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Der Clubfonds-Ticker
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Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 4

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Als Rüstung bezeichnet man die militärischen Maßnahmen und Mittel zur Vorbereitung von militärischen Angriffs- oder Verteidigungshandlungen. Bei Rüstung geht es in erster Linie um den Verkauf von Rüstungsgütern durch Rüstungsunternehmen und deren Kauf durch Staaten. Auch der bilaterale Handel von Waffen und Rüstungsgütern gewinnt an Relevanz und stellen für zahlreiche Staaten große finanzielle Einnahmequellen dar. Zu den Militärausgaben gehören unter anderem die Personalkosten und die Instandhaltung der vorhandenen Rüstungsgüter.

Rüstungsaktien haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Insbesondere der Krieg in der Ukraine und der eskalierende Nahostkonflikt haben die Nachfrage nach Rüstungsgütern und damit auch das Interesse an Aktien der Rüstungsindustrie stark steigen lassen. Dabei rücken sowohl deutsche Rüstungsaktien als auch US-Rüstungsaktien verstärkt in den Fokus von Investoren.

Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall hatten wir schon erwähnt. Auch wenn das Düsseldorfer Unternehmen in erster Linie als Rüstungskonzern bekannt geworden ist, so sollten wir auch erwähnen, dass Rheinmetall nicht nur für die Ausrüstung von Armeen arbeitet. Es ist genauso als ein Autozulieferer und im Maschinenbau aktiv (allerdings, nach neuesten Informationen soll der Konzern in Zukunft zu einem reinen Rüstungskonzern umgebaut werden, die anderen Sparten sollen verkauft werden). Rheinmetall ist die größte deutsche Rüstungsfirma und belegt den 20. Platz unter den Top 100 der Rüstungsunternehmen weltweit. 

Ein weiteres börsennotiertes deutsches Unternehmen ist RENK mit Sitz in Augsburg, ein Hersteller von Getrieben, Motoren, Hybridantriebssystemen, Federungssystemen für Fahrzeuge, Gleitlagern, Kupplungen und Prüfsystemen. Das Unternehmen baut Spezialgetriebe für Panzer Fregatten und Eisbrecher sowie für die Industrie und ist Lieferant von Fahrwerken und Dämpfungssystemen für militärische Ketten und Radfahrzeuge.

Auch Hensoldt müssen wir in diesem Zusammenhang erwähnen. Die Hensoldt AG ist ein börsennotierter Rüstungskonzern mit Sitz in Taufkirchen. Hauptproduktbereiche sind Radare und optoelektronische Systeme, elektronische Kampfführung sowie Avionik.

Es gibt eigentlich nicht sehr viele Rüstungskonzerne in Deutschland, die börsennotiert sind. Einige Konzerne sind zwar auch auf dem Rüstungssektor tätig, haben aber hauptsächlich eine größere Produktpalette für die zivile Nutzung im Programm. Wir denken hier bspw. an Thyssen Krupp mit seiner Marinesparte und Jenoptik, deren Produkte in beiden Bereichen Verwendung finden.

Rheinmetall ist wirklich der größte und bekannteste deutsche Rüstungsproduzent. Es sollte niemand verwundert sein, wenn in naher Zukunft ein deutscher Rüstungskonzern von einem internationalen Unternehmen oder Konsortium übernommen wird, denn unsere Unternehmen sind zu klein, um den großen Playern im Geschäft mit der Aufrüstung Paroli zu bieten. Außerdem lockt die Politik geradezu mit der Aufrüstungswelle die internationalen Konzerne an.

In Europa hatten wir im Beitrag schon Eutelsat erwähnt, der französische Sattelitenkonzern hat gerade einen neuen Chef bekommen. Jean-Francois Fallacher übernimmt die Führung des Unternehmens ab 01. Juni 2025 und soll den Abstand zu Starlink möglichst schnell verkleinern. Die Börsen nahmen diese Berufung begeistert auf. 

Die Thales Group mit Sitz in Paris ist ein französischer börsennotierter Elektronikkonzern mit Aktivitäten in Militärtechnik, Luft und Raumfahrt und Sicherheit. 

In Europa gibt es auch einen börsennotierten größten Rüstungskonzern. BAE Systems plc (British Aerospace Electronic Systems) ist ein britischer multinationaler Rüstungs-, Informationssicherheits- und Luftfahrtkonzern. Das Unternehmen hat seinen Sitz in London. Neben der Rüstungsproduktion ist der Konzern auch in der Luft- und Raumfahrt tätig.

Der Blick auf die zehn größten Rüstungskonzerne der Welt zeigt: Die meisten davon sitzen in den USA und China. Aus Ländern der Europäischen Union sind der bekannte Airbus-Konzern (transeuropäisch) und Leonardo (Italien) die größten Rüstungskonzerne. Sie stehen auf Platz 12 und 13. 

Und wen wundert es noch, auch Russland ist vertreten in der Liste der zehn größten Rüstungskonzerne der Welt mit Rostec auf Platz sieben.

Auf den ersten fünf Plätzen liegen General Dynamics (USA) davor liegt Boeing (USA). Und die ersten drei Plätze gehen an Northrop Grummon (USA), RTX (USA) und auf dem ersten Platz liegt Lockheed Martin.

Interessant ist, dass auch China in dieser Liste mit auftaucht, zwar noch nicht ganz vorn aber auf den Plätzen acht bis zehn finden wir auch chinesische Rüstungskonzerne. Es handelt sich dabei um AVIC auf Platz acht, NORINCO auf Platz neun und CETC auf dem zehnten Platz. Alle drei chinesischen Rüstungskonzerne sind ebenfalls börsennotiert.

Es bleibt jedem Anleger selbst überlassen, welche Entscheidungen er im Bereich Rüstung trifft. Fakt ist, sehr viele Konzerne nutzen die aus der Forschung und der Aufrüstung gewonnenen Erkenntnisse auch für Verbesserungen im Zivilbereich bspw. in der Raumfahrt oder in der Luftfahrttechnik. 

Natürlich wäre es besser, wenn wir keine Aufrüstung mehr benötigen würden. Aber leider lassen das manche Länder auf dem Globus nicht zu. Frieden schaffen ohne Waffen hieß es einmal in der Vergangenheit, aber leider ist die Welt nicht besser geworden.

Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 3

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Das vielbeschworenen Starlink ist ein von dem US-Raumfahrtunternehmen SpaceX betriebenes Satellitennetzwerk, das seit 2020 in den USA Internetzugang bietet, seit 2023 weltweit. Zum Kerngeschäft von Starlink zählen die Bereitstellung von Internetzugängen mit besonders geringer Paketumlaufzeit und die Abdeckung von Gebieten, in denen zuvor keine oder eine nicht ausreichende Internetverbindung zur Verfügung stand.

Mit 7302 Starlink-Satelliten im Erdorbit (Stand Ende April 2025) ist SpaceX der mit Abstand größte Satellitenbetreiber weltweit. Die zuständige US-Behörde FCC erteilte Genehmigungen für den Betrieb von insgesamt 19.427 Satelliten; Lizenzen für weitere 22.488 Satelliten wurden von SpaceX beantragt (Stand: Ende 2022). Die Starlink-Satelliten werden von einer SpaceX-Niederlassung in Redmond im Staat Washington entwickelt, gefertigt und betrieben. 

Als die USA den Starlink für die Ukraine abschalteten, war die ukrainische Armee sozusagen blind und wusste nicht, wo die russischen Stellungen lagen, die sie mit Drohnen angreifen wollten. Erst als die Kunden, die das US-Kampfflugzeug F35 bestellt hatten laut darüber nachdachten, eine Stornierung der Aufträge in Erwägung zu ziehen, merkte das Weiße Haus, dass die Abschaltung des Starlink das eigene Geschäft gefährden könnte. Und ganz schnell wurde die Beschränkung wieder aufgehoben. Die F35 sind bspw. auf die Informationen von Starlink angewiesen (wir hatten darüber berichtet).

