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Der Clubfonds-Ticker

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Rückblick 2024 und Ausblick 2025 Teil 3

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Kennen Sie das „Goldlöckchen-Szenario“? Ehrlich gesagt, ihr Autor hatte das auch noch nicht gekannt. Mit diesem Szenario umschreiben Börsenoptimisten eine Welt, mit niedrigen Zinsen, mäßiger Inflation und einem robusten Wirtschaftswachstum.

Ob dieser Dreiklang nun wirklich ertönen wird, werden wir 2025 erleben. Aber einiges spricht ja doch dafür. In den USA dürfte der neue Präsident durch eine expansive Fiskalpolitik und protektionistische Eingriffe (Importzölle, Embargos, Handelshemmnisse, usw.) der heimischen Wirtschaft einen Schub versetzen. Wie lange der anhalten wird, müssen wir abwarten, die betroffenen Länder werden mit Sicherheit mit harten Gegenmaßnahmen darauf reagieren.

In Europa wird es einen weiteren Zinsrückgang durch die EZB geben, was zu einer Erholung der heimischen Wirtschaft beitragen könnte. Wohlgemerkt könnte, denn an den Zinsen allein können wir die derzeitige wirtschaftliche Schwäche bei uns nicht allein festmachen. Denn dazu bedarf es noch anderer Schritte der neuen Bundesregierung. Es müssen Impulse für die Konjunkturerholung gesetzt werden. Steuern und Abgaben für die Unternehmen und Konsumenten müssen gesenkt werden. Und warum nicht ein großes Konjunkturprogramm auflegen? Denn auf den früheren Status Exportweltmeister können wir uns schon lange nicht mehr verlassen. Da muss die Binnenkonjunktur wieder anspringen. Und dazu muss auch die Schuldenbremse umgestaltet werden, um aus der der Stagnationsphase herauszukommen.

Zumindest sollten wir uns als Anleger unter Trump 2.0 auf Märkte einstellen, die volatiler reagieren werden als bisher. Wir wissen nicht, wann Trump die Zollraketen gegen Erzrivalen China zünden wird. Und das er dabei die beiden Nachbarländer Kanada und Mexiko verschonen wird, dürfte nach den Ankündigungen der letzten Tage unmöglich sein. Aber wir sollten uns auf schnelle Aktionen der Trump-Administration einstellen. Denn viel Zeit hat er nicht mehr, der Donald. Sein Lebensalter und die aktuell nicht mögliche Wiederwahl als Präsident setzen die Grenzen für ihn. Außerdem, in zwei Jahren sind Zwischenzahlen und da kann es politisch ganz anders laufen für seine Präsidentschaft.

Ein weiterer Punkt ist die zu erwartende Rückkehr der Inflation, die führenden Zentralbanken werden die Zinsen weiter senken. Die EZB wahrscheinlich noch schneller, um der Wirtschaft in Europa Wachstumsimpulse zu geben. Und wir müssen dabei im Hinterkopf behalten, wie schnell das Gespenst der Inflation heraufzieht und wie schwer es war, die Inflation wieder einzufangen.

Über die Situation in Deutschland haben wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben, müssen wir nicht alles wieder wiederholen. Bei einer richtigen Wirtschafts- und Fiskalpolitik könnten wir im zweiten Halbjahr mit einer Erholung der Industrieproduktion rechnen. Vorausgesetzt, die neue Regierung und die noch ungefähr ein halbes Jahr geschäftsführende Regierung treffen die richtigen Entscheidung im herausziehenden Handelskrieg zwischen den USA, China und der EU.

Daher sind auch deutsche Aktien einen Blick wert, auch wenn die Erfolge im kommenden Jahr noch nicht zu sehen sein werden. Da werden wir wohl bis 2026 warten müssen, bevor Deutschland die Intensivstation verlassen kann. Aber einerseits soll man Aktien billig kaufen, wenn andere sie verkaufen und andererseits in der jetzigen Konstruktion des DAX40 werden die Werte auch nicht weiter groß einbrechen lassen. Egal, ob es eine Rezession im Inland gibt oder nicht, denn deutsche Unternehmen realisieren 84 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.

Und wir sollten damit aufhören, um ausgewählte Schwellenländer einen Bogen zu machen. Das dort erhöhte Risiko in den etablierten Märkten wird sich in langfristigen Renditen auszahlen.

Natürlich sollten wir wegen des heraufziehenden Konfliktes zwischen China und Taiwan vorsichtig sein, gerade Aktien dieser beiden Länder in unseren Depots lange zu halten.

Aber was sollte man kaufen?

Amerikanische Banken werden von den geplanten Deregulierungen profitieren.

Andererseits sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstums- und Substanzaktien herrschen.

Irgendwann stößt auch das Wachstum der Tech-Riesen an die Grenzen. Deshalb bleibt es ein Gebot der Stunde, bei Tech-Aktien auch in die zweite und dritte Reihe zu schauen und damit das Risiko zu mindern.

Über das Wachstumsland Indien hatten wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben.

Internationale Biotech- und Pharma-Aktien sind weiter ein großes Feld für Investitionen. Auch ein zweites Biontech in Deutschland kann es durchaus geben, möglicherweise kommen auch die Renditen von Biontech wieder.

Wir werden sehen, wie sich alles entwickeln wird. Eine Glaskugel, die die Zukunft richtig voraussagt, haben wir leider nicht im Angebot. Aber wir haben mit unserem NDAC-Clubfonds ein Instrument, das auf vorhersehbare Entwicklung auf den Aktienmärkten besonnen reagieren wird.

Bedanken möchten wir uns bei unseren Mitglieder und Lesern für die Treue im Jahr 2024. Wir hoffen, dass wir auch im Jahr 2025 auf unsere Mitglieder und Leser zählen können und wünschen Ihnen allen ein gesundes neues Jahr!

Rückblick 2024 und Ausblick 2025 Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Schauen wir uns als nächstes den DAX40 an, der die Realität scheinbar ausblendete. Und die Realität ist nun mal, dass wir uns in einer Rezession befinden. Ihr Autor möchte nicht schon wieder die großen Unternehmen aufzählen, die im letzten Jahr große Probleme hatten, die sich auch im nächsten Jahr fortsetzen werden. Und das sind nur die großen meist börsennotierten Unternehmen, die anderen Mittelständischen-, und Klein- und Kleinstunternehmen haben ebenfalls große Sorgen um ihre Zukunft. Aber sie sterben still.

Und der DAX40 eilt von Hoch zu Hoch und erreichte dabei ein Allzeithoch von 20.522 Punkten, wobei wir gar nicht so richtig bemerkt haben, dass der deutsche Leitindex 2024 einen Rekord nach dem anderen aufstellte. Und dass von einem in der Rückschau niedrigen Level von 16.345 Punkten im Monat Januar.

Und für alle Enthusiasten, die den DAX40 schon bei 100.000 Punkten sehen, haben wir eine kleine Ernüchterung bereit. Der reine DAX40 Kursindex hat als Jahreshoch auch im Dezember 7.884 Punkte erreicht, ausgehend von einem Tiefstwert im Januar 6.467 Punkten. Diese beiden Zahlen spiegeln die Realität im Lande besser wider. Ihr Autor wird auch weiterhin darauf hinweisen, dass der DAX40 Performanceindex die gesamten Dividenden beinhalten. Und wo werden noch Gewinne gemacht? Richtig, im Ausland.

Unser NDAC-Clubfonds beendete das Jahr mit 165,76 Euro je Anteil oder 24,27 Prozent Zuwachs und lässt damit einige größere Fonds hinter sich.

