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Der Clubfonds-Ticker
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Von Gewinnern und Verlierern

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Eine positive Nachricht vorab. Die Gewissheit steigender Zinsen in den USA hat auch Investmentlegende Warren Buffett mit unserem Depotwert Berkshire Hathaway auf dem Markt zuschlagen lassen. Ihm wurde ja vorgeworfen, er sitze auf zu viel Cash. Das ist jetzt vorbei. Innerhalb von sechs Wochen hat US-Investor Warren Buffett gleich drei Deals abgeschlossen: Gut zehn Milliarden gab er für Aktienpakete des Ölkonzerns Occidental und des PC- und Druckerherstellers HP aus. Für den Versicherer Alleghany waren es 11,6 Milliarden Dollar. Für seine Aktionäre sind die Deals eine willkommene Strategie-Änderung. Die in den vergangenen Jahren gezeigte stoische Passivität scheint jetzt vorbei zu sein. Durch die hohen Unternehmensbewertungen vor der Pandemie waren ihm viele Übernahmeziele schlicht zu teuer, auch wenn er mit Barreserven von zuletzt rund 144 Milliarden Dollar durchaus die Mittel gehabt hätte. Jetzt ist die Zeit gekommen für Berkshire Hathaway. Die Kanonen donnern (leider!), die Zinsen steigen in den USA und die Pandemie ist zumindest eingedämmt. Geradezu ideale Bedingungen für unseren Altmeister. Er ist mit der großen Energie- und Industriesparte so positioniert, dass sein Konglomerat von steigenden Zinsen profitieren kann. Und während große Tech-Konzerne – lange Zeit die absoluten Stars an der Wall Street – unter dem neuen Zinsumfeld leiden, erreicht die Berkshire-Aktie immer neue Rekorde. Das Papier der Klasse A, an dem die meisten Stimmrechte gebunden sind, legte in diesem Jahr 15 Prozent zu. Mit einem Kurs von zuletzt 520.250 Dollar ist die Aktie die teuerste der Welt. Also nichts für uns Kleinanleger. Wir geben uns mit der B- Variante zufrieden. Sie notiert bei 348,50 Dollar und legte damit seit Jahresbeginn 16,1 Prozent zu.

Die Erzeugerpreise interessieren die Verbraucher meistens nicht so sehr. Aber wenn sie so stark steigen wie im März, dann werden die Verbraucher schon unruhig. Die deutschen Unternehmen haben ihre Preise nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine in Rekordtempo angehoben. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im März um durchschnittlich 30,9 Prozent im Vergleich zum März 2021. Das ist der stärkste Anstieg seit 1949. Auch wenn nicht alles auf die Verbraucher umgelegt wird, dürfte wohl jedem klar sein, dass die Teuerungsrate weitere Höhenflüge anstrebt. Der Verbraucher ist letztendlich der Verlierer, er kann nichts mehr umlegen, er zahlt am Ende die Zeche.

Natürlich ärgern wir uns über den Einbruch bei unserem Depotwert Meta. Aber wo es Verlierer gibt, muss es auch Gewinner geben, so läuft nun mal das Spiel an den Börsen. Allein 2,9 Milliarden Dollar fuhren die Shortseller bei der Facebook-Mutter Meta ein, deren Aktien im ersten Quartal um mehr als 30 Prozent eingebrochen waren. Shortseller auch Hedgefonds genannt, wetten mit sogenannten Leerverkäufen auf fallende Kurse. Dafür leihen sie sich gegen eine Gebühr Aktien und verkaufen diese in der Hoffnung, sie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. Die Differenz ist der Gewinn. Und der kann sich auch sehen lassen, 85,5 Milliarden Dollar haben Hedgefonds in den ersten drei Monaten des Jahres mit dieser Strategie eingefahren. An der Börse verschwindet kein Geld, es hat nur jemand anderes, so lautet eine Börsenweisheit. OK, sei es ihnen gegönnt.

WireCard-Manager Jan Marsalek hatten wir vermutlich alle schon längst vergessen. Aber nicht die Münchner Staatanwaltschaft. Laut Bundesnachrichtendienst (BND) hält sich der mutmaßliche Betrüger in der Nähe von Moskau auf. Vor Ostern haben die Münchner Behörden  ein Rechtshilfeersuchen an die russischen Kollegen gesandt, um seine Auslieferung zu erreichen. In normalen Zeiten hätte Russland vielleicht einmal darüber nachgedacht, Marsalek auszuliefern, aber heute dürfte dieses Ersuchen unbeantwortet bleiben.

Wir beziehen ja in unsere Aktienvorstellungen die Meinungen der Analysten mit ein. Sie sorgen ja auch (meistens!) für den notwendigen Optimismus. Jetzt haben Analysten seit Jahresbeginn für mehr als die Hälfte der deutschen Aktien (DAX40, MDAX, SDAX) ihre Kursprognosen gesenkt – im Schnitt um drei Prozent, in der Spitze um fast 60 Prozent. Grund für den drastischen Stimmungsumschwung an den Börsen ist der Ukrainekrieg und die Folgen für die Weltwirtschaft. Aber ob die Zahlen noch einmal überarbeitet werden müssen angesichts der immer wahrscheinlich werdenden Stagflation, werden wir sehen. Aber um es klar zu sagen, es ist nicht nur der Ukrainekrieg der uns als Anleger Kummer breitet, wie wir alle wissen.

Die weltweiten Investitionen in mehr Energieeffizienz beliefen sich laut Angaben der Internationale Energieagentur (IEA) in den vergangenen fünf Jahren auf 250 bis 300 Milliarden Dollar pro Jahr. Der Großteil der Investitionen im Jahr 2021 – gut 190 Milliarden Dollar – floss in Gebäude und deren Sanierung, während im Transportsektor 60 Milliarden Dollar und in der Industrie 40 Milliarden Dollar investiert wurden. Dabei entwickelte sich der europäische Markt zum Wachstumsmotor für Energieeffizienzlösungen und trug am stärksten zum zehnprozentigen globalen Investitionsanstieg im Jahr 2021 bei. Hintergrund waren umfangreiche staatliche Maßnahmen in Europa, die 57 Milliarden Dollar bzw. 86 Prozent der globalen Subventionen für Energieeffizienz beinhalteten. Europas Ambitionen auf die Vorreiterposition in der Grünen Transition dürften den Aktien der Unternehmen, die zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen, lang anhaltenden Rückenwind verleihen. Zudem könnte der Markt laut IEA bis 2035 ein jährliches Volumen von 550 Milliarden Dollar erreichen. Hier werden die Fonds und Kleinanleger zu den großen Gewinnern gehören, wenn sie sich dabei auf die richtigen Papiere fokussieren.