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Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 3

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Das vielbeschworenen Starlink ist ein von dem US-Raumfahrtunternehmen SpaceX betriebenes Satellitennetzwerk, das seit 2020 in den USA Internetzugang bietet, seit 2023 weltweit. Zum Kerngeschäft von Starlink zählen die Bereitstellung von Internetzugängen mit besonders geringer Paketumlaufzeit und die Abdeckung von Gebieten, in denen zuvor keine oder eine nicht ausreichende Internetverbindung zur Verfügung stand.

Mit 7302 Starlink-Satelliten im Erdorbit (Stand Ende April 2025) ist SpaceX der mit Abstand größte Satellitenbetreiber weltweit. Die zuständige US-Behörde FCC erteilte Genehmigungen für den Betrieb von insgesamt 19.427 Satelliten; Lizenzen für weitere 22.488 Satelliten wurden von SpaceX beantragt (Stand: Ende 2022). Die Starlink-Satelliten werden von einer SpaceX-Niederlassung in Redmond im Staat Washington entwickelt, gefertigt und betrieben. 

Als die USA den Starlink für die Ukraine abschalteten, war die ukrainische Armee sozusagen blind und wusste nicht, wo die russischen Stellungen lagen, die sie mit Drohnen angreifen wollten. Erst als die Kunden, die das US-Kampfflugzeug F35 bestellt hatten laut darüber nachdachten, eine Stornierung der Aufträge in Erwägung zu ziehen, merkte das Weiße Haus, dass die Abschaltung des Starlink das eigene Geschäft gefährden könnte. Und ganz schnell wurde die Beschränkung wieder aufgehoben. Die F35 sind bspw. auf die Informationen von Starlink angewiesen (wir hatten darüber berichtet).

Andererseits ist es ein Weckruf für die Konkurrenz in Gestalt des französischen Satellitenbetreibers Eutelsat, seine eigenen Kapazitäten auszubauen. Im Augenblick reicht das europäische System aus, einen Großteil der nichtprivaten Anwendungen abzudecken. Aber die ukrainische Nachfrage nach Konnektivität (Fähigkeit von Betriebssystemen, zwischen einem Rechner und Netzwerken, besonders dem Internet, eine Verbindung herzustellen) würde man mit Eutelsat nicht befriedigen können, stellte die CEO von Eutelsat Eva Berneke fest. Schon jetzt liefert das Unternehmen neue Terminals in die Ukraine für den Fall, dass Starlink wieder einmal abgeschaltet wird.

Übrigens sehen wir hier wieder die doppelte Nutzung durch zivile und militärische Einrichtungen. Wenn das europäische System dann endlich an das amerikanische System Starlink angeglichen ist, bedeutet es wieder ein Stück mehr Unabhängigkeit für die Europäer. Wir dürfen in diesem Zusammenhang die Entwicklungen in China und Russland und kommender Weltraummächte nicht unterschätzen.

Es hat sich etwas im Bewusstsein der Anleger gewandelt. Noch vor drei Jahren standen Rüstungsaktien ganz oben auf der Ausschlussliste, wenn es um nachhaltige Investments ging, die bis dahin von fast allen Vermögensverwaltern angepriesen wurden. Doch der aggressive Angriffskrieg der Russen auf das benachbarte ukrainische Brudervolk hat zu einem Umdenken geführt, das durch alle Gesellschaftsschichten geht, auch in der Politik. Die Lage hat sich um 180 Grad gedreht. Heute lassen sich Politiker gerne blicken, wenn z. B. eine neue Waffenfabrik eingeweiht wird. Vor einigen Jahren wäre das noch völlig undenkbar gewesen.

Inzwischen hat das Argument an Bedeutung gewonnen, dass Waffen auch der Verteidigung und damit der Rettung von Menschenleben dienen. Das ist für sich genommen sicher richtig. Besonders zu betonen ist die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen, die es in der Rüstungsindustrie durchaus gibt. Das ist wiederum nicht unproblematisch. Denn auch mit einem Rüstungsgut, das primär der Verteidigung dient, können im Zweifelsfall Menschen angegriffen werden.

In der Vergangenheit galt die Rüstungsindustrie zumindest im Rahmen nachhaltiger Anlagestrategien als klares „No go.“ Aber auch herkömmliche Ansätze waren von entsprechenden Aktien zumindest nicht begeistert. Doch der Ausschluss von Rüstungsherstellern wird zunehmend aufgeweicht. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass Rüstungsaktien in den zurückliegenden drei Jahren enorme Kursgewinne verzeichneten. Die gern geäußerte Einschätzung, dass nachhaltiges Investieren nicht zu Lasten der Rendite geht, hat sich zumindest seit Beginn des Ukraine-Krieges als falsch erwiesen.

Grundsätzlich muss jeder Investor selbst entscheiden, in welche Richtung sein moralischer Kompass bei Rüstungsgütern ausschlägt. Die Frage, was unter nachhaltigen oder ethischen Gesichtspunkten vertretbar ist, lässt sich leider einmal mehr nicht eindeutig beantworten.

Und noch etwas sollten Anleger bedenken, wenn sie in diesem Bereich investieren. Bei Verteidigung geht es nicht nur um konventionelle Waffen und Systeme, sondern auch um Infrastruktur, Software oder Cybersicherheit. Wie bei anderen Anlagethemen verspricht auch im Verteidigungsbereich eine breite Streuung über Regionen und Branchen das beste Rendite-Risiko-Verhältnis.

Entscheiden sich Investoren jedoch für ein Engagement im Rüstungsbereich, so sind in jedem Fall einige finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Auf dem europäischen und noch mehr auf dem deutschen Kurszettel gibt es nur wenige größere Rüstungswerte. In Deutschland ist hier eigentlich nur Rheinmetall zu nennen. Von September 1996 bis zum Anfang Mai 2025 stieg die Aktie von 20 Euro auf 1576 Euro. Mit einem KGV von 91 ist das Papier durchaus noch günstig bewertet und hat noch Potential weiter Richtung Norden zu laufen.

Im letzten Teil unserer kleinen Reihe zum Thema Rüstungsaktien werden wir einige ausgewählte Aktien für interessierte Anleger aus diesem Bereich vorstellen.