Vielleicht wird nächstes Jahr auch noch SAP den DAX40-Index verlassen. Nach den Regularien der Deutschen Börse soll keine Aktie im Deutschen Aktienindex Dax gemessen am Börsenwert mehr als 15 Prozent Gewicht haben. Bei dieser Schwelle liegt die sogenannte Kappungsgrenze. Erst in diesem Frühjahr war sie angehoben worden, von 10 auf 15 Prozent. SAP liegt knapp davor, allein in diesem Jahr legte der Titel 60 Prozent zu. Und damit würde ein weiteres Vorzeigeunternehmen den deutschen Leitindex verlassen und damit unserem Depotwert Linde folgen, dass den DAX40 bereits vor Jahren verließ. Wie sinnvoll die Regeln der Frankfurter Börse sind, lassen wir einfach einmal dahingestellt.

Kommen wir aber nun zu einem weiteren Senkrechtstarter des auslaufenden Jahres 2024, dem Bitcoin. Der Kurs erreichte kurz vor Weihnachten ein Allzeithoch von 102.938 Euro. OK, da hat der Protagonist der digitalen Währung, Donald Trump, erheblich dazu beigetragen mit seinen personellen Entscheidungen, aber auch mit der Ankündigung den Bitcoin zur nationalen US-Reservewährung zu erheben. Müssen wir erst einmal sehen, was von seinen Ankündigungen wahr wird, denn wir wissen, wie schnell der Bitcoin nach unten wegdrehen kann. Und wie schnell auch ein paar Bitcoins in den unendlichen Weiten des Netzes verschwinden können.

Aber jetzt ist das Jahr vorbei und wir müssen es abhaken. Trotz der tragischen Ereignisse von Magdeburg. Es bleibt nur die Hoffnung, dass so etwas endlich der Vergangenheit angehören wird und die Sicherheit im Land erholt wird. Eine neue Regierung muss das endlich schaffen.

Der Ausblick für 2025

Jedes Jahr veröffentlicht die Saxo Bank ihre bekannten “Outrageous Predictions” für die Entwicklung des Aktienmarktes in den kommenden zwölf Monaten. Dabei liegen die Prognosen selten richtig, zeigen aber mit einem Augenzwinkern in eine Richtung, in welche Richtung es gehen kann und was Anleger womöglich für das kommende Jahr noch nicht auf dem Schirm haben. Wir möchten unseren Lesern diese nicht vorenthalten, unkommentiert:

1. Donald Trump lässt den US-Dollar implodieren
Aufgrund von Zöllen und dem Handelsdefizit soll Trump den US-Dollar zum Einsturz bringen und ihn massiv im Wert fallen lassen. Die großen Profiteure: Gold und Bitcoin.

2. Nvidia wird doppelt so groß wie Apple
Nach der massiven Rallye bei Nvidia soll noch lange nicht Schluss sein. Der Chipdesigner soll 2025 die doppelte Marktkapitalisierung von Apple erreichen.

3. China bekommt ein 50-Billionen-CNY-Stimuluspaket
Durch die Krise in China soll die Regierung in Peking laut den Analysten der Saxo Bank ein 50-Billionen-CNY-Stimuluspaket starten, das die Wirtschaft zurück auf Kurs bringt.

4. Erstes 3D-gedrucktes Menschenherz wird eingesetzt
Durch einen Durchbruch in der Medizin geraten 3D-gedruckte Organe zunehmend in den Fokus, was zu einem Hype an der Börse und einer IPO-Welle führt.

5. Elektromobilität beendet Ölnachfrage
Wegen der zunehmenden E-Mobilität bricht der Ölpreis wegen zu geringer Nachfrage ein und die Vormachtstellung der OPEC+ wird damit zerstört.

6. USA besteuern KI-Rechenzentren
Aufgrund eines massiven Strompreisanstieges beginnen die USA, die dafür verantwortlichen KI-Rechenzentren zusätzlich zu besteuern.

7. Naturkatastrophe führt zur Versicherungsinsolvenz
2025 soll es laut der Saxo Bank erstmals der Fall sein, dass ein großer Versicherer wegen einer Naturkatastrophe in die Insolvenz rutscht.

8. Pfund steigt auf Pre-Brexit-Niveau
Wegen der brummenden Wirtschaft im Vereinigten Königreich steigt das Pfund gegenüber dem Euro über das Niveau vor dem Brexit

Rückblick 2024 und Ausblick 2025 Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Was für ein Jahr ist da mit 2024 zu Ende gegangen? Und vor allem, wie schnell die Dinge sich wandelten. Irgendwie hatte so mancher von uns das Gefühl, wir sitzen alle in einem Karussell, das sich immer schneller dreht. Aber womöglich müssen wir uns an neue Tempi gewöhnen in dieser wirklich nicht ganz einfachen Zeit.

Einige Dinge sind uns leider erhalten geblieben. So der Ukrainekrieg, der immer mehr internationalisiert wird. Oder hätten Sie gedacht, dass der kleine dicke Raketenmann Kim Jong Un plötzlich mit Soldaten in die militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine eingreifen würde? Dabei dienen die Soldaten aus Nordkorea nur als Kanonenfutter für den Fleischwolf der beiden Kriegführenden Parteien. Und es könnte noch schlimmer kommen, wenn Präsident Macron seine Fremdenlegion in den Konflikt verheizen würde. Ist nur gut, dass der französische Präsident aktuell keine Zeit hat, sich um das Problem zu kümmern. Schließlich kostet so ein von ihm angedachter Einsatz der légion étrangère (Fremdenlegion) sehr viel Geld. Und wenn der Macron eins nicht hat, dann ist es Geld. Die Wirtschaft schwächelt dort genauso wie bei uns in Deutschland. Nur ist in Paris bekanntlich der Schuldenstand höher, was einem militärischen Abenteuer enge Grenzen setzt.

Aber die NATO-Bündnisländer brauchen sehr viel mehr Geld, denn in den USA regiert ab dem Jahr 2025 wieder Donald Trump. Der möchte die Militärausgaben in den Mitgliedsländer der NATO auf je nach Lesart auf vier oder fünf Prozent erhöht sehen. Nur zur Erinnerung, der Bundeshaushalt hat seit der Zeitenwende-Rede des nur noch amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz gerade mal so das bisherige Zwei-Prozent-Ziel des BIP erreicht. Und das auch noch mit dem Trick eines Sondervermögens von 100 Milliarden Euro, das aber auch nur Schulden und kein Vermögen darstellt.

Überhaupt war Donald Trump für die hiesigen Medien und damit auch für die deutsche und wahrscheinlich auch europäische Politik die größte Überraschung. Die meisten hier in Europa hatten auf Kamala Harris als neue Hausherrin im Weißen Haus gesetzt, zumal sie ja den alternden Präsidenten Joe Biden mit Hilfe des Partei-Establishment der Demokraten, nun ja, sagen wir einmal, ziemlich unsanft in die Pension geschickt hatte. Aber noch nicht gleich, denn als Präsident wurde er noch gebraucht und so kam es trotz hohem Spendenauskommens zu einer verheerenden Niederlage der noch amtierenden Vizepräsidentin. Von ihr hört und sieht man auch nicht mehr viel seit jenen enttäuschenden Tagen im November.

Alles konzentriert sich jetzt auf Donald Trump, der auch nicht mehr ganz taufrisch Mitte Januar seine zweite Amtszeit antreten wird. Die Versprechungen und Ankündigungen eines Präsidenten Trump sollte man zwar beachten, aber auch kritisch hinterfragen.

Wenn er den Krieg zwischen Russland und der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden will, dann sollte er die Worte eines Wladimir Putins schon ernst nehmen. Der will gar nicht verhandeln. Aber einen Sonderbotschafter für die Region hat er ja schon ernannt. Selbst wenn er Erfolg hat, dann muss der Frieden irgendwie gesichert werden, durch europäische Truppen. Die Amis halten sich da raus, es ist schließlich kein amerikanisches Territorium, was da verteidigt werden muss. Nur hat der Donald vergessen, mit irgendwem in Europa darüber zu verhandeln, aber vielleicht kommt das ja noch. Auch deshalb, weil es in Europa keinen führenden Ansprechpartner mehr gibt. In Deutschland und in Frankreich ist das System der „Lame duck“ Regierungen aktuell etabliert.