Andererseits ist es ein Weckruf für die Konkurrenz in Gestalt des französischen Satellitenbetreibers Eutelsat, seine eigenen Kapazitäten auszubauen. Im Augenblick reicht das europäische System aus, einen Großteil der nichtprivaten Anwendungen abzudecken. Aber die ukrainische Nachfrage nach Konnektivität (Fähigkeit von Betriebssystemen, zwischen einem Rechner und Netzwerken, besonders dem Internet, eine Verbindung herzustellen) würde man mit Eutelsat nicht befriedigen können, stellte die CEO von Eutelsat Eva Berneke fest. Schon jetzt liefert das Unternehmen neue Terminals in die Ukraine für den Fall, dass Starlink wieder einmal abgeschaltet wird.

Übrigens sehen wir hier wieder die doppelte Nutzung durch zivile und militärische Einrichtungen. Wenn das europäische System dann endlich an das amerikanische System Starlink angeglichen ist, bedeutet es wieder ein Stück mehr Unabhängigkeit für die Europäer. Wir dürfen in diesem Zusammenhang die Entwicklungen in China und Russland und kommender Weltraummächte nicht unterschätzen.

Es hat sich etwas im Bewusstsein der Anleger gewandelt. Noch vor drei Jahren standen Rüstungsaktien ganz oben auf der Ausschlussliste, wenn es um nachhaltige Investments ging, die bis dahin von fast allen Vermögensverwaltern angepriesen wurden. Doch der aggressive Angriffskrieg der Russen auf das benachbarte ukrainische Brudervolk hat zu einem Umdenken geführt, das durch alle Gesellschaftsschichten geht, auch in der Politik. Die Lage hat sich um 180 Grad gedreht. Heute lassen sich Politiker gerne blicken, wenn z. B. eine neue Waffenfabrik eingeweiht wird. Vor einigen Jahren wäre das noch völlig undenkbar gewesen.

Inzwischen hat das Argument an Bedeutung gewonnen, dass Waffen auch der Verteidigung und damit der Rettung von Menschenleben dienen. Das ist für sich genommen sicher richtig. Besonders zu betonen ist die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen, die es in der Rüstungsindustrie durchaus gibt. Das ist wiederum nicht unproblematisch. Denn auch mit einem Rüstungsgut, das primär der Verteidigung dient, können im Zweifelsfall Menschen angegriffen werden.

In der Vergangenheit galt die Rüstungsindustrie zumindest im Rahmen nachhaltiger Anlagestrategien als klares „No go.“ Aber auch herkömmliche Ansätze waren von entsprechenden Aktien zumindest nicht begeistert. Doch der Ausschluss von Rüstungsherstellern wird zunehmend aufgeweicht. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass Rüstungsaktien in den zurückliegenden drei Jahren enorme Kursgewinne verzeichneten. Die gern geäußerte Einschätzung, dass nachhaltiges Investieren nicht zu Lasten der Rendite geht, hat sich zumindest seit Beginn des Ukraine-Krieges als falsch erwiesen.

Grundsätzlich muss jeder Investor selbst entscheiden, in welche Richtung sein moralischer Kompass bei Rüstungsgütern ausschlägt. Die Frage, was unter nachhaltigen oder ethischen Gesichtspunkten vertretbar ist, lässt sich leider einmal mehr nicht eindeutig beantworten.

Und noch etwas sollten Anleger bedenken, wenn sie in diesem Bereich investieren. Bei Verteidigung geht es nicht nur um konventionelle Waffen und Systeme, sondern auch um Infrastruktur, Software oder Cybersicherheit. Wie bei anderen Anlagethemen verspricht auch im Verteidigungsbereich eine breite Streuung über Regionen und Branchen das beste Rendite-Risiko-Verhältnis.

Entscheiden sich Investoren jedoch für ein Engagement im Rüstungsbereich, so sind in jedem Fall einige finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Auf dem europäischen und noch mehr auf dem deutschen Kurszettel gibt es nur wenige größere Rüstungswerte. In Deutschland ist hier eigentlich nur Rheinmetall zu nennen. Von September 1996 bis zum Anfang Mai 2025 stieg die Aktie von 20 Euro auf 1576 Euro. Mit einem KGV von 91 ist das Papier durchaus noch günstig bewertet und hat noch Potential weiter Richtung Norden zu laufen.

Im letzten Teil unserer kleinen Reihe zum Thema Rüstungsaktien werden wir einige ausgewählte Aktien für interessierte Anleger aus diesem Bereich vorstellen.

Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Der Krieg in der Ukraine wird aktuell hauptsächlich mit Drohnen geführt. Und genau das ist die Zukunft für die künftigen Armeen der Länder. Wir sehen fast täglich in den Medien, was für einen Schaden die Kampfdrohnen anrichten. Natürlich werden nicht nur Kampfdrohnen gebraucht, sondern bspw. auch Aufklärungsdrohnen. Hier müssen noch sehr viele Erfahrungen gesammelt werden, um die Störsender des Gegners zu umgehen und auszuschalten. Das ist für die meist jungen Startup in dieser meist zivilen Branche eine Herausforderung, denn mit der immer wieder geforderten Work-Life-Balance funktioniert es im Verteidigungsfall dann eben nicht mehr, denn ein Softwareupdate muss dann eben sofort raus, wenn Störsender die Elektronik der Drohne am Einsatz hindern. 

Und so kommt es, dass das Cyber Innovation Hub der Bundeswehr ganz eng mit den Startups zusammenarbeiten müssen. Problem erkannt, Problem gebannt, so muss es jetzt schnell vorwärtsgehen. Die Einheit mit Sitz in einem alten Gewerbehof nahe der TU Berlin, ist eine Schnittstelle für die neue Art der Kriegsführung. Jedes auftretende Problem wird über das CIH an das mit den Dingen besser vertraute Startup weitergeleitet. Nicht nur Probleme mit Software- sondern auch Hardwareprobleme müssten eigentlich durch eine offene Schnittstelle sofort gelöst werden. Da allerdings spielen leider viele Rüstungskonzerne, vor allem aus den USA, nicht mit. Bündnispartnerschaft sieht anders aus.

Von moderner Rüstungsproduktion können wir viel von den Ukrainern lernen, die inzwischen nach drei über Jahren Krieg als Vorbild für Europa gelten. Zu den ukrainischen Rüstungsunternehmen zählen Riesen wie Ukroboronprom mit 60.000 Beschäftigten, das heute weltweit zu den 50 größten der Branche gezählt wird. Es kooperiert bspw. mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall beim Panzerbau. Aber auch die Plattform Brave1 gehört dazu. Diese Plattform vereinigt mittlerweile 1.500 Startups und Kleinstunternehmen mit 3.500 Projekten. Vor allem bei der Entwicklung von Drohnen kam dieses Netzwerk zum Tragen. Im März wurde eine Drohne mit 3.000 km Reichweite und einer Kampffähigkeit, wie man sie bisher nur von Marschflugkörpern kannte, präsentiert. Seit mehr als drei Jahren ist die Ukraine jetzt im aufgezwungenen Krieg mit Russland. Betrug der Umsatz der Rüstungsindustrie bei Kriegsbeginn nur eine Milliarde Dollar, so beträgt er heute 35 Milliarden Dollar. Das ist eine einmalige Leistung seit dem Endes Zweiten Weltkrieges und wird, je länger der Krieg andauert, weiter ansteigen müssen. Stellen wir uns nur einmal vor, dass die Bundeswehr nach dem Krieg nicht mehr ihre Waffen bei US-Rüstungskonzernen kauft, sondern neue und moderne praxisbezogene Geräte aus der Ukraine bezieht, die dann wahrscheinlich auch kostengünstiger und serviceorientierter zu erwerben sind. Auch die US-Startups kooperierten mit den ukrainischen Herstellern, um die Drohnen der eigenen US-Army deutlich kampffähiger und billiger zu machen. Das sollte auch im Weißen Haus zu denken geben, wenn immer wieder davon gesprochen wird, die Ukraine lebe nur auf Kosten der USA.

