Die Euro 2024 in Deutschland und danach die olympischen Spiele in unserem Nachbarland, besser geht es nicht für die vielen Sportbegeisterten. Das die Träume bei Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund vom Gewinn der jeweiligen Pokale im europäischen Maßstab platzten, naja das nehmen wir einmal als Warnung, die Erwartungen eines „Sommermärchens“ bei der EM im eignen Land nicht zu hoch zu schrauben.
Aber, wenn im Juni in München das Eröffnungsspiel der Europameisterschaft angepfiffen wird, wird Fußball für vier Wochen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Die Fans werden sich auch insofern auf beide Events freuen, als die jeweils letzten Ausgaben noch von Corona geprägt waren: Die Fußball-EM 2020, pandemiebedingt um ein Jahr auf 2021 verschoben, fand teilweise unter Einschränkungen wie Zuschauerzahlbeschränkungen und Maskenpflicht statt. Olympia 2020 in Tokio wurde ebenfalls ein Jahr später ausgetragen – hier waren sogar so gut wie gar keine Zuschauer zugelassen.
Das ist jetzt vorbei und die Euphorie kann steigen bis zum Siedepunkt, wenn die jeweilige Mannschaft einen Titel gewinnt.
Und das ist auch im Interesse der Wirtschaft, die Euphorie der Bevölkerung bei internationalen Sportveranstaltungen kann bekanntlich wirtschaftliche Auswirkungen haben.
Das merken die Geschäfte schon, wenn die Kunden die Nachfrage nach Trikots ihrer Lieblingsmannschaft, dem Matchball oder anderer Fanartikel, die mit den Ereignissen in Verbindung stehen, ankurbeln. Und natürlich freuen sich auch die dahinter stehenden Unternehmen, egal ob jetzt börsennotiert oder nicht.
Der börsennotierte Sportartikelkonzern Adidas generierte 2022 (Fußball-WM in Katar) immerhin einen Sonderumsatz in Höhe von 400 Millionen Euro und das trotz des Ausscheidens der deutschen Elf in der Vorrunde. Das führte zwar zu einem Umsatzeinbruch in Deutschland aber die Sportartikelhersteller sind international aufgestellt. Und so konnten sie die Verluste in Deutschland ausgleichen, zumal ja doch eine gewisse Vorsicht herrschte, denn 2018 (Fußball-WM in Russland) wurde ebenfalls in der Vorrunde „do svidanya“ gesagt.
Welch große Rolle das Thema Trikots spielen kann, erfuhr gerade der deutsche Ausrüster adidas in den vergangenen Wochen. Das Auswärtstrikot, das die Herzogenauracher Anfang März für die deutsche Elf vorstellten, ist erstmals pinkfarben – was einige Gemüter doch schon vor der EM in Wallung brachte. Die anschließende Debatte über Tradition und Innovation konnte adidas aber nur guttun, denn das Trikot ist mittlerweile ein Verkaufsschlager.
Wie hart der Kampf um die Ausrüsterposition der jeweiligen Mannschaft geführt wird, musste der langjährige Ausrüster des DFB erfahren. Ab dem Jahr 2027 wird der US-Erzrivalen Nike als Trikotausrüster der deutschen Nationalmannschaft adidas ablösen. Das kam einem Paukenschlag gleich – und unterstreicht Nikes Position als Weltmarktführer im Sportartikelsegment: Mit 137 Milliarden US-Dollar Börsenwert ist der Konzern aus Oregon mehr als dreimal so groß wie adidas (Marktkapitalisierung 36 Milliarden Euro). Puma, wie adidas in Herzogenaurach beheimatet, folgt ebenfalls mit großem Abstand auf Platz 3 (6,4 Milliarden Euro).
Doch auch beim Branchenprimus Nike ist nicht alles eitel Sonnenschein. Für die erste Hälfte des Geschäftsjahrs 2024/2025, die am 30. November endet, geht Nike von einem Umsatzrückgang aus. Das ist insofern bemerkenswert, als Adidas und Puma jeweils eine Steigerung ihrer Erlöse erwarten. Zwar sind die Gründe für Nikes vorübergehende Zurückhaltung in der individuellen Produktpolitik zu finden. Es zeigt aber, dass ein Mega-Sportjahr für Sportartikelproduzenten kein Selbstläufer sein muss.
Dafür ist die Branche vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Handelsexperte Hansjürgen Heinick, Senior Consultant beim Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IFH KÖLN, führt als Begründung das breite Spektrum dieser Industrie an: „Anders als etwa an den Fashionmärkten hat die Pandemie im Sportmarkt weniger zu Kaufzurückhaltung als zur Verlagerung von Käufen in andere Segmente innerhalb des Sportmarkts geführt. Mit Ausnahme einer leichten Delle im Jahr 2020 ist der Markt für Sportbekleidung, -schuhe und -geräte insgesamt nahezu anhaltend gewachsen.“ Seine Erklärung: „Die Verlagerungen haben in vielen Bereichen in Richtung Individualsportarten stattgefunden. So sind beispielsweise Aktivitäten im Trainings- und Fitnessbereich aus dem Studio in die eigenen vier Wände verlagert worden.“
Grundsätzlich sind die Aussichten für die Sportbranche aber besser als in anderen Segmenten. In Deutschland soll der Umsatz allein mit Sportbekleidung Statista zufolge in diesem Jahr bei 5,69 Milliarden Euro liegen. Nachdem die Erlöse im Jahr 2020 pandemiebedingt leicht zurückgegangen waren und sie sich in den beiden Folgejahren nur marginal über denen der Vor-Corona-Jahre behaupten konnten, gab es im Jahr 2023 ein deutliches Plus um gut 20 Prozent. Bis 2028 prognostiziert Statista einen kontinuierlichen Anstieg auf 6,47 Milliarden Euro. Für die nächsten Jahre bietet die Branche einige Potenziale. Stefan Mohr von EY sieht etwa neben Sports Intellectual Property (Eigentümerschaft an Sportveranstaltungen, Sportrechte), dem Frauenfußball und der Globalisierung von Inhalten neue aufstrebende Sportarten als Erfolgsfaktor: „Padél, Pickleball, Esports oder Volleyball bieten beachtliche Wachstumsmöglichkeiten und ziehen auch zum Teil ungewöhnliche Investoren an. Beispielsweise hat Andre Agassi 8 Millionen Dollar in Pickleball investiert.“
Auch die Demografie wird Auswirkungen auf die Sportbranche haben. „Die Herausforderung besteht vor allem darin, das Interesse am Sport und damit auch an Sportprodukten in einer langsam alternden Bevölkerung hochzuhalten. Dabei hat sicherlich ein wohl gleichermaßen zunehmendes Gesundheitsbewusstsein einen positiven Einfluss.“, ist sich Hansjürgen Heinick vom IFH Köln sicher.
Wir hoffen, dass die deutschen Teams bei den beiden Großereignissen gut abschneiden und natürlich alle Vorrunden erfolgreich überstehen.