Das war das zweite Überraschungsmoment in 2024: Die deutsche Ampelregierung ist zerbrochen. Das war zwar absehbar, jetzt wählen wir ständig in der Faschingszeit und der Weihnachtsmann kommt als Wahlkämpfer für die jeweiligen Parteien zum Einsatz. Aber es war leider notwendig, denn die drei Parteien sind zwar mit einem großen Sprung eines Tigers in die Zukunft gestartet, landeten aber als Bettvorleger wieder in der Vergangenheit. So kann es gehen, wenn man sich als Regierung nicht an haushalterische Regeln hält und das Bundesverfassungsgericht allzu kreativer Umwidmung und Buchführung einen Riegel vorschiebt.

Aber einen Trost gibt es, jetzt bekommen die Hausbesitzer die Wärmepumpen viel billiger. Dafür warten die Bürger in den Kommunen darauf, ob und welche Wärmenetzplanung in den jeweiligen Städten und Gemeinden vorgenommen wird, um sich dann darauf einzustellen. Das muss sein, schließlich wird eine von der CDU geführte Regierung die CO2-Bepreisung nicht wieder abschaffen. Da fällt ihrem Autor übrigens ein, wir warten jetzt nicht mehr auf das Christkind, sondern auf die Zahlung des groß angekündigte Klimageldes. Nur so als kleiner Tipp für die Wahlkämpfer im Land und für alle, die die Wahlversprechen wirklich ernst nehmen.

Schätzen wir einmal, die Auszahlung wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Schließlich haben wir andere Probleme im Land, sagen die Politiker.

Der Blick über die Märkte: Wasserstoff-Aktien Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Wenn wir uns so in Deutschland umschauen, dann würde eine umfangreiche grüne Wasserstoffproduktion ebenso scheitern, wie in anderen Teilen der Welt. Wir haben hier nicht genügend Sonne und Wind, um die benötigte Energie zur Herstellung dauerhaft zu erzeugen. Es mag zwar im Sommer heiß sein, aber das ist nur auf ein paar Wochen, wenn es hochkommt dann auf ein paar Monate, begrenzt. Und der grüne Strom wird für die verschiedenen Elektroantriebe jeder Art in Industrie, Landwirtschaft, Handwerk und privat benötigt.

Wir müssen uns also im Ausland umschauen, wo wir unsere europäischen Solarparks aufstellen können. Am besten kann der grüne Wasserstoff in Nordafrika produziert werden. Die Frage stellt sich nur, wo?

In Libyen, einem Land, das vom Krieg gezeichnet ist und noch nicht einmal über eine einheitliche Regierung verfügt? Vielleicht Algerien oder Marokko? Möglich, doch auch in Algerien brodelt es. Macht es da Sinn, dieser Region unsere Energieversorgung in die Hände zu legen, nachdem wir uns von Russland mit Hängen und Würgen losgesagt haben? Auch in anderen Ländern der Sahel-Zone ist es zwar heiß, aber eben auch politisch heiß. Jederzeit kann dort irgendwo ein Umsturz geschlossene Verträge in Frage stellen. 

Doch wo soll der Wasserstoff dann herkommen? Australien bietet sich an, ein bisschen weit weg. Die Regierung in Canberra hat zumindest eine schlüssige Wasserstoffstrategie erarbeitet. Doch der Transport nach Europa ist lang und teuer. Ob sich das eines Tages lohnen wird?

Das gleiche Problem mit den Kosten hätten wir in Lateinamerika, Afrika und den USA. Wobei im Weißen Haus in den nächsten vier Jahren nicht unbedingt an Subventionen für die Entwicklung des grünen Wasserstoffs als Energieträger gedacht wird. Das könnten dann einzelne Bundestaaten im Süden subventionieren. Allein der Glaube fehlt daran, denn die USA haben genügend Energiereserven im Boden lagern. Und Klimawandel interessiert auch nur, wenn es Profit bringt oder dessen Erwirtschaftung im Wege steht.

Zudem ist der Einsatz des grünen Wasserstoffs zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zwar weitestgehend unumstritten, unklarer ist jedoch die Lage bei der Mobilität. Batteriebetriebene Elektroautos haben derzeit die Nase vorn, der Einsatz von Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betankt werden, lohnt sich dagegen derzeit wohl nur im Schwerlastkraftverkehr. Der breite Einsatz im Auto ist weniger sinnvoll, weil die Umwandlung von Sonnen-/Windenergie in Wasserstoff und dann die Rückwandlung in Antriebsenergie mit einem Leistungsverlust und daher mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Warum regenerative Energien umwandeln, wenn man sie auch direkt in eine Batterie einspeisen kann? Die Elektromobilität ist und bleibt in naher Zukunft für Autos noch immer die günstigste Option für einen treibhausgasneutralen Straßenverkehr, so denn auch die Schlussfolgerung des Umweltbundesamts. Nichtsdestotrotz loten die Autohersteller auch den Einsatz von Wasserstoff aus. Das zeigt etwa eine aktuelle Meldung von BMW. Der bayerische Autobauer will 2028 mit der Serienproduktion eines Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle beginnen. BMW betrachtet die Wasserstofftechnologie als zweites Standbein neben batterieelektrischen Fahrzeugen, was vernünftig ist. Zumal angesichts knapper Batterierohstoffe und unzureichender E-Ladenetze die Elektromobilität ohnehin tendenziell eher noch eine Randerscheinung ist und bleiben kann, wenn es so schleppend weitergeht.

Bei der Produktion von grünem Wasserstoff denken Wissenschaft, Wirtschaft und Politik schon etwas weiter. Doch das soll sich ändern, grüner Wasserstoff soll schon bald in Massen produziert werden. Die Prognosen darüber schießen gen Himmel. Beobachter und Experten überschlagen sich mit positiven Schätzungen. Bis 2050, so eine Annahme von Deloitte, könnten weltweit 600 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Das würde, so die Unternehmensberatung, einem globalen Umsatz von 1,4 Billionen Dollar entsprechen. Da lohnt es sich schon, einige Versuche auf dem Gebiet weiterzuführen.

Und einige Unternehmen, die nicht nur Wasserstoff in ihrem Portfolio haben, sind durchaus interessant für Anleger. Als eine Art Basisinvestment in die Wasserstofftechnologie bieten sich unser Depotwert Linde und Air Liquide an. Beide Unternehmen gehören zu den größten Wasserstoffproduzenten und decken die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie ab. Linde etwa hat in Leuna erst vor wenigen Jahren ein Werk in Betrieb genommen, in dem im großen Stil grüner Wasserstoff produziert wird. Mit der Produktionsmenge können zum Beispiel jährlich 600 Brennstoffzellen-Busse versorgt werden. Und Air Liquide, Spezialist für Industriegase, baut in der Normandie die nach eigenen Angaben größte Produktionsanlage der Welt für das CO2-neutrale Gas. In den USA hat die Regierung die Franzosen als Partner bei sechs der sieben „Hydrogen Hubs“ ausgewählt, die die geplante amerikanische Wasserstoffinfrastruktur ausmachen werden. Und das trotz der Unsicherheiten durch die künftige US-Politik.

Auch andere Unternehmen stehen für Anleger zur Auswahl, Bloom Energy, Plug Power aber auch noch kleinere Werte wie Power Cell Sweden und Nel Asa aus Norwegen. Doch Vorsicht ist geboten, so sind die Papiere von Nel Asa nur noch im Pennystock-Bereich zu finden. Und Power Cell Sweden hat auch schon einmal bessere Tage gesehen.

