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Vorweihnachtliche Geschenke der Notenbanken

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Die Inflation scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben, zumindest ist sie etwas gesunken. Und viele Ökonomen sehen darin eine Bestätigung, dass die Zinserhöhungen wirken und dass es nun gut sei mit den Jumboschritten von 75 Basispunkten. Dass das Ganze nun vorbei sein könnte, lässt auch die Politik in den betroffenen Ländern hoffen. Schließlich sind die gestiegenen Zinsen für die Staaten mit ihren enormen Verschuldungsraten Gift. Die sozialen Wohltaten, so notwendig sie in diesen Krisenzeiten auch sind, haben wenig mit solider Haushaltspolitik zu tun. 

Aber trotzdem werden die Zinsen weiter steigen, denn die Inflation ist noch lange nicht Geschichte. Und die entspannten Arbeitsmarktdaten hier und in den USA sowie eine sich als milde abzeichnende Rezession geben auch die Möglichkeiten her, die Zinsen weiter steigen zu lassen, nur eben nicht so stark.

Auf ihrer Dezember-Sitzung hob die Fed den Leitzins zwar wie überwiegend erwartet nur um einen halben Prozentpunkt an und verlangsamte damit ihr Zinserhöhungstempo. Zuvor hatte sie den Leitzins viermal in Folge um je 0,75 Prozentpunkte erhöht. Betrachten wir die Entscheidung nur als ein vorgezogenes Geschenk zu Weihnachten, denn die Währungshüter um Jay Powell haben noch nicht die Absicht, den Kampf gegen die Inflation zurückzufahren. Und Recht haben sie, die Inflation ist bekanntlich noch lange nicht da, wo sie sein soll, bei ca. zwei Prozent. Für 2023 signalisiert die Fed sogar mehr Zinsanhebungen als bislang. In den Jahren danach dürfte die Geldpolitik zwar gelockert werden, den Prognosen zufolge deutet sich aber ein höheres Zinsniveau an, als die Notenbanker bislang in Aussicht gestellt hatten.

Das heißt allerdings auch, dass die, die auf ein schnelles Ende der Zinserhöhungen gesetzt haben, jetzt umdenken müssen. Entsprechende Hoffnungen gab es ja, da die Inflation und die Erwartungen zur weiteren Entwicklung zur wirtschaftlichen Entwicklung auch einen anderen Kurs der Fed möglich erscheinen ließ.

Wie auch nicht anders zu erwarten war, hielt sich auch die EZB im vorweihnachtlichen Rausch zurück mit weiteren Riesenzinsschritten. Die Europäische Zentralbank drosselt im Kampf gegen die hohe Inflation ihr Zinserhöhungstempo ebenfalls etwas. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen im Gleichschritt mit der Fed, den Leitzins um einen halben Prozentpunkt zu erhöhen – auf nunmehr 2,5 Prozent. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt nach einer Sitzung des EZB-Rates mit. Noch im Oktober und September hatten sie die Zinsen in Jumbo-Schritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt.

Die EZB gab darüber hinaus bekannt, dass sie ihre Bestände an Anleihen von März 2023 an schrittweise zurückfahren will. Gelder aus auslaufenden Wertpapieren ihres billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP werden dann nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden.

Das wird dann schwierig mit der Staatsfinanzierung für die Staaten, die sich bisher darauf verlassen konnten, dass es mit der EZB immer einen Käufer der Anleihen gab. Ein Schritt zurück zur Normalität, wenn es wirklich bei den EZB-Plänen bleibt.

Übrigens wird jede Zinserhöhung eine weitere Anlageform mehr ihre Attraktivität verlieren, die kreditfinanzierten Immobilienanlagen werden mit den steigenden Zinsen für die aufgenommenen Kredite immer teurer. Da zerplatzen leider gerade viele Träume vom eigenen Häuschen als Baustein für die Altersvorsorge. Vielleicht kommt manch einem jetzt auch die Idee, dass Aktien ja doch eine lohnende Alternative für die Vorsorge im Alter ist.       

Elon Musk und die unendliche Geschichte mit Twitter geht nun auch langsam an die Substanz von unseren Depotwert Tesla. In der abgelaufenen Woche hat der nun nicht mehr reichste Mann auf der Erde Tesla-Aktien im Wert von mehr als 3,5 Milliarden US-Dollar verkauft. Das war das zweite Mal, dass sich Musk nach der Übernahme von Twitter von Tesla-Aktien trennt. Wie aus einer Pflichtmitteilung hervorgeht, verkaufte Musk innerhalb von drei Tagen bis zum 14. Dezember fast 22 Millionen Tesla-Aktien. Damit hat Musk seit November vergangenen Jahres Tesla-Aktien im Wert von mehr als 39 Milliarden Dollar verkauft. Solange es noch Käufer gibt, die diese Papiere auf dem Markt kaufen, mag es ja in Ordnung sein. Leider ist der Kurs der Tesla-Aktie weiter gesunken und hat in diesem Jahr 55 Prozent verloren. Musk hatte bereits im April, August und November dieses Jahres Tesla-Aktien verkauft. Nach den Transaktionen in diesem Monat hält Musk noch etwa 13,4 Prozent der Tesla-Aktien, womit er weiterhin der mit Abstand größte Aktionär des Elektroauto-Herstellers ist. Musk bezieht kein Gehalt von Tesla und erhält stattdessen Aktien. Aber wir müssen auch sehen, dass Elon Musk damit auf die Leitzinserhöhungen der Fed reagiert hat. Schließlich hat er im Zuge der Übernahme von Twitter Schulden in Höhe von 14 Milliarden Dollar aufgenommen und das kostet nach Analystenschätzungen jährlich eine Milliarde Dollar Zinsen. 

Für Tesla-Aktionäre fehlt in diesem Jahr ein Weihnachtsgeschenk, hoffen wir also auf nächstes Jahr.