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Wochenrückblick

Wochenrückblick

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)

Deutschland hat seit Anfang des Monats die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union inne. Für ein halbes Jahr haben zwei deutsche Frauen das Sagen in Europa. Die eine, Ursula von der Leyen, abgeschoben auf den nahezu einflusslosen Posten der EU-Kommissionpräsidentin, die andere, Angela Merkel, Bundeskanzlerin auf Abschiedstournee.

Kann das was werden? Die Märkte werden es zeigen. Euphorisch haben sie nicht reagiert auf die obligatorische Antrittsrede von Angela Merkel vor dem EU–Parlament in Straßburg. Warum sollten sie auch? Die Rede war gespickt von Allgemeinplätzen und zum x-ten Mal wiederholten Aussagen zu den längst bekannten Fakten. Wir werden sehen, was die geplanten  Konjunkturspritzen der EU, eine Kombination aus nichtrückzahlbarer Hilfe und Hilfskrediten, für die Wirtschaft bringen. Und auch der EU-Haushalt wird zu einer Zerreißprobe werden. Wenn beides in dieser Form überhaupt kommt…

US-Präsident Donald Trump facht den schon fast in Vergessenheit geratenen Handelskonflikt mit China durch neue Sanktionen wieder an und China reagiert mit. Wie üblich mit Gegensanktionen. Nun, unser Donald sieht seine Chancen auf eine Wiederwahl schwinden. Sein Gegenkandidat Joe Biden liegt um Längen voraus, trotz Isolation durch Corona. Da muss er das Wahlvolk wieder hinter sich bringen.

In diesem Zusammenhang muss man sich fragen, warum die EU noch keinerlei Interesse gezeigt hat eine Einigung im Handelsstreit mit den USA zu erzielen. Also wir können uns an kein Spitzentreffen zu diesem Thema zwischen Trump und von der Leyen erinnern. Und auf Joe Biden zu hoffen könnte sich als folgenschwerer Trugschluss erweisen.

Ein harter Brexit rückt immer näher, in einem knappen halben Jahr scheidet Großbritannien endgültig aus der EU aus und damit aus dem Binnenmarkt. Wenig Zeit, um irgendwie ein Handelsabkommen zu erzielen. Ein „worst case“ Szenario droht mit unübersehbaren Folgen für die beiden Kontrahenten, die mal Verbündete waren. Von diesem Geist ist leider auch nach der Juli-Verhandlungsrunde nichts mehr zu spüren. Die Haltung der EU, wir haben das bessere Blatt, könnte nach hinten los gehen. Kompromisse sind im Interesse der Wirtschaft gefragt.

Nach der jüngsten Ausweitung der beispiellosen Anti-Krisen-Maßnahmen in der Corona-Pandemie legen Europas Währungshüter eine Pause ein. Den Leitzins im Euroraum beließ der Rat der EZB aktuell auf dem bekannten Rekordtief. Die EZB steckt im Rahmen ihres Notkaufprogramms unverändert 1,35 Billionen Euro in die umstrittenen Staats- und Unternehmensanleihen bis Ende Juni 2021. Die Zentralbanken rechnen in diesem Jahr mit einer schweren Rezession im Euroraum, einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 8,7 Prozent und einer Inflation nahe Null Prozent (geplant waren einmal um die 2 Prozent jährlich, um keine Deflation zuzulassen).

Der Volkswagen Konzern hat es an die Spitze geschafft. Nein, nicht im Bereich der Spitzentechnologie oder gar beim Umsatz und Gewinn. Sondern der Konzern schmückt sich, wie jetzt bekannt wurde, mit dem Titel des meistverschuldeten Unternehmens der Welt. 192 Milliarden Dollar Schulden schiebt das Wolfsburger Unternehmen vor sich her. Mit Daimler (151 Milliarden Dollar) auf dem dritten und BMW (114 Milliarden Dollar) auf dem 8. Platz ist die deutsche Industrie nur mit Automobilwerten in diesem Ranking von 2019 vertreten. Kein Wunder, dass die Anleger bei den Automobilwerten auf Distanz gehen, wir übrigens auch.

Wie zu erwarten war, findet sich unter den 10 reichsten Unternehmen nicht ein einziger deutscher Wert. Diese Liste wird angeführt von Alphabet (104 Milliarden Dollar), Samsung (78 Milliarden Dollar) und Microsoft (47 Milliarden Dollar). Alphabet und Microsoft haben wir in unserem Depot. Etwas weniger auf der hohen Kante haben zwei weitere NDAC- Depotwerte, Facebook (44 Milliarden Dollar) und Alibaba (13 Milliarden Dollar) (alle Angaben von 2019). Auf dem Konto bringt Kapital keine Rendite. Da geht es den Unternehmen so, wie jedem Sparer. Wir können also sicher davon ausgehen, dass in der nächsten Zeit die eine oder andere lukrative Übernahme bevorstehen wird. So hat bspw. Alphabet das kanadische Startup-Unternehmen North Inc., Hersteller von sogenannten smarten Brillen, in diesem Monat übernommen. Der Kaufpreis soll gerade einmal 180 Millionen Dollar betragen. Das müsste vielleicht noch aus der Portokasse zu bezahlen sein.

Der Tourismus kommt wieder ins Rollen. Die ersten Urlauber können mit dem Flieger, unter Beachtung der geltenden Hygienekonzepte, zu ihren Urlaubszielen aufbrechen und damit den Flughäfen (Fraport!) ein wenig Umsatz bringen. Allerdings sollte die Unvernunft einiger Urlauber eine zweite Pandemie-Welle verbunden mit einem Lock down auslösen, ist es damit sehr schnell wieder vorbei. Gut, dass die Behörden gleich die berüchtigten Partys am Ballermann auf Mallorca im Keim erstickten. Ein zweites Ischgl können wir wirklich nicht gebrauchen, da muss man dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Recht geben. Es wäre verheerend für die Weltwirtschaft.