Der Blick über die Märkte: Wasserstoff-Aktien Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Einige von uns können sich noch an den Hype der Wasserstoffaktien erinnern und fragen sich jetzt, wann kommen denn die neuen Wasserstoffautos und ja auch als Ersatz für das fossile Erdgas wurde Wasserstoff schon gehandelt. Aber der Hype kam, der Hype ging. Alles wurde auf Elektromobilität gesetzt, wobei sich ziemlich schnell herausstellte, dass die Kunden die neuen Angebote auch nicht annahmen, was aber an Fehlentscheidungen in der Politik lag (Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, zu hohe Preise für die E-Autos und den dafür benötigten Strom etc.).

Wasserstoff wurde bekanntlich schon in den 1990er-Jahren als neue Antriebsenergie gefeiert. Dann, vor wenigen Jahren, zu Beginn der 2020er, wurden Wasserstoff-Aktien wieder an der Börse gefeiert. Doch beide Male waren nach der Sektlaune der Kater angesagt. In den 1990er-Jahren musste man erkennen, dass Wasserstoff zwar viele Möglichkeiten bietet, aber per se nicht klimaneutral ist und auch technologisch gesehen Probleme mit sich bringt. Und seit 2021 sind die meisten Wasserstoff-Aktien wieder tüchtig unter die Räder gekommen. Kein Wunder, nicht wenige dieser „Wasserstoffraketen“, wie sie in einschlägigen Medien tituliert wurden, sind von Wunschdenken getrieben, verzeichnen kaum Umsätze und erst recht keine Gewinne. Aus den Raketen wurden Rohrkrepierer, und das werden sie wohl auf Dauer auch bleiben wenn sie denn noch existieren. 

Wasserstoff abzuschreiben ist wohl verfrüht und entspricht auch nicht den Tatsachen. Denn Wasserstoff bietet durchaus große Chancen, bei der Energieversorgung als Teil des Energiemix und auch an den Börsen. Der Hype ist vorbei, die Spreu hat sich getrennt und die Werte sind zurückgekommen. Das bringt neue Einstiegsmöglichkeiten für die Anleger.

Bevor jetzt wieder alles nach Wasserstoff-Aktien schreit und ein weiterer Hype ausgelöst wird, müssen wir uns als Anleger über etwas im Klaren sein. Wasserstoff wird nicht alle unsere Probleme lösen. Es wird zumindest in den nächsten Jahren oder auch sogar Jahrzehnten nur ein kleiner Bestandteil unseres Energiemixes sein.

Denn einzig grüner Wasserstoff ist klimaneutral und damit für den Verbraucher tragbar, doch dessen Produktion ist laut dem Jahresbericht „Global Hydrogen Review 2023“ der Internationalen Energieagentur (IEA) mit weniger als einer Million Tonnen verschwindend gering. Weltweit werden derzeit rund 100 Millionen Tonnen Wasserstoff hergestellt, und das zu über 80 Prozent mithilfe von fossilen Brennstoffen, was nicht zur ausgerufenen Klimaneutralitätsziel passt.

Schauen wir uns nachstehend zum besseren  Verständnis einmal die verschiedenen Wasserstoffarten an. Da sehen wir ein Farbenmuster, das der TÜV Rheinland für uns kurz zusammenfasst:

Der viel gelobte und herbeigesehnte grüne Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen (wie etwa Sonnen- und Windenergie) zum Einsatz kommt. Unabhängig von der genutzten Elektrolyse-Technologie bleibt die Herstellung von grünem Wasserstoff völlig kohlenstofffrei. Die Produktionsmethode ist somit klimaneutral und am besten geeignet für den Verbrauch.

 

Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen durch Dampfreformierung gewonnen. Das dabei in die Atmosphäre freigesetzte Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, trägt zum Treibhauseffekt bei. So entstehen bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff etwa zehn Tonnen CO2.

Blauer Wasserstoff entsteht auf die gleiche Weise wie grauer Wasserstoff. Das entstehende CO2 wird jedoch abgetrennt und dauerhaft gespeichert – Carbon Capture and Storage (CCS) nennt sich die verwendete Technologie. Mit ihr gelangt das bei der Dampfreformierung erzeugte CO2 nicht in die Atmosphäre, was die Methode ebenfalls klimaneutral macht. Die Langzeitwirkungen der Speicherung sind noch unbekannt. 

Türkiser Wasserstoff wird durch die thermische Spaltung von Methan erzeugt (Methanpyrolyse). Bei diesem Prozess entsteht fester Kohlenstoff. Damit türkiser Wasserstoff klimaneutral ist, muss die dem Hochtemperaturreaktor zugeführte Wärme aus erneuerbaren Energiequellen stammen und der Kohlenstoff dauerhaft gebunden bleiben.

Eines ist bei allen Wasserstofffarben gleich, es kostet zunächst einmal Energie, die aufgebracht werden muss, um die ganzen Prozesse durchzuführen. Natürlich kann man Kohlendioxid bzw. Kohlenstoff dauerhaft lagern. Das Problem ist, wo? Denken wir einmal an die komplizierte Suche nach Lagerstätten für den Atommüll in Deutschland. Jetzt müssten wir auch noch Lagerstäten für die anderen Schadstoffe finden. Ihr Autor denkt, dass unsere Bevölkerung weder für den Atommüll noch für andere Schadstofflager in der Erde bereit ist. Und das wird wahrscheinlich auch noch sehr lange andauern.  

Also bleibt uns nur der Einsatz von grünem Wasserstoff, wenn wir die Ziele der verschiedenen Klimakonferenzen, die in den letzen Jahrzehnten stattgefunden haben, erfüllen wollen.

Grünen Wasserstoff herzustellen ist wiederum mit anderen Problemen verbunden, die bisher leider auch nicht gelöst sind und wohl so schnell auch nicht zu lösen sind.

Der Blick über die Märkte: die Halbleiterindustrie anhand einiger Beispiele

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Wir können ja die Enttäuschung des Landes Sachsen-Anhalts nachvollziehen, dass Intel aus Geldmangel die Investitionen in eine neue Chipfabrik in diesem Bundesland um einige Jahre verschiebt. Einige gut informierte Experten sagen, in zwei Jahren wird da auch nichts passieren, die Messen sind gelesen, da kommt nichts mehr. So ist es verständlich, wenn der Bundeswirtschaftsminister die zehn Milliarden Euro an Subventionen zur Haushaltkonsolidierung zurückführen will. Aber der nicht so gut informierte Bürger fragt sich schon, warum ein milliardenschwerer Konzern kein Geld mehr hat. Zwar zahlt kein Unternehmen die Bausumme von 30 Milliarden Euro aus der Portokasse, zugegeben, doch Geld war für Intel bislang kein Problem. Die Betonung liegt auf bislang. Denn in den zurückliegenden Monaten musste Intel sehr herbe Einschläge ins Kontor verzeichnen. Umsatz und Gewinn gingen zurück. Zudem wurde bekannt gegeben, dass bis zu 15.000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Fakt ist, dass es unter solchen Voraussetzung schwer erklärbar ist, wenn die Konzernführung den eigenen Leuten erklären muss, dass in einem Hochlohnland wie Deutschland ein neues Werk mit der gleichen Produktion wie in den anderen Werken in den USA hochgezogen werden soll.