Fakt ist aber auch, an den USA kommt in Sachen Ausrüstung und Militärtechnologie noch immer niemand vorbei. Auch die Ukraine bleibt trotz großer Fortschritte abhängig von der US-amerikanischen Technik. Auch bei der Steuerung ihrer eigenen Drohnen. Mit deren massivem Einsatz ist ein Problem in den Vordergrund gerückt, dass die Europäer lange vernachlässigt haben: die Kommunikation auf den Schlachtfeldern. Denn egal welche hochgerüstete Kleinfluggeräte eingesetzt werden und egal, ob sie zerstören oder nur aufklären sollen, die Geräte brauchen eine stabile Verbindung zu ihren Einheiten und diese Verbindungen sollte wenig Zeitverzögerung haben. Um das zu garantieren, müssen diese Kleinfluggeräte eine stabile Verbindung zum Internet herstellen. Abgesehen von der deutschen Internetinfrastruktur, die immer noch sehr zu wünschen übrig lässt und wahrscheinlich im Verteidigungsfall auch nicht funktionieren würde, haben die weitaus fortschrittlicheren Ukrainer noch gegen das Problem einer zerstörten Bodeninfrastruktur für Telekommunikation zu kämpfen. Da diese wie wir wissen im Kriegsfall sehr oft als erstes zerstört wird und eine Widerinstandsetzung nicht so schnell und nachhaltig möglich ist, spielt die Versorgung über Satellitensignale eine immer größere Rolle. Übrigens sind die Sattelitensignale auch bei größeren Einsätzen in Friedenszeiten notwendig, Denken wir dabei nur ein an Naturkatstrophen, wie bspw. Erdbeben, Erdrutsche und Überschwemmungen, wo große Flächen zerstört werden und die Verletzten aufgespürt werden müssen, um sie schnellstmöglich medizinisch und humanitär zu versorgen. 

Und wo wird so ein großes und leistungsstarkes Sattelitennetz betrieben? Richtig, in den USA. Mit Starlink haben die USA aber auch ein Druckmittel in der Hand, um gegen die ungeliebten Ukrainer vorzugehen, wenn diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Aber auch US-amerikanische Militärmaschinen, wie das Kampfflugzeug F-35, von denen auch Deutschland 35 Stück bestellt hat, sind von den Informationen von Starlink abhängig.

Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Rüstungsaktien bleiben immer ein zweischneidiges Schwert. Viele Anleger meiden sie, weil sie nicht am Tod von Menschen (Soldaten und Zivilisten) beteiligt sein, geschweige denn auch noch daran verdienen wollen. Das muss man akzeptieren. Gerade jetzt, wo der Ukrainekrieg so oder so in seine finale Phase eintritt, gibt es auch wiederum Befürworter des Kaufes von Aktien der Rüstungsindustrie.

Realistisch gesehen sind Investitionen in die Verteidigung schon ein wichtiges Argument für den Kauf solcher Aktien. Blicken wir einmal kurz zum Anfang der Invasion der Russen in das Nachbarland. Es war die kurze aber doch sehr einprägsame Zeit als Deutschland die Ukraine nur verbal unterstützte. Anschließend kam das geradezu lächerliche Angebot von den berühmt-berüchtigten 5.000 Stahlhelmen an die Ukrainische Armee. Ein zögerlicher Kanzler aus der SPD sorgte mit seinen widersprüchlichen Äußerungen, warum Deutschland dies und jenes Waffensystem nicht liefern wollte, jedes Mal für neue Diskussionen. Das Schlimme daran ist, die Bundesregierung hat nach monatelangen Diskussionen, dann doch alles geliefert. Nur das auf Grund der von Deutschland verschuldeten Verzögerungen die Opferzahlen in der Ukraine weiter stiegen. Bedauerlicherweise sind darunter auch sehr viele Zivilisten gewesen.

Außerdem müssen wir feststellen, dass die Bundeswehr gar nicht kriegstüchtig ist, sie könnte einem russischen Angriffskrieg gerade einmal zwei bis drei Tage widerstehen. Das liegt aber beileibe nicht an den Soldaten der Bundeswehr, sondern an der mangelnden Ausrüstung bzw. dem fehlenden Nachschub an Munition.  

Und noch etwas fehlt, die notwendige Infrastruktur, übrigens auch im zivilen Leben zu Friedenszeiten. Stellen wir uns nur bspw. vor, wenn Militär-LKW aus den NATO-Staaten über die mehr als zweitausend maroden Brücken fahren. Was dann passiert, wissen wir alle, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Es ist geradezu ein Verbrechen an der deutschen Bevölkerung, dass die Regierungen in der Vergangenheit begangen haben. 

Die deutsche Politik hat sich immer wieder auf den Schutz der USA verlassen, war aber nicht bereit, selbst etwas zu tun. Ein festgelegtes Zweiprozentziel der Nato wurde nie wirklich von der Politik ernst genommen, geschweige denn realisiert. Selbst im vergangenen Jahr waren es nur 1,74 Prozent des BIP. Stattdessen floss das Geld in soziale Wohltaten, die auch noch nach dem Gießkannenprinzip verteilt wurden oder in Subventionen, die sogar noch politischen Zielen entgegenstanden. Zahlreiche Lobbyisten-Verbände sorgten dafür.

Seit der Präsidentschaft von US-Präsident Barack Obama wissen wir, dass die USA geostrategisch den Fokus mehr auf China und den indo-pazifischen Raum richtet und Europa nicht mehr den Schutz gewähren wird, den es erwartet. Keiner hat die Ankündigung verstanden oder wollte sie nicht wirklich verstehen. Und waren darum nicht vorbereitet auf die Zeit der beiden Trump-Regierungen, der jetzt rabiat und rücksichtslos uns aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt.

Festhalten müssen wir natürlich auch, dass auch die Ziele des russischen Imperators schon sehr lange bekannt sind. Die Wiederherstellung der alten Ordnung vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Einflussphäre der ehemaligen Bruderstaaten. Das hat Putin mehrfach betont. Der Vergleich mit Zar Peter dem Großen ist nicht zufällig.

Ein Test dürfte nach Expertenmeinungen bald bevorstehen. Anfangs wegen einer kleinen Stadt im Baltikum und später wegen dem gesamten Baltikum etwa den Bündnisfall ausrufen und die Nato marschiert, dass dürfte wohl nicht passieren. Zumindest solange der aktuelle Präsident im Weißen Haus regiert.

Wir wären dazu nicht in der Lage, unser Europa zu verteidigen. Nicht nur Waffen, Geschützen und Munitionsnachschub fehlen, sondern vor allem kleine wendige Systeme.

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt: Klassische Waffensysteme wie Panzer haben nur noch einen begrenzten Wert, wenn kleine wendige Einheiten mit Drohnen auf einem Schlachtfeld operieren. Neue Technologien müssen her: Drohnen, vernetzte Robotiksysteme, also elektronische Kampfführung insgesamt. Ein Panzer für mehrere Millionen hat insoweit ausgedient, wenn er durch eine leichte Billigdrohne außer Gefecht gesetzt werden kann. 

