Das sieht gar nicht so gut aus bei unserem Depotwert, dem Zahlungsdienstleister PayPpal. Vom 52-Wochen-Hoch bei knapp 100 Euro auf einen aktuellen Kurs von nur 57,48 Euro abgestürzt und damit praktisch in Reichweite vom 52-Wochen-Tief von 54,40 Euro. Da liegt die Frage nahe, woran liegt es?
Zuletzt hatten Sorgen über eine Wirtschaftsschwäche Chinas im Sog der Immobilienkrise des Landes sowie Bedenken, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins doch noch weiter anheben könnte, die Aktienmärkte belastet. Auch die PayPal-Aktie steht massiv unter Druck und fällt immer weiter.
Mit dem Ausscheiden von CEO Dan Schulman, er geht in den wohlverdienten Ruhestand, kann es nur bedingt zu tun haben, denn vor einem halben Jahr hat er sein Ausscheiden zum Ende des Jahres aus dem aktiven Geschäft angekündigt. Er ist 65 Jahre alt und hat PayPal seit der Abspaltung von eBay vor 10 Jahren geleitet. In der Anfangsphase hat er PayPal als digitalen Dienstleister fest in den globalen Zahlungsstrukturen verankert. In der jüngeren Vergangenheit haben jedoch insbesondere Visa und Mastercard ihren Vorteil genutzt, Verträge bis in die kleinsten Einzelhandelsgeschäfte weltweit zu haben. Schulman konnte sich mit PayPal nicht gegen diese Infrastruktur behaupten. Das Wachstum ließ zu wünschen übrig.
Ende September übernimmt Alex Chriss als neuer CEO die Führung bei unserem Depotwert.
Alex Chriss hat bei Intuit, dem großen kalifornischen Anbieter von Standardsoftware im Bereich der Zahlungsabwicklung, insbesondere den Bereich der Kleinunternehmen betreut und für diese viele Lösungen entwickelt, die sich zum Marktstandard durchsetzen konnten. Dabei hat er insbesondere durch Übernahmen das Produktspektrum seines Unternehmens ausgebaut.
Schulman wehrte sich gegen den Verdacht, dass sein Rückzug im Zusammenhang mit dem aktivistischen Investor Paul Singer stehen könnte, der im vergangenen Sommer mit seinem Hedgefonds Elliott Management bei PayPal eingestiegen war. Elliott ist für sein Pochen auf hohe Renditen und seine Einmischung ins Management bekannt. In einem Interview mit CNBC am Donnerstag erklärte Schulman, er habe keinen Druck von Elliott erfahren. Der Fonds habe das Management von PayPal bei seiner Arbeit “unglaublich unterstützt”.
Mit dem Antritt des neuen CEO kann PayPal möglicherweise wieder mehr Marktanteile gewinnen. Der ganz große Wurf scheint es aber nicht zu sein, doch für die Aktie ist das aus Sicht ihres Autors auch gar nicht erforderlich. Dem Papier würde es schon helfen, wenn die derzeit rückläufigen Wachstumszahlen wieder zu steigen beginnen. Denn die aktuelle Bewertung spiegelt einen Niedergang des Unternehmens wider, der so nicht vorhanden ist.
Bereits Ende September, genau am 27.September 2023 wird Chriss den Staffelstab von Schulman übernehmen. Schulman wechselt dann in den Verwaltungsrat. Der Führungswechsel ist positiv zu werten und wir werden sehen, wie er sich auf unseren Depotwert auswirken wird.
Schauen wir noch schnell in die Quartalszahlen. Auf den ersten Blick fielen die Zahlen gar nicht unbedingt schlecht aus. Die Umsätze legten von 6,8 Milliarden US-Dollar im Vorjahr bis auf 7,3 Milliarden Dollar zu. Allerdings reichte das leider nicht aus, um die Börsianer zu überzeugen, denn die schauten eher auf die verhaltene Prognose. Die sagt für das dritte Quartal nur einen Umsatz von 7,4 Milliarden Dollar voraus. Das liegt nur knapp über den Erwartungen der Analysten, die von 7,32 Milliarden Dollar ausgegangen waren. Beim Gewinn je Aktie ergibt sich ein ähnliches Bild. PayPal rechnet mit 1,22 bis 1,24 Dollar/Aktie; die Experten rechneten bisher mit 1,22 Dollar/Aktie.
Das reißt die Anleger zwar nicht von den Stühlen, ist aber noch verschmerzbar. Ganz anders sieht es hingegen bei der bereinigten operativen Marge aus, die im zweiten Quartal bei 21,4 Prozent landete. Die Prognose der Analysten von 22 Prozent wurde damit recht deutlich verfehlt. Das wiegt doppelt schwer, da die Margen bei PayPal schon seit Längerem das große Sorgenkind sind. Auch ein dezentes Wachstum bei den Nutzerzahlen half da letztlich nicht weiter, um die Stimmung zu heben.
Auch wenn PayPal eigentlich auf hohem Niveau enttäuscht, so erkennen die Anleger allem Anschein nach nicht genügend Wachstumspotenzial, um hier noch Investitionen zu rechtfertigen. Wie mit dem jüngsten Kursrutsch umzugehen ist, liegt im Auge des Betrachters. Pessimisten dürften sich für den Moment bestätigt fühlen, während sich für Optimisten die nächste Kaufgelegenheit ergibt.
Für das nächste Quartal dürfen wir auch keinen großen Wurf erwarten. Alex Chriss als neuer CEO wird dem allgemeinen Trend folgen und alle Leichen aus dem Keller seines Vorgängers hervorholen, um danach unbelastet zu starten. Dann ist die Schonzeit vorbei und die Anleger erwarten von ihm neue Impulse, sprich bessere Ergebnisse, Renditen und Prognosen.