungsgutschriften für das Model 3 mit Hinterradantrieb und die Nachricht zurück, dass Unternehmen wie Ford und Rivian das Ladenetzwerk des Unternehmens nutzen werden. Wir sehen, dass die Tesla-Aktie weiterhin stark bleiben wird, da der gesamte EV-Markt weiterwachsen wird, so unter anderem die Einschätzung von Goldman Sachs.
In der kommenden Woche wird Tesla seine Auslieferungszahlen für das zweite Quartal bekannt geben, wir werden darüber berichten. Viele Experten erwarten eine weitere Steigerung gegenüber dem ersten Quartal. Die UBS etwa geht davon aus, dass Tesla weitere fünf Prozent im Vergleich zum ersten Quartal auf 443.000 ausgelieferte Fahrzeuge schaffen könnte.
Selbst wenn die Visionen von Tesla nicht gleich erreicht werden, bleiben wir dabei und gehen nicht zum Arzt wie es der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt Menschen mit Visionen empfohlen hat.