Technologieaktien sind weiterhin sehr gefragt und nach dem Kursrutsch natürlich noch mehr. Und wenn wir in Anlegerdepots schauen könnten, würden wir wohl die meisten Aktien der Big Seven auch in den Depots der Kleinanleger finden. Die „Großen Sieben“, sind in der Welt der Technologie-Aktien allgegenwärtig. Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla stehen in der Gunst der Anleger ganz oben. Wer Tech-Aktien kauft, kauft eines dieser Papiere oder alle zusammen, sofern das notwendige Kapital dafür vorhanden ist. Dass Kleinanleger sich damit auch ein Klumpenrisiko ins Depot holen, wenn sie auf die Big 7 insgesamt setzen, ist den wenigstens bewusst. Denn zum einen sind die Papiere schon wegen ihrer hohen Bewertung ein Problem, welches sogar bei Indizes wie den MSCI World und anderen ein Problem wird. Und zum anderen haben wir es mit einer Übergewichtung der US-Aktien im Depot zu tun, denn meistens ist bei normal betuchten Kleinanlegern kein Kapital mehr vorhanden, um weitere Diversifikationen vorzunehmen. Sehr viele Kleinanleger waren deshalb auch überrascht, dass die Märkte eine Entwicklung in letzter Zeit weg von den Technologiewerten eingeschlagen haben.
Natürlich ist es immer gut und wir haben das auch schon öfter empfohlen, Buchgewinne in reale Gewinne umzuwandeln und dann später, wenn die Bewertungen der Big 7 nicht mehr so hoch bewertet sind, wieder einzusteigen. Zumal die gehypten Werte langsam Ermüdungserscheinungen zeigen. Tesla ist ein normaler Autobauer geworden, der nicht einmal in der Produktpalette breit aufgestellt ist, denn er kann nur E-Mobilität. Apple wurde im Depot von Berkshire Hathaway halbiert, sprich verkauft, etc. Die Künstliche Intelligenz ist noch nicht so weit, dass sie hohe Renditen versprechen kann. Es kostet erst einmal alles Geld und das ist Kapital, das woanders fehlt.
Gute Aktien sind zwar teuer, sagen Experten an der Börse, doch bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 50 im laufenden Jahr kann einem schon schwindelig werden.
Was tun? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, speziell wenn die Kurse wieder anspringen und die Aktien so hoch sind, dass es schwerfällt mit begrenztem Kapital Aktien der Big7 zu erwerben. Und ob immer gerade ein Aktiensplit stattfindet, der die Papiere billiger erscheinen lässt, dürfte dann wohl auch in Sternen stehen.
Ein anderer gangbarer Weg, am Boom der Technologiewerte zu partizipieren, wäre den Fokus auf die zweite Reihe zu richten. Denn auch dort finden wir Werte, die einerseits von den großen Trendthemen Künstliche Intelligenz, Big Data und Mobilität profitieren, die aber von ihrer Bewertung her günstiger sind.
Auch wenn Anleger vielleicht nicht unbedingt damit rechnen, es gibt tatsächlich europäische Werte, die nicht jeder auf dem Radar hat, wenn es um Alternativen zu Big7 geht. Deshalb stellen wir hier einmal drei Werte vor.
Rechenzentren müssen gut gekühlt werden, das weiß jeder, der schon einmal dort gearbeitet hat. Vor allem die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz erfordert immer größere Rechenzentren, die enorme Mengen an Strom verbrauchen und damit sehr hohe Temperaturen erzeugen. Doch Server mögen keine Hitze. Werden sie zu warm, versagen sie ihren Dienst. Deswegen müssen sie rund um die Uhr gekühlt werden. Das geht entweder mit Luftkühlung oder mit Flüssigkühlung, letztere kommt verstärkt zum Einsatz. Ein großer Player in diesem Bereich ist Schneider Electric mit Sitz in Rueil-Malmaison in der Nähe von Paris. Der Umsatz konnte im ersten Halbjahr um 3,1 Prozent auf 18,713 Milliarden gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Das bereinigte EBITA stieg im gleichen Zeitraum um 6,6 Prozent auf 3,383 Milliarden Euro. Beim Gewinn je Aktie rechnen Analysten im laufenden Jahr mit knapp acht Euro gegenüber sieben Euro im Vorjahr.
Wie auch immer die Mobilität der Zukunft aussieht, sie wird auf jeden Fall elektronischer. Elmos Semiconductor aus Dortmund stellt Halbleiter vor allem für die Autoindustrie her. Die Bausteine kommunizieren, messen, regeln und steuern die Sicherheits-, Komfort-, Antriebs- und Netzwerkfunktionen im Auto, ganz gleich, ob dieses nun über einen Benzinmotor verfügt oder mithilfe einer Batterie angetrieben wird. Für 2024 rechnen Analysten mit einem Umsatz von knapp 600 Millionen Euro und einem Betriebsergebnis von 147 Millionen Euro. Mit einem 14er-KGV für das laufende Jahr sind die Elmos-Papiere eher günstig bewertet. Elmos wurde erst im Juni in den TecDAX aufgenommen. Ein Prestigegewinn, der bislang an der Börse kaum beachtet wurde, wie immer, wenn es um Werte jenseits der DAX40 geht.
Beim Onlinehandel denken die meisten Anleger an den Branchenprimus Amazon. Ein paar Nummern kleiner ist Zalando, aber immerhin die Nummer drei im Online-Handel in Europa mit einem Umsatz von rund 10 Milliarden Euro. Kein Geheimtipp, Zalando ist schon seit vielen Jahren an der Börse notiert. Dennoch ist es günstiger als Amazon – mit einem 33er-KGV für das laufende Jahr und einem Kurs-Umsatz- Verhältnis von 0,6 (Amazon: KGV 43 und KUV 3,2). Zalando hat sich zum europäischen Marktführer im Onlinevertrieb von Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sowie Schuhen seit 2008 gemausert. Onlinehandel muss nicht immer aus Amerika kommen.
Wir sehen an den Beispielen, es gibt relativ günstige Aktien aus Europa, die Anleger alternativ und billig erwerben können, wenn die Big7 überbewertet sind.