Die Zahlen und Ankündigungen verwundern auf den ersten Blick, profitierte Intel doch bisher von der stark steigenden Nachfrage nach Halbleitern aller Art. Schließlich sind die kleinen Bauteile in nahezu jedem elektronischen Gerät in großen Mengen verarbeitet. Und Trends wie Big Data und Künstliche Intelligenz erfordern immer mehr und leistungsfähigere Chips. Da stutzt man schon, wie kann es da überhaupt zu düsteren Prognosen kommen? Die Antwort liegt auf der Hand, andere Halbleiterhersteller wie unser Clubfondswert NVIDIA haben Intel den Rang abgelaufen. Schon länger ist in der Szene bekannt, dass Intel-Halbleiter nicht das Nonplusultra sind. Kunden sind abgewandert, Intel hat zu spät reagiert. Aus dem einstigen Klassenprimus wurde sozusagen ein „Nachsitzer“, der nun sogar in den Fokus von Übernahmespekulationen rückt. Die Konkurrenz in Gestalt von Qualcomm ist wohl interessiert an einer Übernahme. Qualcomm ist vor allem stark im Bereich mobiler Chips, also von Bauteilen für Tablets und Smartphones.

Die Frage ist, was will ein modernes Unternehmen, mit dem alternden Riesen aus längst vergangener Zeit? Mit der Übernahme würde Qualcomm vor allem Zugriff auf die Fertigungsanlagen von Intel erhalten, die zwar nicht mehr ganz so modern sind, aber immer noch große Kapazitäten aufweisen. Damit könnte Qualcomm seine Stellung am Markt quasi über Nacht um zehn Prozent ausbauen, zumindest ist das der aktuelle Anteil von Intel am weltweiten Halbleitermarkt. Natürlich müssen wir im Fall einer Übernahme die Kosten derselben dagegen stellen und ganz ohne Investitionen wird es wohl auch nicht gehen. Zumindest sollten Anleger diese durchaus mögliche Übernahme im Blickfeld haben.

Fakt ist, der Problembär Intel ist kein Einzelfall in der Halbleiterbranche. Gleich mehrere Unternehmen, darunter auch „Hidden Champions“ aus der Chipbranche haben zu kämpfen. So auch AMS Osram. Die Österreicher galten bislang als Crème de la Crème, als Technologieführer im Bereich der Sensor-Chips. Das sind kleine Bauteile, die Signale aus der analogen in die digitale Welt übertragen. Wenn sich der Smartphone-Bildschirm beim Telefonieren abdunkelt, sobald das Gerät ans Ohr gehalten wird, steckt dahinter häufig ein Sensor aus Österreich. Nun ist aber ein Großkunde, nämlich Apple, abgesprungen und hat AMS Osram zu einem Umdenken gezwungen. Das Unternehmen hatte zuvor zahlreiche Ressourcen in die Errichtung einer Fabrik im malaysischen Kulim sowie in Forschung und Entwicklung einer MicroLED-Strategie investiert. Mit MicroLEDs können extrem hochauflösende Displays hergestellt werden, die mehrere Meter im Durchmesser groß sein können.

Wir sehen also, der Halbleitermarkt ist tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt. Dass ist aber auch nicht neu, denn es hat sich schon seit Längerem abgezeichnet, auch an der Börse.

Mit einer Urgewalt ist NVIDIA in den zurückliegenden Jahren an Intel vorbeigezogen. Ab 2020 wurde die Kluft zwischen Primus und Nachsitzern immer deutlicher. Während Intel an der Börse bestenfalls seitwärts läuft, wenn man mal beide Augen zudrückt, hat das NVIDIA-Papier über 2.000 Prozent zugelegt. Und jetzt achselzuckend sagen, bei NVIDIA läuft es halt besser, dürfte auch nicht richtig sein. Unser führender Clubfondswert NVIDIA ist vor allem bei Grafikprozessoren stark aufgestellt und hat hier eine ganze Reihe an sehr leistungsstarken Produkten zu bieten. Die kommen überall da zum Einsatz, wo es auf dem Display etwas zu sehen und zu bewegen gibt. Videospiele sind da nur eine Facette. Grafikprozessoren kommen auch verstärkt bei der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz, da sie besonders effizient bei der Durchführung von Berechnungen mit großen Datensätzen sind. Auch Intel hat in diesem Bereich etwas zu bieten, doch im direkten Vergleich schneiden die NVIDIA-Produkte besser ab. Trotzdem würde NVIDIA nie auf die Idee kommen Intel zu übernehmen, das passt einfach nicht.

Fakt ist, der Halbleitermarkt wächst rasant. Allein 2023 wurden über 500 Milliarden Dollar weltweit mit Halbleitern umgesetzt. Im laufenden Jahr sollen es schon über 600 Milliarden Dollar sein. Damit ist die Branche einer der wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren schlechthin. Zur Nachfrage trägt auch die E-Mobilität bei. Schon heute werden im Schnitt über 900 Halbleiter in einem E-Auto verbaut, mehr als doppelt so viel wie in einem Verbrenner. Und es werden noch mehr. Autonomes Fahren und die Kommunikation zwischen den Autos machen weitere Halbleiter notwendig. Der Halbleitermarkt bleibt also für Anleger interessant.

Ungeahnte Folgen

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nach einigen Tagen Verwirrung und Geschacher haben die Parteien in Berlin einen Termin für die vorgezogene Bundestagswahl gefunden. Über Tage hinweg wurde über das Datum der Neuwahlen diskutiert. Im Raum stand, ob die vorgezogene Abstimmung Mitte Januar, Ende März oder im Februar stattfinden soll. Nun steht fest: Die Neuwahlen in Deutschland nach dem Scheitern der Ampelkoalition finden am 23. Februar 2025 statt. Der Bundespräsident, der über die Festlegung des Wahltermins eigentlich allein entscheiden müsste, nickte das ganz ab. Und der Bundeskanzler, der laut unserer Verfassung allein Herr der Vertrauensfrage ist, ließ sich ebenfalls wie eine Schachfigur hin- und her schieben. Wahrscheinlich hatte man wieder vergessen, Führung bei ihm zu bestellen. Was für ein Schaulaufen für Deutschland, Europa und die Welt…

Und so sind wir schon heute mitten im Wahlkampf, gefolgt von in einer weihnachtlich gestimmten Phase des Kampfes um Stimmen auf den Weihnachtsmärkten zwischen Weihnachtsbuden und -männern und unter Glühweinrausch stehendem Wahlvolk. Und dann zum Höhepunkt kommt die heiße Phase zur Karnevalszeit. Das wird eine Gaudi! Ob unsere Politiker überhaupt zu unterscheiden sind von den vielen Narren in Stadt und Land, wagt ihr Autor doch stark zu bezweifeln. Und das Ganze werden wir alle vier Jahre wieder erleben. Es sei denn eine Partei erbarmt sich, eine Koalition wieder einmal platzen zu lassen. Allerdings dann bitte, bitte zu einer anderen Zeit!

Von Kirchenlehrer und Philosophen Augustinus von Hippo  werden die Worte übermittelt: „Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor.“ Wie recht hatte der Mann, er wurde vor 1670 Jahren geboren.

Während wir in Deutschland und leider auch in Europa immer noch an einer neuen Führung basteln, werden woanders schon Nägel mit Köpfen gemacht. Die ersten Minister und Berater des neu gewählten Präsidenten Trump bringen sich in Stellung bzw. werden in Stellung gebracht. Aber auch die bekannten Punkte des republikanischen Wahlprogramms werden Regierungsprogramm. An die neuen Namen werden wir uns langsam gewöhnen. Bei den Folgen der Wahl für Europa und speziell Deutschland wird von uns mehr Tempo abverlangt. Wir hatten vier lange Jahre Zeit uns auf Trump 2.0 vorzubereiten. Spätestens nach den ersten Umfragen, die Trump und damit auch die Republikaner auf die Übernahme der Macht zusteuern ließ, hätte ein wirtschaftspolitisches Konzept der Politik hierzulande vorliegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Trump und mehr noch sein Umfeld werden die aktuelle Führungsschwäche in Deutschland und Europa gnadenlos ausnutzen, speziell in wirtschaftlichen Fragen.

