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Börsenwissen: Was bringt die neue China Strategie? Teil III

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Klar, teurere Alternativen zum Produzenten China gibt es natürlich. Kanada, Japan, Südkorea, die Slowakei und die USA sind Produzenten von Gallium, welches teilweise durch Recycling gewonnen wird. Bei Germanium ist das schwieriger, es wird aber auch in Kanada, Russland und den USA hergestellt. Aber wir dürfen hier wie gehabt wiederum von Schwierigkeiten auf Grund langfristiger Lieferverträge und Preiserhöhungen ausgehen. Wir kennen das bereits von der Erdgaskrise, dass durch teures Flüssiggas ersetzt wurde, im vergangenen Jahr. 

Eine andere Alternative wäre, wir nehmen unser eigenes Germanium. Wir hatten und haben das wertvolle Element, bei uns wurde es ja entdeckt. Aber dazu müssen wir uns von der Idee verabschieden aus der Kohle auszusteigen. Für die Grünen in der Bundesregierung unvorstellbar. Braunkohle ist der dreckigste aller Brennstoffe – und gleichzeitig einer der wertvollsten. Warum? Verfeuern Kraftwerksbetreiber eine Tonne Braunkohle, setzen sie damit neben dem schädlichen Kohlendioxid auch andere Rohstoffe frei. Aus der Asche, die weltweit jedes Jahr bei der Verfeuerung von 7,8 Milliarden Tonnen Kohle anfällt, lassen sich bis zu 10.000 Tonnen Uran und ganze 93.000 Tonnen Germanium gewinnen. Beim aktuellen Preis von gut 1.470 Euro für ein Kilogramm des Elements (Stand 9. Juli 2023), hätte diese Menge einen Wert von mehr als 136 Milliarden Euro. Knapp ein Drittel des heute auf dem Weltmarkt angebotenen Germaniums wird Angaben der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) zufolge deshalb aus Kohle gewonnen.

In Russland, uns leider auch nicht mehr so freundlich gesonnen wie einst, finden sich knapp die Hälfte der globalen Germanium-Reserven und –Ressourcen in Höhe von insgesamt 35.600 Tonnen. Die Volksrepublik China verfügt über ein weiteres knappes Drittel der Vorkommen. Nachdem das Land seine Germanium-Förderung in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet hat, kontrolliert China heute allerdings 65 Prozent des Weltmarktes für den Rohstoff. Mit weitem Abstand folgt Russland mit 4,6 Prozent. Andere Länder machen zusammen gut 30 Prozent der Raffinade-Produktion aus. Rohstoffkonzerne gewinnen das Element außer aus Asche vor allem als Nebenprodukt des Zink – sowie manchmal des Kupferabbaus. Laut der USGS werden aber nur etwa drei Prozent des in Zinkerzen vorhandenen Germaniums abgebaut.

Da werden unser Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sowie seine Nachfolger, egal von welcher Partei, noch schwere Probleme in Zukunft bekommen. Zumal die weltweiten Reserven bei heutigen Verbrauchsannahmen nur noch 200 Jahre reichen.

Mit Gallium sieht es nicht besser aus. Elektronikgeräte und LED´s sorgen für einen weltweit steigenden Bedarf am begehrten Halbmetall, dessen Produktionskapazität sich seit 2010 verdreifacht hat. Und über 80 Prozent der Kapazitäten liegen dabei in China.

Eine Wiederaufnahme der Primär Gallium-Produktion hierzulande wurde 2021 angekündigt,  aber wie bisher immer nach großen Ankündigungen, noch nicht umgesetzt. Lieferketten zu diversifizieren ist eine teure und langwierige Angelegenheit. In der Zwischenzeit leidet die Wirtschaft und die Konsumenten zahlen höhere Preise, müssen länger auf Endprodukte warten. Manche Länder wie die USA, Japan und Südkorea haben staatliche Vorräte eines oder beider Minerale angelegt. Und nach Deutschland brauchen wir gar nicht zu fragen. Die Ampelregierung hat zwar eine neue Chinastrategie völlig übereilt beschlossen, aber es dabei versäumt, vorher eine ausreichende staatliche Reserve, der so exorbitant wichtigen Rohstoffe, anzulegen.

Die chinesischen Exportkontrollen stellen eine bedeutende Eskalation im Technologiekrieg zwischen China und dem Westen dar. Es besteht Grund zur Sorge, dass dies erst der Anfang ist. Denn China dominiert den Weltmarkt für Rohstoffe für High-Tech-Produkte und die EU ist zu über 90 Prozent von Lieferungen aus der Volksrepublik abhängig.

Aktuell handelt sich derzeit nur um eine Exportkontrolle, noch nicht um ein Exportverbot. Wer sich gut mit China stellt, dürfte wohl weiter beliefert werden. Auch sei es nicht im Interesse Chinas den Handelskrieg weiter anzufachen, meinen Experten. Denn Gallium und Germanium könnte langfristig auch mit hohen Kosten und Investitionen in Deutschland hergestellt werden, während es für China schwieriger sein dürfte, selbst Hochtechnologie zu produzieren. Nur China hat noch mehr Druckmittel in der Hand als Deutschland bzw. Europa. Und das ist teilweise sogar selbst verschuldet z. B. die Solarindustrie. Deutschland war einmal Weltmarktführer. Aber das Desinteresse der damaligen deutschen CDU-geführten Bundesregierung an der Beibehaltung der Weltmarktführerschaft hat dazu geführt, dass es in Deutschland keine nennenswerte Solarindustrie mehr gibt. Auch hier ist unsere Energiewende abhängig von dem Reich der Mitte (wir haben darauf mehrfach schon hingewiesen).

Auch das Prestigeprojekt der chinesischen Neuen Seidenstraße hat durch den italienischen Austritt einen weiteren Dämpfer erhalten. Und jetzt hat die Meloni-Regierung in Rom berechtigterweise Angst vor den Reaktionen aus Peking. Wie wir bereits damals bei der Vorstellung des Projektes geschrieben haben, sollte die Neue Seidenstraße im Hafen von Duisburg enden. Auch wenn es mit dem Projekt nicht so richtig vorangeht, muss die Bundesregierung genau darüber nachdenken, ob sie der römischen Regierung folgt.

Und wenn wir einmal beim Nachdenken sind, wäre es doch ein gutes Ergebnis, wenn Deutschland die ganze Chinastrategie noch einmal überarbeiten bzw. ganz still und leise in der Versenkung verschwinden lässt. Die Wirtschaft und die unter den Mehrkosten stöhnenden Bürger unseres Landes würden es mehrheitlich sicher begrüßen.