Drohnen machen auch die Europäer unabhängiger von den USA. Wenn Kriege in Zukunft auch von den Drohnen, und damit meinen wir nicht nur Kampfdrohnen, entschieden werden, dann werden dafür ganz neue Fähigkeiten benötigt und daraus folgt, die althergebrachten Beziehungen in der Industrie verlieren an Bedeutung. Die Miniflugapparate können leicht in großem Maßstab kostengünstig produziert und schnell and die jeweilige Kampfsituation angepasst werden. Unsere europäischen Armeen werden dadurch flexibler. 

Wir sind auch nach Meinung ihres Autors noch immer in den Vorstellungen des Kalten Krieges gefangen. Es werden immer noch Panzer, Geschütze, Flugzeuge und Kriegsschiffe gezählt und versucht irgendwie wenigstens einen Gleichstand zu erreichen. Wie viele Drohnen die beiden Seiten haben und was sie wirklich können, ist heute entscheidend, selbstverständlich neben der nuklearen Abschreckung. Solange das die Politik nicht einsieht, werden die Europäer stets unterlegen sein.

Börsenwissen: Ein spezieller Blick auf die US-Wirtschaft Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Aber auch den US-amerikanischen Bürgern dämmert es langsam, was sie da gewählt haben. Das Vertrauen der amerikanischen Konsumenten ist auf dem niedrigsten Wert seit Ende 2023, seit Mitte Januar ist der Wert um zehn Prozentpunkte gefallen. In den Medien mehren sich die Berichte über amerikanische Unternehmen, die geplante Investitionen zurückstellen, weil sie nicht mehr sicher wissen, welche Regeln morgen und übermorgen gelten. Fast so wie in Deutschland, nur gibt es dafür hierzulande andere Gründe, wie wir ja schon mehrfach ausgeführt haben.

Natürlich spiegelt sich auch das fehlende Vertrauen in die Politik im Konsumverhalten der US-Bevölkerung wieder. Es wird gespart, zumal die Devise „hire and fire“ nicht gerade für einen Sozialstaat deutscher Prägung steht. Und das geänderte Konsumverhalten spiegelt sich auch in den Kursrückgang der börsennotierten Handelsunternehmen wieder. Der Handelsriese Walmart liegt seit Mitte Februar gut 22 Prozent im Minus, Konkurrent Costco gut 19 Prozent. Dazu muss man auch wissen, zwei Drittel der US-Wirtschaft hängen am Binnenkonsum.

Warum macht Trump so eine erratische Wirtschaftspolitik, die seiner eigenen Wählerklientel und der US-Wirtschaft insgesamt schadet? Er kann zwar nicht wiedergewählt werden, wenn die Verfassung denn in diesem Punkt nicht geändert wird. Aber seine Nachfolger sollte schon von den Republikanern kommen, bspw. Vizepräsident JD. Vance wäre ein naheliegender Kandidat, zumal es im Augenblick keine ernstzunehmende Führungsfigur bei den oppositionellen Demokraten gibt, außer vielleicht Bernie Sanders, der aber auch schon 83 Jahre alt ist.

Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass der Eindruck von Chaos und Planlosigkeit selbst eine Finte ist, schließlich hatte Trump ja nicht überraschend gewonnen wie bei seiner ersten Präsidentschaft. Und in den vier Jahren seiner Auszeit hatte sein Stab durchaus Zeit sich etwas zu überlegen, was in der zweiten Amtszeit passieren soll. Und einer dieser Experten im Stab ist Stephen Miran. Ihr Autor kannte ihn bisher auch nicht. Aber er ist Chef des wirtschaftspolitischen Beraterstabs des US-Präsidenten. Unter dem Claim „Mar-a-Lago Accord“ werden Mirans Thesen schon seit einigen Monaten an den Finanzmärkten diskutiert, erst in den USA und nun auch bei uns in Europa.

Und was ist der Inhalt dieses Planes? Kurz gesagt, Mirans Plan sieht vor, dass die USA ihre ausländischen Gläubiger, allen voran Japan, China und Europa, zu einer Umschuldung der US-Staatsschulden zwingen, um so den Wert des Dollar zu schwächen und US-Industrieunternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Nun die Älteren unter uns werden sich erinnern, dass es schon einmal so etwas gab, in der Ära von Ronald Reagan, Präsident der USA von 1981-1989, ebenfalls ein Republikaner. Das damalige sogenannten Plaza-Abkommen von 1985, in dem sich die USA und ihre wichtigsten Handelspartner und Verbündeten darauf einigten, den Dollar gezielt abzuwerten, um die US-Wirtschaft anzukurbeln, war die Grundlage für den Erfolg der Reagan-Politik.

Was an dem ominösen Papier dran ist, ob Trump es ernsthaft verfolgt, weiß heute niemand mit Sicherheit zu sagen. Aber es ist in der Welt, die Leute reden darüber, sogar US-Finanzminister Scott Bessent hat schon mehrfach seine Sympathie für solche Ideen bekundet. Und Trump selbst wirkt angesichts der Unruhe an den Märkten auffällig gelassen. In seiner ersten Amtszeit hat er mit seinen Tweeds auf Twitter heute X die Märkte bewegt, davon ist heute nicht mehr viel zu lesen.

Wir sollten uns jedenfalls an den Gedanken gewöhnen, dass das, was sich gerade in den USA abspielt und auf uns chaotisch oder größenwahnsinnig wirkt, doch einem größeren Plan folgen könnte. Wenn wir diesen Gedanken zulassen, dann ist mit einem Absturz der US-Wirtschaft in den nächsten Monaten und einer nachfolgenden Rezession zu rechnen. Das beinhaltet natürlich auch einen Absturz der Märkte. Inwieweit dann die Rezessionsphase jenseits des Atlantiks kurz gehalten werden kann, steht in den Sternen.

Und ob die großen Player, sprich Gläubiger im Welthandel, das Spiel mitspielen, bleibt ebenfalls fraglich. Damals waren nur die EU für Europa und die Japaner für die Umschuldung zu gewinnen, denn die Welt war durch den eisernen Vorhang geteilt. Heutzutage gibt es eine gewachsene EU, China und Japan und eventuell sogar Indien, die diesen Plänen zustimmen müssten. Und nicht zu vergessen, das Reich der Mitte hält die meisten Schuldscheine aus den USA. Ob Trump und sein Team so einen Deal hinbekommen, lässt sich nicht sicher voraussagen.

Für uns Kleinanleger bedeutet das dann, das Spielfeld zu verlassen und auf der Seitenlinie zu verharren. Ganz mutige Anleger sammeln die zurückgekommenen Papiere ein und hoffen auf neue Kurssprünge nach einem Aufschwung. Wann der allerdings startet, steht ebenfalls in den Sternen.

Börsenwissen: Ein spezieller Blick auf die US-Wirtschaft Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Es ist erst ein paar Wochen her, dass die Inauguration des neuen Präsidenten in Washington stattfand. Alle oder besser die meisten jubelten über die Amtseinführung des vermeintlich wirtschaftsfreundlichen Heilsbringers. Dabei lassen wir einmal die außenpolitischen Eskapaden außen vor, auch wenn sie die Wirtschaft ebenfalls tangieren.

Im Januar hatten Analysten die „Magnificent 7“ noch als große Gewinner des kommenden Börsenjahrs vorausgesagt: Alphabet, Meta, Apple, Nvidia, Microsoft, Tesla und Amazon – sie alle galten als potenzielle Profiteure der neuen Trump-Regierung.