Die “Wirtschaftsweisen” rechnen nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr auch 2025 nicht mit einem spürbaren Wachstum der deutschen Wirtschaft. Der Sachverständigenrat erwartet 2025 nur ein Mini-Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent und senkt damit seine Prognose deutlich. Für 2024 erwarten sie ein Minus von 0,1 Prozent. Das macht die Planungen für den Bundeshaushalt sehr schwierig.

Dazu es könnte passieren, dass die nächste Bundesregierung, kaum ins Amt gekommen und den Haushalt 2025 mit Hängen und Würgen aufgestellt hat, einen Stopp des Bundesverfassungsgerichtes verkraften muss.

Das höchste deutsche Gericht will die Begründung für den Solidaritätszuschlag eingehend prüfen. Zuletzt wuchsen die Zweifel, ob dieser 35 Jahre nach der Wiedervereinigung noch rechtmäßig ist. Die Unterschiede zwischen den neuen und alten Ländern seien längst nicht mehr Folge der Teilung, hieß es schon 2021 in einem Bericht der Bundesregierung. Durch die Wiedervereinigung ergebe sich weiterhin ein erhöhter Finanzbedarf, erklärte dagegen der Bevollmächtigte der Bundesregierung, Kyrill-Alexander Schwarz. Eine mögliche Soli-Abschaffung könnte für den Bund weitreichende Folgen haben. Allein für 2025 sind im Haushalt Soli-Einnahmen von 12,75 Milliarden Euro verplant. Der ist aber jetzt Makulatur. Mit einer Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts wird erst in einigen Monaten gerechnet. Den Haushalt 2025/26 sollte die neue Bundesregierung besser ohne die Soli-Einnahmen planen. Wenn er bestehen bleibt, dann haben wir ein Kapitalpolster geschaffen, das dann garantiert nicht lange auf Verwendung warten muss.

Aber nun endlich einmal zum Aktienmarkt, der US-Aktienmarkt feiert den Wahlsieg von Donald Trump. Binnen Wochenfrist legte der US-Leitindex S&P 500 rund fünf Prozent zu. Die stärksten Kursgewinne mit je über 30 Prozent verbuchten die Aktien der privaten Gefängnisbetreiber Geo Group und CoreCivic. Überrascht? Nun womöglich, weil Trump viele illegale Migranten ausweisen lassen möchte und die müssen ja untergebracht werden, bevor sie abgeschoben werden.

Gefragt ist auch unser Depotwert Tesla. Die Aktie des E-Autobauers hat schon am Wahltag gut 15 Prozent gewonnen. Der Börsenwert hat inzwischen wieder die Marke von einer Billion Dollar geknackt. Trump ernannte Elon Musk zum Beauftragten für Regierungsausgaben. Vielleicht bekommt er ja das Billionen schwere Haushaltsdefizit in den Griff. Zeit für Tesla und SpaceX wird er wohl jetzt nicht mehr haben. Nur bei seiner Plattform X wird er wohl darauf achten, dass die Posts von seinem Präsidenten gut platziert sind.
Zu den größten Kursgewinnern zählen außerdem US-Banken wie Morgan Stanley, Wells Fargo, Goldman Sachs, Bank of America und JP Morgan.

Investoren setzen überdies auf Kryptowährungen. So haben die Papiere der Handelsplattform Coinbase zuletzt rund ein Viertel zugelegt. Am Dienstag hat der Bitcoin mit 90.002 Dollar ein Rekordhoch erreicht.

Auch Werte aus den Bereichen Infrastruktur wie Caterpillar (Baumaschinen) oder Trimble (Messinstrumente) gelten als lukrativ. Und weil Trump Umwelt-Auflagen lockern und mehr Lizenzen für Ölbohrungen versteigern lassen möchte, stiegen auch die Kurse von Öl-Firmen wie ConocoPhillips und Chevron.

Börsenwissen: Stop-Loss Marken setzen

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Jedes Mal, wenn es ernst wird in Politik und meistens in der Wirtschaft, setzen Anleger auf bestimmte Wertpapiere. Denn auch vor den Zahlen eines Unternehmens positionieren sich Anleger und stellen Vermutungen an wie die Zahlen wohl sein werden. Sollen sie die Papiere halten, sollen sie gar noch aufstocken, weil sie gute Zahlen vermuten oder eben nicht. Oder sollen sie sogar verkaufen, weil sie umgekehrt der Zukunft ihres Unternehmens nicht mehr so richtig trauen. Und dann sind alle wieder überrascht oder geschockt über die realen Zahlen, je nachdem.

Etwas Sicherheit geben Stop-loss Marken, die Anleger festlegen. Warum das auch nicht das nicht Gelbe vom Ei ist, erfahren Sie weiter unten.

Stop-Loss-Orders sind Verkaufsorders, die erst ausgeführt werden, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist. Diese Bedingung beim Broker lautet: „Verkaufe das Wertpapier, sobald die von mir eingegebene Stop-Loss-Marke erreicht oder unterschritten ist.“ Die Stop-Loss-Marke definiert also der Anleger selbst. Sie soll 10 bis 30 Prozent unterhalb des aktuellen Börsenkurses liegen, so lautet eine gängige Empfehlung. Solange der Aktienkurs steigt, seitwärts tendiert oder allenfalls leicht sinkt, passiert nichts. Nur bei starken Kursverlusten wird die betreffende Aktie verkauft. Als Eingabe erlaubt ist ein fester Kurs in die Maske, beispielsweise 85 Euro bei einem aktuellen Aktienkurs von 100 Euro. Möglich ist oft aber auch eine Prozentzahl, also Verkauf bei 15 Prozent Kursverlust, was in diesem Beispiel auf dasselbe hinausläuft.

Nun gehen Anleger davon aus, dass der Verlust ihrer Papiere begrenzt ist. Egal, ob der Kurs um 20, 30 oder noch mehr Prozent fällt.

Bei klassischen Stop-Loss-Orders muss die eingegebene Verkaufsschwelle von Zeit zu Zeit an das gestiegene Kursniveau angepasst werden. Die Alternative lautet Trailing-Stop-Loss-Order. Da kümmert sich die Depot-Bank beziehungsweise Börse automatisch um eine Anpassung an gestiegene Kurse.

Gedacht sind beide Formen von Stop-Loss-Orders als Absicherung: Fallen die Märkte, soll ein rechtzeitiger Verkauf verhindern, dass die Aktie noch weitere Verluste erleidet. 

Aber leider funktioniert das in der Praxis häufig nicht – und Schuld ist nicht die Bank oder der Broker, sondern ein weit verbreitetes Missverständnis unter Anlegern. Denn es passiert häufig, dass Anleger erschüttert mit Blick auf ihrer Verkaufsabrechnung feststellen, dass ihre Aktien weit unter dem angegeben Stop-Loss-Level verkauft wurden. 

Woran liegt das? Das fragen sich nun die Anleger. Viele wollen gleich die Bafin oder zumindest doch erst einmal den Ombudsmann des Kreditinstituts einschalten, weil sie einen Fehler vermuten. Beide, aber auch die Banken, werden die verunsicherten Anleger über ihren Irrtum aufklären: Der eingegebene Stop-Loss-Kurs definiert lediglich, wann eine Verkaufsorder ausgelöst wird: just dann, wenn der Börsenkurs der betreffenden Aktie erreicht oder unterschritten wird. Der Stop-Loss-Kurs ist aber keine Preisuntergrenze. Verkauft wird ganz einfach zur nächsten festgestellten Kursnotierung an der Börse. Ab dem Auslösezeitpunkt verwandelt sich die schwebende Stop-Loss-Order in eine ganz normale Verkaufs-Order mit dem Orderzusatz „Bestens“. Der Verkaufskurs kann bei kurzfristigen Crashs schon weit darunter liegen. Wenn wir unser Beispiel von oben noch einmal hernehmen, dann bedeuten die 85 Euro, dass bei diesem Kurs eine Verkaufsorder ausgelöst wird. Der Wert der Aktie ist aber noch nicht am Markt bestimmt und wird je nachdem, zu welchem Preis Käufer bereit sind die Aktie zu kaufen. Das könnte in unserem Beispiel 83 Euro aber auch noch weiter darunterliegend sein.