Und jetzt ein paar Wochen später sieht das ganz anders aus, Katzenjammer wohin man schaut. Die sieben größten Techkonzerne der USA haben seit Trumps Amtseinführung mehr als 2,3 Billionen Dollar an Wert verloren. Und das sind die Probleme, die unseren Clubfondswerten zusetzen.

Meta hat es noch vergleichsweise gut getroffen, seit der Amtseinführung ist der Aktienkurs von Meta um ein Prozent abgesunken – das entspricht in Summe rund 18 Milliarden Dollar. Obwohl Apple-Chef Tim Cook nicht ganz so viele Lobreden auf den Mann im Weißen Haus gehalten hat und als diskreter Verhandler gilt, hat es seinen Konzern getroffen. Seitdem ging es auch mit Apples Aktienkurs bergab, insgesamt um gut vier Prozent. Damit sank der Börsenwert um rund 137 Milliarden Dollar. Jetzt verstehen wir auch, warum sich Warren Buffett mit seinen Berkshire Hathaway u.a. von so vielen Apple-Aktien getrennt hat. Sundar Pichai, der Chef der Google-Mutter Alphabet, hält sich in der Öffentlichkeit mit politischen Äußerungen eher zurück. Genutzt hat es ihm auch leider nichts, denn an der Börse verlor Alphabet gut 16 Prozent an Börsenwert – das entspricht rund 214 Milliarden Dollar. Das Verhältnis zwischen Trump und Jeff Bezos wird als kompliziert beschrieben, bisher hat ihm der neue Kurs des US-Präsidenten und die daraus resultierenden Verwerfungen eher geschadet: Amazons Kurs brach seit der Amtseinführung um 13 Prozent ein. Das dezimierte den Börsenwert um rund 311 Milliarden Dollar. Die neue Amtszeit ist auch für Microsoft mit einem Abwärtstrend verbunden: Die Aktie sank seit dem 20. Januar um elf Prozent. Damit büßte es einen Börsenwert in Höhe von 361 Milliarden Dollar ein. Im Wahlkampf trat Elon Musk bekanntlich mehrmals bei Trumps Veranstaltungen auf und investierte mehr als 250 Milliarden Dollar in seine Kampagne – die wohl größte Wahlkampfspende in der Geschichte der USA. Gelohnt hat es sich bisher nicht für Tesla. Seit dem 20. Januar hat sich der Kurs fast halbiert, um insgesamt 46 Prozent. Das radierte einen Börsenwert von rund 631 Milliarden Dollar aus. Tesla ist damit der zweitgrößte Börsenverlierer der neuen Trump-Ära. Allerdings geht es noch weiter runter, wenn wir uns die Zahlen bei Nvidia anschauen. Fakt ist: Nvidia ist der größte Verlierer der neuen Amtszeit. Seit dem 20. Januar hat es rund 706 Milliarden Dollar an Börsenwert eingebüßt oder -21 Prozent. Neben Trumps Handelskonflikten ist darin allerdings auch der Deepseek-Schock mit eingepreist (zugrunde lagen die Kursdaten des Analysediensts Refinitiv. Verglichen wurden die Schlusskurse vom 17. Januar und 11. März 2025 in Dollar).

Das sind natürlich nur die Werte der Magnificent 7, die wir hier betrachtet haben, aber auch sie sind sinnbildlich schon allein auf Grund ihrer schieren Größe für den Niedergang der Börsen. Und das sehen wir auch am Niedergang der ach so beliebten ETF`s auf den MSCI World. Dort haben die US-Werte eine Übermacht, wie wir schon einmal in einer Analyse der Zusammensetzung des MSCI World gesehen haben.

Heraus kommt das bei einer Politik, die wir eher vom Improvisationstheater kennen als von einem planvollen Vorgehen. Montags Zölle aussetzen, dienstags neue Zölle einführen, mittwochs Zölle wieder aussetzen, donnerstags neue Zölle, freitags wieder aussetzen, so fasste ein Finanzkommentator Trumps Arbeitswoche auf X treffend zusammen. Und am Wochenende: Golfen.

Prominente Ökonomen und Wall-Street-Legenden wie Mohamed El-Erian warnen offen vor den Gefahren einer Rezession in den USA und auch Trump schließt es nicht aus. Am Arbeitsmarkt hat sich der monatliche Zuwachs neuer Jobs deutlich verlangsamt, die Zahl geplanter Jobstreichungen schnellte im Februar – auch wegen der Entlassungen in Bundesbehörden – um fast 250 Prozent nach oben.

Die nationalen Inflationsdaten können die US-Administration zur Not womöglich noch frisieren, die Finanzmärkte jedoch nicht, die sind unbestechlich.

Wird Trump nun doch noch vernünftig? Im Augenblick schadet diese erratische Politik der Trump-Herrschaft nicht. Die Opposition in Gestalt der Demokraten ist ein Totalausfall und ob sie sich bis zu den Zwischenwahlen personell und inhaltlich neu aufstellen kann, ist noch nicht ausgemacht. Wer darauf setzt, dass die US-Börsen sich wieder erholen wird, der hat jetzt die Möglichkeit, die gefallenen Werte billiger aufzusammeln.

Börsenwissen: Seltene Erden Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Natürlich fragen wir uns jetzt, angesichts des vorgeschlagenen Deals zwischen Trump und Selensky, wo sind die Minen mit den Seltenen Erden in der Ukraine, die der US-Präsident gern haben möchte. “Entsprechend der geologischen Struktur der Ukraine, angesichts ihrer Größe, gibt es natürlich ein erhebliches Lagerstättenpotenzial”, so Professor Carsten Drebenstedt von der TU Bergakademie Freiberg. Potential ja, aber… Die kritische Frage dabei dürfte sein, wer die Gebiete kontrolliert, in denen die Rohstoffe zu finden sind. Der Großteil der seltenen Erden in der Ukraine liegt im russisch kontrollierten Gebiet. Das heißt, die Trump Administration müsste eigentlich mit Moskau ein Abkommen über Ausbeutung der Seltenen Erden auf ukrainischen Boden abschließen. Und einen zweiten Punkt wollen hier erwähnen, drei Dinge für den Abbau sind nötig: Geld, Erfahrung im Bergbau und eine Genehmigung. Das Potenzial ist durchaus vorhanden, aber die Investoren müssen gewillt sein, ihr Investment auch durchzuhalten, denn es ist wirklich kein schnelles Geschäft, wie es Trump vielleicht vorschwebt. Mit zehn bis zwanzig Jahren muss man rechnen, ehe Investoren Erfolge sehen. Und da gibt es diesen bestimmten Präsidenten nicht mehr. Vielleicht sollte das jemand dem Donald einmal ins Ohr flüstern. Oder der Deal war gar nicht ernsthaft gemeint und nur eine Medienshow sollte abgehalten werden. 

Kommen wir jetzt zu der Frage, wie sieht es den mit den Lagerstätten in Deutschland aus? Bei Storkwitz im Landkreis Nordsachsen befindet bzw. befand sich die einzige bekannte Lagerstätte in Mitteleuropa. Im Jahr 2017 wurde die Lagerstätte als unwirtschaftlich erklärt. Das Vorkommen im Landkreis Nordsachsen wurde von der Firma Ceritech AG erkundet und sorgte kurzzeitig für bundesweites Aufsehen und versetzte Sachsen in Bergbaustimmung. Aufgrund zu geringer Gehalte wurden die Explorations- und Abbaurechte im Jahr 2015 an das Sächsische Oberbergamt zurückgegeben. Im Zuge eines Erkundungsprogrammes auf Seltene Erden wurden deshalb Tonlagerstätten in Bayern auf ihr Potential für SEE untersucht. Allerdings ergab die Untersuchung im Vergleich zur Zusammensetzung in der ´´normalen´´ Erdkruste nur leicht erhöhte Gehalte. Somit konnte in dieser Studie kein Nachweis für eine wirtschaftlich interessante Anreicherung in bayerischen Tonlagerstätten erbracht werden. Also zusammengefasst müssen wir konstatieren, in Deutschland gibt es aktuell nicht Relevantes zum Fördern. 

Wir sehen also die Förderung der Seltenen Erden kostet erst einmal Geld und es nicht sicher, ob das Investorengeld am Ende wirklich die gewünschte Rendite bringt. Der Erwerb von Seltenen Erden ist über Metallhändler geregelt. Sie bieten ihren Kunden den Erwerb diverser Seltenerdmetalle an. Die Kunden investieren teils nicht direkt in die Metalle, sondern in ihre Oxide. Neben dem Erwerb bieten die Metallhändler ihren Kunden auch die Lagerung an. Zum Teil werden den Kunden sogar zollfreie Lagerungsmöglichkeiten angeboten. Auf diese Weise haben Investoren keine Mehrwertsteuer zu entrichten. Daraus sehen wir für private Interessenten, ist der Erwerb der Seltenen Erden nicht rentabel. Die werden sich wohl mit dem physischen Erwerb von Gold, Silber oder Platin zufrieden geben müssen.

Aber Anleger können in Form von Aktien indirekt investieren und damit auch von der Nachfrage nach Seltenen Erden profitieren, in dem sie sich mit börsennotierten Minengesellschaften beschäftigen. Dazu muss man wissen, die bekanntesten Minengesellschaften liegen in Australien, Kanada, den USA, Grönland und Madagaskar. Die beträchtlichen Vorkommen und damit auch die meisten Minen hat aber China. Trotzdem möchten wir hier warnen, Investments in Minengesellschaften sind jedoch mit besonderer Sorgfalt zu prüfen. Vor allem die Liquidität der jeweiligen Aktie und die Börsenhandelsplätze sind von enormer Wichtigkeit. Außerdem ist die Erschließung und Abbau der Minen mit sehr viel Aufwand verbunden und bedarf, wie schon eingangs erwähnt, einen langen Atem.

Die China Northern Rare Earth Group ist das einzige chinesische Unternehmen im Rohstoffsegment der Seltenen Erden, in das Anleger an der Börse investieren können. Die meisten Seltene Erden Aktien kommen aus Australien. Mit Arafura Rare Earths, Iluka Resources,  Lynas Rare Earths und Pilbara Minerals stammen gleich vier der weltweit wichtigsten Seltene Erden Aktien aus Down Under. Lynas Rare Earths ist das mit Abstand größte Unternehmen außerhalb Chinas, das auf die Gewinnung Seltener Erden spezialisiert ist. Die Liste der wichtigsten Seltene Erden Aktien wird durch MP Materials aus den USA ergänzt.

Was es nicht immer gibt, schmeißt man auch nicht unbedingt weg. Wenn wir früher die Altgeräteberge in Afrika und anderen Kontinenten sahen, dürften neue wohl bald der Vergangenheit angehören, denn Recycling ist der große Vorratsspeicher für Seltene Erden. Da braucht man auch nicht unbedingt sehr viele Jahre auf einen Erfolg warten, denn die Seltenen Komponenten aus den Altgeräten lassen wie das darin enthaltene Gold und Silber wieder verwenden. 

Natürlich können Anleger obendrein in rentable Firmen aus dem Recycling-Geschäft mit Seltenen Erden profitieren. Dies funktioniert ähnlich der Investments in Minengesellschaften natürlich über den Aktienmarkt. Hier ist es wie überall notwendig, die Prüfung der Rentabilität der jeweiligen Firma und die Liquidität der Aktie vorzunehmen. Je nach Preisgefüge für die betroffenen Seltenerdmetalle stehen die Wirtschaftlichkeit und damit die etwaig höher ausfallende Marge der Unternehmen im Vordergrund eines jeden Investments.

Die Bedeutung gerade im Bereich des Recyclings bei Seltenen Erden ist groß. Besonders das relativ rohstoffarme Europa ist als größter Konsument der Seltenerdmetalle an einem funktionierenden Recycling in jedweder Form interessiert.

Börsenwissen: Seltene Erden Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nicht erst seit den letzten Entwicklungen im Verhältnis der USA zur Ukraine, wo bekanntlich ein Deal über die Erschließung von Rohstoffen den Bach runter ging, ist der Begriff Seltene Erden ein Reizwort für alle Nutzer dieses Rohstoffes. Darum wollen wir uns heute damit beschäftigen.

Zu den Metallen der Seltenen Erden gehören die chemischen Elemente der dritten Nebengruppe des Periodensystems Scandium und Yttrium und die Lanthanoide – in Summe also 17 Elemente. Nach den Definitionen der anorganischen Nomenklatur heißt diese Gruppe chemisch ähnlicher Elemente Seltenerdmetalle. Im Deutschen gibt es des Weiteren den Begriff Seltene Erdelemente und passend dazu das dem englischen REE (rare-earth elements) nachempfundene Akronym SEE.

Allerdings sind die Seltenen Erden gar nicht so selten anzutreffen. Der Begriff stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente und basiert auf der Tatsache, dass sie zuerst in seltenen Mineralien gefunden und aus diesen in Form ihrer Oxide (früher „Erden“ genannt) isoliert wurden. 

Was macht nun aus den Seltenen Erden so begehrte Rohstoffe, dass sogar Kriege dafür geführt werden?

Von besonderem Interesse sind die spektroskopischen Eigenschaften Seltener Erden. So weisen sie im Festkörper, im Gegensatz beispielsweise zu Halbleitern, ein diskretes Energiespektrum auf. Dies liegt an der besonderen Struktur der Elektronenhülle. Optische Übergänge finden innerhalb der 4f-Schalen statt (außer bei Scandium und Yttrium), die durch die größeren besetzten 5s 5p und 6s Schalen nach außen hin abgeschirmt ist. Eine Bandstruktur kann sich aufgrund dieser Abschirmung für die f-Orbitale nicht ausbilden. Die Absorptionslinien sind, wegen der für die einzelnen Ionen der Elemente unterschiedlichen elektronischen Umgebung im Kristall (Kristallfeld), ausgesetzt. Die inhomogene Linienbreite reicht, je nach Kristall, von einigen hundert Gigahertz bis zu etwa zehn Gigahertz.

Die Ähnlichkeit der chemischen Eigenschaften der Seltenerd-Metalle macht ihre Trennung aufwändig und teuer. Oft genügt es, preiswertes Mischmetall einzusetzen. Es ist eine Mischung aus Seltenerd-Metallen, die bei der Aufbereitung von Seltenerd-Erzen, zum Beispiel Monazit, anfällt. Seltenerd-Metalle zählen zu den lithophilen und inkompatiblen Elementen.

Ihr Autor ist leider kein Physiker oder Chemiker, um das genauer zu erklären. Die Fachleute unter uns wissen damit sicher etwas anzufangen.