 

Noch ein zweites Problem haben Stop-Loss Orders: Sie fragen bei Kursstürzen nicht nach dem Warum. Sie verkaufen allein aufgrund der gefallenen Kurse. Fallen Aktienkurse aber lediglich aufgrund einer allgemeinen Marktschwäche, sollten Anleger nicht verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem groß, dass sie sich wieder erholen. Das ist jüngst auch binnen kürzester Zeit geschehen. Ganz schnell geht es bspw. auch nach dem Zahltag der Dividende, an welchen der Wert des Papiers um einige Prozent sinkt 

Ein Ratschlag von ihrem Autor: Anleger sollten überhaupt keine Stopp-Loss-Grenze in den Eingabemasken festlegen. Es ist auf jeden Fall besser, nur mentale Stopp-Loss-Schwellen zu setzen. Auch diese sollten, je nach Schwankungsanfälligkeit des Titels, 10 bis 30 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegen. Überprüfen Sie dabei regelmäßig, ob eine Ihrer Aktien darunter gefallen ist. Falls ja, prüfen Sie den Grund dafür: Schwächelt der Gesamtmarkt oder ein Marktsegment (aktuell zum Beispiel Nebenwerte), gibt es keinen Grund für einen sofortigen Verkauf, wenn die fundamentalen Daten des Unternehmens noch gut sind.

Schwächelt aber die einzelne Aktie oder die zugehörige Branche, suchen Sie nach der Erklärung: Haben sich die Aussichten dauerhaft eingetrübt oder gibt es massive Risiken, dann verkaufen Sie. Falls nicht, lohnt es sich, auf eine Kurserholung zu warten.

Einige kritische Anmerkungen zum geplanten Generationenkapital

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

In der Geschichte der Bundesrepublik gab es schon immer irrtümliche Denkweisen in der Politik.

Eine Bemerkung von Altkanzler Konrad Adenauer lautete beispielsweise: “Kinder bekommen die Leute immer.“

Oder: „Die Rente ist sicher.“ Das war der Slogan vom damaligen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm in den 80er und 90er Jahren. Schon damals war die Reform der Rente ein ständiges Thema. Und dieses Thema ist bis heute nicht gelöst.

Aktuell steht es wieder ganz oben auf der Liste der Regierung. Und jetzt gibt es einen ersten Entwurf für das Altersvorsorge-Depot. Es ist wahrscheinlich, dass die Arbeitnehmer, die diese Variante zur Alterssicherung bekommen, einen Gewinn erwirtschaften. Aber ist eine „wahrscheinliche Sicherheit” eine Sicherheit, auf die Sie für Ihre Altersvorsorge setzen würden? Ob jedem Rentner in ferner Zukunft, denn nur diese betrifft es, eine wahrscheinliche Sicherheit ausreicht, können wir doch mit Recht bezweifeln.

Die Renten-Reform der Bundesregierung hat in den letzten Monaten für hitzige Debatten gesorgt. Im Zentrum der Diskussion steht das sogenannte Generationenkapital, das als neue Säule zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt werden soll. Doch von der ursprünglich propagierten und auch von uns positiven eingeschätzten „Aktienrente“ ist mittlerweile nur noch ein rudimentärer Ansatz übrig, der viele Experten zweifeln lässt, ob die erhofften positiven Effekte tatsächlich eintreten werden.

Das Generationenkapital sieht vor, dass der Staat jährlich mehrere Milliarden Euro in einen Fonds einzahlt, der diese Mittel langfristig am Kapitalmarkt anlegt. Die Erträge aus diesen Investitionen sollen später dazu verwendet werden, die Rentenkasse zu entlasten und somit den Rentenbeitragssatz stabil zu halten. Es wird erwartet, dass der Fonds über Jahrzehnte hinweg wächst, so dass zukünftige Generationen von den Renditen profitieren können. Doch dieser Ansatz hat von Beginn an und mit Recht zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen.

Bemerken Sie den Webfehler? Die Kapitalerträge werden zuerst einmal dazu verwendet, die Beiträge zur Rentenversicherung zu stabilisieren und nicht zum weiteren Vermögensaufbau. Und wie hoch die jährlichen Entnahmen für diese Stabilisierungsmaßnahmen sind bzw. wer sie anfordern darf, steht noch in den Sternen.

Ihr Autor schließt sich der Meinung von Helmut Aden, Vorstandsmitglied der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), voll und ganz an. „Die bisherigen Pläne der Bundesregierung greifen viel zu kurz“, so Aden. „Der Betrag, den der Staat jährlich in den Fonds einzahlen will, ist viel zu niedrig, um die dringend notwendigen strukturellen Probleme der Rentenkasse zu lösen.“ Wobei auch nicht klar ist, woher das Geld angesichts der immer stärker schrumpfenden Wirtschaft kommen soll. Er betont, dass es vor allem der demografische Wandel sei, der das deutsche Rentensystem zunehmend unter Druck setze. Immer weniger Erwerbstätige müssen für eine steigende Zahl von Rentnern aufkommen, was zu einer schleichenden Unterfinanzierung der Rentenkasse führt. „Ein Kapitalmarkt-Fonds allein kann dieses Ungleichgewicht nicht beheben“, warnt Aden.

Werfen wir einmal einen Blick nach Norwegen, dass eigentlich als Vorbild für einen Staatsfonds, sprich unser Generationenkapital, gilt. Dort leben nur ca. 5,7 Millionen Einwohner. Und jetzt raten Sie einmal, wie hoch der Staatsfonds ist? 19 443 193 594 722 NOK beträgt der Wert des Fonds oder 1.637.694.363.525 Euro, das sind astronomische Zahlen. Auch wenn wir davon ausgehen, dass nur ein Teil des Geldes für die Renten und Pensionen verwandt werden, ist es doch ein Zeichen dafür, dass Investitionen in Wertpapiere mehr Rendite abwerfen und damit besser laufen, als das Umlagesystem.

Und wir starten mit einer geradezu bescheidenen Summe von 100 Milliarden Euro, die wir auch nicht vorrätig haben, sondern ganz im Gegensatz zu Norwegen aus einem weiteren Sondervermögen gleich Schulden entnehmen. Auch wenn die Zinsen jetzt sinken, kostet es erst einmal Geld, dass wir allerdings auch nicht haben, ergo noch mehr Schulden, die auch noch vom Fonds bezahlt werden. Da bezweifelt ihr Autor, wie die 385 Milliarden Euro prognostizierten im Jahr 2045 erwirtschaftet werden sollen. Zumal wir davon ausgehen müssen, dass die Inflationsrate wieder steigen wird.

Außerdem besteht immer wieder die Gefahr, dass die Parteien nach Kassenlage entscheiden, wie viel Geld in den Fonds fließt. Glauben Sie nicht? Der bereits existierende Pflegevorsorgefonds bei der Bundesbank ist ein grundsätzlich richtiger Schritt, unterliegt aber staatlicher Obhut. Ist das Geld knapp oder ändern sich die Prioritäten, bedeutet es, er kann kurzerhand ausgesetzt werden. Und so ist es auch geschehen: Statt 1,6 Milliarden Euro jährlich fließen für die Jahre 2024 bis 2027 nur noch 700 Millionen Euro in den Fonds. Langfristige Vorsorge geht irgendwie anders!