Die Geschichte der Seltenen Erden reicht zurück ins Jahr 1787. In diesem Jahr entdeckte Carl Axel Arrhenius, ein Leutnant der schwedischen Armee, ein ungewöhnliches Exemplar schwarzen Erzes nahe der Grube Ytterby einer Feldspatmine auf Rosaro im Stockholmer Schärengarten. 1794 isolierte Johan Gaddolin, ein finnischer Professor an der Universität Turku, rund 38 Prozent einer neuen, bislang nicht beschriebenen „Erde“ (Oxid). Obwohl Arrhenius das Mineral Ytterite benannt hatte, bezeichnete es Anders Gustaf Ekeberg als Gadolinit. Kurz darauf, im Jahre 1803, isolierten der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth sowie Jöns Jakob Berzelius und Wilhelm von Hisinger in Schweden unabhängig voneinander eine ähnliche „Erde“ aus einem Erz, das 1751 Axel Frederic Cronstedt in einer Mine nahe Bastnäts in Schweden gefunden hatte. Dieses Mineral wurde Cerit und das Metall Cer benannt, nach dem damals gerade entdeckten Planetoiden Ceres. Wir stellen also fest, die Geschichte der Seltenen Erden begann in Schweden.

 

Die größten Vorkommen von – wirtschaftlich rentabel abbaubaren – Seltenen Erden befinden sich in China in der Inneren Mongolei (2,9 Millionen Tonnen, beispielsweise Bayan-Obo-Mine, Erzgehalt von 3–5,4 Prozent der Selten-Erde-Metalle). Das bislang größte bekannte Vorkommen außerhalb Chinas mit mindestens 1,4 Millionen verwertbaren Tonnen ist Mount Weld in Westaustralien. Daneben gibt es große Vorkommen in Grönland mit einem Vorkommen von 2,6 Millionen Tonnen, für deren Abbau bisher nur eine Pilotanlage betrieben wird. Ebenso wurden große Vorkommen in Kanada entdeckt. Im Januar 2023 wurden in der Lagerstätte Per Geijer vom Eisenerzbergwerk Kiruna in Schweden in Metalle der Seltenen Erden entdeckt. Das Bergbauunternehmen LKAB geht nach einer ersten Ressourcenabschätzung von einem Vorkommen von über einer Million Tonnen aus. Dabei handelt es sich um die größte bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa.

Der Anteil von China an der weltweiten Produktion wurde 2014 mit ca. 97,5 Prozent angegeben, er sank bis 2018 auf 71 Prozent, bis 2022 auf 60 Prozent. 12 Prozent wurden in Australien gewonnen, 9 Prozent in den USA. Neben dem Vorkommen von Seltenen Erden in den USA Mountain Pass Kalifornien (Kalifornien) befinden sich weitere bereits erschlossene in Indien, Brasilien und Malaysia. Südkorea kündigte 2010 an, Seltene Erden in Kooperation mit Vietnam fördern zu wollen. Japanische Wissenschaftler entdeckten Mitte 2011 im Pazifik größere Mengen Seltener Erden. Die bisher größte Lagerstätte wurde im Jahr 2013 in Nordkorea gefunden. In der Lagerstätte von Jongju sollen sich etwa 216 Millionen Tonnen befinden. Südafrika verfügt mit wirtschaftlichem Effekt über einige SE-haltige Lagerstätten, beispielsweise im Bereich des Karbonatit-Komplexes bei Phalborwa und durch das nach 2010 wieder aktivierte Bergwerk Steenkampskraal in der Provinz Westkap. Mehrere Lagerstätten unterschiedlicher Typen gibt es in der Demokratischen Republik Kongo, von denen einige durch Bergbauaktivitäten genutzt werden.

Börsenwissen: Zölle Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Den einzigen Ausweg, das Haushaltsdefizit etwas zu verringern, sehen die beiden Protagonisten Trump und Lightizer in der Verhängung von Strafzöllen. Und sie werden dabei teilweise von bekannten Börsianern unterstützt. Sie plädieren für Maßnahmen, um das Handelsdefizit der USA zu reduzieren. Der Gründer unseres Depotwertes Berkshire Hathaway Warren Buffett schlägt etwa vor, dass alle Länder oder Unternehmen, die in die USA exportieren wollen, im Gegenzug Handelszertifikate erwerben müssen, die sie aber nur bekommen, wenn sie auch entsprechende Einfuhren aus den USA vorweisen können – nach dem Motto „geben und nehmen.“ Diskutiert wird zudem auch eine „Marktzugangsgebühr“, quasi ein „Eintrittsgeld“, dessen Einnahmen in den Vermögenshaushalt eines Landes fließen.

Nun hat sich die Situation in den zurückliegenden Jahren nochmals zugespitzt. Unter dem Strich kaufen die Amerikaner mehr Waren aus dem Ausland, als sie selbst dort verkaufen. Allein 2023 belief sich das daraus resultierende Minus auf 1,15 Billionen Dollar. Ähnlich viel könnten es auch 2024 gewesen sein. Das Defizit ufert aus, sagen Kritiker, und gefährdet damit die Stabilität nicht nur der USA, sondern der gesamten Weltwirtschaft. Ein Umstand, an dem auch Donald Trump während seiner ersten Regierungszeit von 2017 bis 2021 wenig ändern konnte. Trotz Handelszöllen und der Neuverhandlungen von Handelsverträgen zugunsten der USA wie dem NAFTA (heute USMCA) hat sich am Ende wenig getan. Das Defizit bleibt konstant hoch und es wird weiter ansteigen.

Dabei stellt sich die Frage, ist es wirklich so schlimm, wenn ein Handelsdefizit konstant hoch bleibt? Die Experten sind sich darüber auch nicht einig. Einerseits kann ein anhaltendes Handelsdefizit das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes beeinträchtigen, da es eine Verlagerung der Nachfrage von der inländischen Wirtschaft an ausländische Produzenten bedeutet. Das ist in den USA zum Teil auch der Fall, wie der Niedergang der klassischen US-Industrie im sogenannten „Rust Belt“ zeigt, einer Region, die sich von Chicago über Detroit bis nach New York erstreckt und wo Trump bekanntlich seine treuesten Wähler findet. Andererseits waren die USA bisher fit genug, diesen Niedergang mehr als auszugleichen, etwa durch den Aufstieg der Computer- und Internetbranche, die vorzugsweise an der Westküste des Landes, in Kalifornien und im Bundesstaat Washington, angesiedelt ist. Sie hat erheblich dazu beigetragen, dass die USA in Sachen Bruttoinlandsprodukt nicht nur stetig wachsen, sondern bislang auch ihren Rang als größte Volkswirtschaft der Erde erfolgreich verteidigen konnten. Dementsprechend fordern einige Experten eine Stärkung „der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Exportindustrie“ statt Handelszölle. 

Ein Abbau des Defizits erfordert allerdings Zeit und Geduld, die Trump scheinbar nicht hat. Er verbindet mit dem amerikanischen Handelsdefizit in erster Linie den Verlust von Industriejobs, die er schnell und ohne Rücksicht auf Verluste zurück ins Land holen will. Das Zeitproblem ist wahrscheinlich das wichtigste für Trump (Alter, keine Wiederwahl mehr möglich, möglicher Verlust der Mehrheit im Kongress nach zwei Jahren etc.).

Trump fordert eine Reindustrialisierung der USA, jenseits von Computer und Internet. Die klassischen Industrien – Autos, Flugzeuge, Stahl und Bau – sollen wiederauferstehen. Um das zu erreichen, setzt er auf Handelszölle. Die Zölle sollen die ausländischen Produkte deutlich verteuern und damit die inländische Industrie stärken. Nur in den klassischen Industrien hat die USA entweder in der Qualität verloren (bestes Beispiel ist hier Boeing) oder aber der Preis ist zu hoch (bspw. Stahl und Bau) oder die Produkte entsprechen nicht mehr dem internationalen Standard (mit Ausnahme Tesla, Autos = teure Spritfresser). 

Über die Handelszölle sollen am Ende auch die Staatsschulden reduziert werden, die ebenfalls eine Folge des Handelsdefizits sind. Denn um dieses zu finanzieren, haben die USA Schulden aufgenommen. Diese belaufen sich aktuell auf etwa exorbitante 35 Billionen Dollar und übertreffen damit das jährliche US-Bruttoinlandsprodukt von derzeit etwa 27 Billionen Dollar. Die USA haben in absoluter Höhe die höchste Staatsverschuldung weltweit. Zum Vergleich: Die Staatsverschuldung der Europäischen Union betrug im Jahr 2023 rund 14 Billionen Dollar. Dies entspricht einer Schuldenquote von rund 84 Prozent. Die Schuldenquote der USA belief sich für das Jahr 2023 auf mehr als 120 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Vor diesem Hintergrund wird der Wunsch der neuen US-Regierung nach Ausgleich verständlich. Strittig ist dabei wirklich, ob Handelszölle dabei der richtige Weg sind oder am Ende zu einem Einbruch der Weltkonjunktur führen, unter der auch die US-Wirtschaft leiden würde. Eine Gefahr, die durchaus relevant ist, wie historische Beispiele (Ausbruch der Weltwirtschaftskrise in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts) zeigen.

Möglicherweise wird es dieses Mal vielleicht nicht so schlimm kommen. Aber Fakt ist auch, die Europäische Union etwa betont zwar immer wieder die Bedeutung des Freihandels, nutzt gleichzeitig aber auch sehr wohl Handelszölle dazu, ihren Markt zu schützen. 


Börsenwissen: Zölle Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus und damit sein jetzt präsidialer Schlachtruf „Make America great again“ (MAGA). Jetzt hat er eine weitere Amtshandlung auf den Weg dahin vollzogen. Zölle für Waren aus den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko (auch wenn diese aktuell für beide Länder einen Monat ausgesetzt sind). Ebenso traf es China, das ja eh schon länger auf der Agenda Trumps zu finden ist. Kolumbien war auf der Liste, dieses Land bleibt vorerst verschont, weil es seine ersten illegalen Migranten in den USA zurücknahm.

Auch wenn es ihm sicher gefallen würde, Donald Trump hat die Zölle nicht erfunden. Die gibt es schon sehr lange. 

Was ist ein Zoll?

Als Zoll (Plural: Zölle, abgeleitet aus dem Spätlateinischen, gleichbedeutend mit teloneum) bezeichnet man eine Abgabe, die beim körperlichen Verbringen einer Ware über eine Zollgrenze erforderlich wird. Zölle sind heute Steuern im Sinne der Abgabenordnung. Nicht zu verwechseln ist der Zoll mit der Einfuhrumsatzsteuer (die der Umsatzsteuer entspricht, die auch im Inland zu jedem Nettopreis hinzugerechnet wird). Der Zoll ist ein Instrument der Außenhandelspolitik. Eine historische Form ist der Wegezoll. Die entsprechende Berufsbezeichnung lautet Zöllner.

Zölle existieren schon sehr lange, schon im Altertum und im Mittelalter wurden sie meist in Form von Geleitzöllen – vergleichbar einer Maut – erhoben, wobei der Kaiser immer mehr Hoheitsrechte an Territorialherren (und damit die einzelnen Städte) verlor. Erstmals 1074 wird in einer Urkunde König Heinrich des IV der deutschsprachige Begriff „zol“ verwendet. Im Zeitalter des Merkantilismus (Wirtschaftspolitik, die möglichst viele Waren in das Ausland verbringt und möglichst wenig aus dem Ausland bezieht) wurden Zölle gezielt als wirtschaftspolitische Maßnahme zum Schutz der Zahlungsbilanz und der inländischen Produzenten eingesetzt. Prohibitivzölle sollten überhaupt die Einfuhr ausländischer Produkte unterbinden, Erziehungszölle den Aufbau der eigenen Industrie fördern und Schutzzölle diese vor den (billiger produzierenden) ausländischen Konkurrenten schützen.

Seit 1947 wurden die Zölle weltweit im Rahmen des GATT deutlich abgebaut. Seit 1995 geschieht dies im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO). Heute ist die WTO mit Sitz in Genf für internationale Zollstreitigkeiten zuständig.

 

Die Europäische Union ist eine Zollunion, innerhalb derer keine Zölle erhoben werden. Zuständig für die Verwaltung der Zölle sind dagegen die Mitgliedstaaten (z. B. in Deutschland die Bundeszollverwaltung).  Zolleinnahmen aller europäischen Mitgliedstaaten stehen der EU zu – eine der wenigen direkten Einnahmequellen der EU. Die EU legt auch die Höhe der Zölle fest und erlässt weitere Regelungen in dieser Sache. Von Bedeutung sind hier nur noch Einfuhrzölle gegenüber Nicht-EU-Ländern. 

Das im vorigen Jahr geschlossenen Abkommen der EU mit den Mercosur-Staaten sieht einen schrittweisen Abbau der Zölle vor (wir haben darüber berichtet).

Warum wollen die USA (Straf-)Zölle einführen?

Der Freihandel ermöglicht zwar eine größere wirtschaftliche Effizienz zum Wohle aller, aber bei anhaltenden Handelsdefiziten und bei Verdrängung von Arbeitsplätzen ins Ausland schwinden die Vorteile des Freihandels. Stammt nicht von ihrem Autor, sondern von Robert Lighthizer, dem Handelsbeauftragten der USA im ersten Kabinett Trump. Es ist die Kernaussage seines Buches „No trade is free“ (erschienen 2023).

Diese Einschätzung von Lighthizer findet in der Fachwelt durchaus Zuspruch. Einige Wirtschaftswissenschaftler argumentieren, dass der Freihandel den Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ beschleunigt. Unternehmen haben es leichter ihre Produktion weltweit in Gebiete mit niedrigeren Arbeitskosten und größerer Wettbewerbsfähigkeit zu verlagern. Nach der Gründung der WTO im Jahr 1995 kam es zum Beispiel zu einer Beschleunigung der Globalisierung und des Welthandels. Dies trug zu einem Rückgang der US-Industrie bei. Das spiegelt der Index der Industrieproduktion wider. Dieser Index misst das Produktions- und Kapazitätsniveau in den Branchen Fertigung, Bergbau, Elektrizität und Gas im Vergleich zu einem Basisjahr. Konnte die US-Industrie in den 1980er-Jahren noch vom Freihandel profitieren, schlug die Entwicklung ab den 2000er-Jahren um, seitdem kam es bestenfalls zu einer Stagnation, vorübergehend sogar zu erheblichen Einbrüchen. Parallel dazu legten die Importe etwa aus China, Japan und Deutschland schlagartig zu. Das sehen wir unter anderem an den Leistungsbilanzen der Länder. Die Leistungsbilanz umfasst alle Ausgaben und Einnahmen einer Volkswirtschaft, darunter auch die Importe und Exporte von Gütern und Dienstleistungen. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die Leistungsbilanz der USA dabei quasi spiegelverkehrt zu den Bilanzen der Exportnationen China, Japan und Deutschland verschlechtert. Kritiker sagen, der wirtschaftliche Erfolg der drei Exportnationen beruhe auf dem Niedergang der US-Industrie. Demnach fand der US-Verbraucher billigere Alternativen zu den in den USA hergestellten Waren. Die heimische Industrieproduktion kam ins Stocken. Der Freihandel führte zudem zu verstärkten Kapitalströmen auf den Märkten. Viel Geld floss in die USA als Anlageziel, was den Dollar aufwerten ließ und zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Bedingungen für die US-Industrie führte. Denn je stärker der Dollar, desto teurer werden die Produkte, die von US-Unternehmen im Ausland angeboten werden.