Trotz aller Kritik steht die Renten-Reform vor ihrer Umsetzung. Der Fonds soll bereits ab 2025 erste Einzahlungen erhalten. Wie erfolgreich das Generationenkapital letztlich sein wird, hängt jedoch nicht nur von der Höhe der Einzahlungen, sondern auch von den Entwicklungen auf den Finanzmärkten ab. Für viele bleibt die Frage offen, ob diese Reform tatsächlich die Antwort auf die drängenden Probleme des Rentensystems ist oder ob die Herausforderungen dadurch nur in die Zukunft verschoben werden.

Doch bei näherer Betrachtung offenbaren sich deutliche Schwächen und Versäumnisse. Es scheint, als wolle die Politik mit dem Fonds vor allem Zeit gewinnen und die schwierigen Entscheidungen, wie eine mögliche Anhebung des Rentenalters oder tiefgreifende Strukturreformen, auf später verschieben. Ein entscheidender Fehler.
Hoffen wir, dass das Struck`sche Gesetz hier noch positive Änderungen erzielen wird. Wenn alles beschlossen ist, werden wir auf das Thema noch einmal zurückkommen (müssen).

Das Programm zu einer sicheren Altersvorsorge ist, diese in die eigenen Hände zu nehmen. Unser NDAC-Clubfonds macht dafür ein attraktives Angebot für unsere Mitglieder.

Ist Alphabet bzw. Google zu mächtig geworden?

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nennen Sie doch einmal fünf Suchmaschinen – ohne zu googeln! Für viele ist das wohl keine leichte Aufgabe, die meisten nutzen eben nur diese eine Suche im Netz. Und ihrem Autor fällt auf die Schnelle, ohne zu googeln, auch nur noch Bing ein. Dass Google bei der Internetsuche ein Monopol hat, hat im August dieses Jahres auch ein US-Gericht offiziell festgestellt. 

Die meisten aller Suchanfragen in der Welt laufen über Google. Microsofts Bing, DuckDuckGo oder Yahoo spielen fast keine Rolle. Mit den Datenmassen der vielen Google-Nutzer kann der Konzern Werbung zielgerichtet ausspielen. Allein im vergangenen Jahr hat Google nur mit der Suchmaschine einen Umsatz von rund 480 Milliarden Dollar gemacht. Die Suche ist bekanntlich außerdem sehr eng mit anderen Google-Plattformen verknüpft. Dem Handybetriebssystem Android und dem Browser Chrome zum Beispiel.

Das stellt aus Sicht des US-Justizministeriums eine Monopolstellung dar, aber nicht nur wegen der bekannten Suchmaschine sind Google bzw. auch die Konzernmutter Alphabet ins Visier der Kartellwächter geraten. 

Vor wenigen Tagen hat das US-Justizministerium ein Dokument vorgelegt, das Geschichte schreiben könnte. Um Googles „gesetzwidriges Monopol bei der Internetsuche“ aufzubrechen, brachte die Behörde in einem Antrag bei einem Bundesgericht verschiedene Maßnahmen ins Spiel – bis hin zur Aufspaltung des Konzerns.

Wir müssen schon sehr weit zurückgehen, um im Mutterland der freien Marktwirtschaft eine vergleichbare Maßnahme zu finden. Zuletzt wurde 1984 mit dem Telekommunikationsgiganten AT&T ein Unternehmen aufgespalten. Der letzte Anlauf einer US-Regierung fand unter Präsident Bill Clinton statt. Die Zerschlagung des Technologieriesen Microsoft scheiterte allerdings vor 23 Jahren knapp. Seitdem hat man die Unternehmen wirtschaften lassen.

In dem Papier des US-Justizministeriums ist von einem „ganzen Arsenal von Maßnahmen“ die Rede. Dazu gehören auch „strukturelle“ Änderungen, sprich eine erzwungene Trennung von Unternehmensteilen. Damit soll Google gehindert werden, seinen Internetbrowser Chrome, den App-Store Play und sein Betriebssystem Android dazu zu nutzen, „Google-Suche und damit verwandte Produkte und Dienstleistungen wie Künstliche Intelligenz gegenüber Konkurrenten oder neuen Anbietern zu bevorteilen.“

Ist nur gut, dass in den USA nicht eine Behörde allein entscheiden kann, dass ein Unternehmen zerschlagen werden muss. Es muss ein Bundesrichter nach Würdigung aller Beweise entscheiden. Und das dauert in der Regel sehr lange, denn Google wird sich dagegen wehren. Wir können auch davon ausgehen, dass Google die Luft nicht so schnell ausgehen wird. Die Kosten des Rechtstreites werden bei einem so finanzstarken Konzern aus der Portokasse bezahlt. Immerhin wies das Unternehmen zuletzt eine Marktkapitalisierung von 2,02 Billionen Dollar aus.

Es mag Zufall sein, dass die US-Regierung, die ja hinter dem Antrag steht, ihn kurz vor der Präsidentenwahl in den USA und damit einem möglichen Politikwechsel einreicht. Ein Regierungswechsel nach der Präsidentschaftswahl im nächsten Monat könnte die Klage zwar nicht aufheben, aber stark beeinflussen. Wir müssen uns schon fragen, warum die Biden-Regierung nicht früher den Antrag eingebracht hat?

Und was sagt Google dazu? Google bezeichnete den Antrag des Ministeriums als „radikal und weitreichend“ – er könne „unbeabsichtigte negative Konsequenzen für Innovation in Amerika und für den amerikanischen Konsumenten“ haben, sagte Lee Anne Mulholland, beim Internetriesen zuständig für Regulierungsangelegenheiten, in ihrem Statement.

„Die Zerschlagung von Google ist trotz des Kartellwirbels derzeit unwahrscheinlich“, sagte Daniel Ives, Analyst bei der Investmentbank Wedbush. „Google wird das viele Jahre vor den Gerichten bekämpfen.“ Rechtsexperten schätzen die Verfahrenslänge inklusive Berufungen bis vor den Obersten Gerichtshof auf drei bis fünf Jahre. Auch Google-Chef Sundar Pichai erklärte kürzlich, es werde noch lange dauern, bis alle gegen den Konzern laufenden Kartellverfahren abgeschlossen seien.

Aber es stellt sich trotz aller Marktmacht eine Frage, ist es wirklich allein die Schuld unseres Depotwertes, dass er so mächtig werden konnte? Ihr Autor ist nicht der Meinung. Es waren genau die Kartellbehörden, die zum Beispiel den Kauf von YouTube durch Google zugelassen haben. Google konnte dadurch immer größer werden. Genau übrigens wie andere Techkonzerne in den USA, bspw. Meta.

Interessanterweise kommt dieser Antrag zu einem Zeitpunkt, an dem Googles Vormachtstellung im Suchmaschinenmarkt ohnehin unter Druck gerät. Laut aktuellen Prognosen wird der Anteil des Unternehmens an den US-Suchwerbeeinnahmen in den kommenden Jahren voraussichtlich sinken. Während Google trotzdem der größte Anbieter bleibt, gewinnen Konkurrenten wie Amazon und neue AI-Suchmaschinen wie bspw. ChatGPT an Boden. Und auch die beliebte Video- App TikTok hat kürzlich damit begonnen, Werbung auf Basis von Nutzer-Suchanfragen anzubieten, was einen direkten Angriff auf Googles Kerngeschäft darstellt.

Wir werden also sehen, wie das Bundesgericht entscheidet. Bis dahin bleibt erst einmal alles wie gehabt. Und vor einer Aufspaltung haben Anleger auch keine Angst. Schließlich wird Google nicht weniger wert, wenn es aufgespalten wird. Im Gegenteil, vielleicht sogar mehr. Das werden wir eventuell in ein paar Jahren sehen.