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Sollten Anleger in Rüstungsaktien investieren? Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Der Krieg in der Ukraine wird aktuell hauptsächlich mit Drohnen geführt. Und genau das ist die Zukunft für die künftigen Armeen der Länder. Wir sehen fast täglich in den Medien, was für einen Schaden die Kampfdrohnen anrichten. Natürlich werden nicht nur Kampfdrohnen gebraucht, sondern bspw. auch Aufklärungsdrohnen. Hier müssen noch sehr viele Erfahrungen gesammelt werden, um die Störsender des Gegners zu umgehen und auszuschalten. Das ist für die meist jungen Startup in dieser meist zivilen Branche eine Herausforderung, denn mit der immer wieder geforderten Work-Life-Balance funktioniert es im Verteidigungsfall dann eben nicht mehr, denn ein Softwareupdate muss dann eben sofort raus, wenn Störsender die Elektronik der Drohne am Einsatz hindern. 

Und so kommt es, dass das Cyber Innovation Hub der Bundeswehr ganz eng mit den Startups zusammenarbeiten müssen. Problem erkannt, Problem gebannt, so muss es jetzt schnell vorwärtsgehen. Die Einheit mit Sitz in einem alten Gewerbehof nahe der TU Berlin, ist eine Schnittstelle für die neue Art der Kriegsführung. Jedes auftretende Problem wird über das CIH an das mit den Dingen besser vertraute Startup weitergeleitet. Nicht nur Probleme mit Software- sondern auch Hardwareprobleme müssten eigentlich durch eine offene Schnittstelle sofort gelöst werden. Da allerdings spielen leider viele Rüstungskonzerne, vor allem aus den USA, nicht mit. Bündnispartnerschaft sieht anders aus.

Von moderner Rüstungsproduktion können wir viel von den Ukrainern lernen, die inzwischen nach drei über Jahren Krieg als Vorbild für Europa gelten. Zu den ukrainischen Rüstungsunternehmen zählen Riesen wie Ukroboronprom mit 60.000 Beschäftigten, das heute weltweit zu den 50 größten der Branche gezählt wird. Es kooperiert bspw. mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall beim Panzerbau. Aber auch die Plattform Brave1 gehört dazu. Diese Plattform vereinigt mittlerweile 1.500 Startups und Kleinstunternehmen mit 3.500 Projekten. Vor allem bei der Entwicklung von Drohnen kam dieses Netzwerk zum Tragen. Im März wurde eine Drohne mit 3.000 km Reichweite und einer Kampffähigkeit, wie man sie bisher nur von Marschflugkörpern kannte, präsentiert. Seit mehr als drei Jahren ist die Ukraine jetzt im aufgezwungenen Krieg mit Russland. Betrug der Umsatz der Rüstungsindustrie bei Kriegsbeginn nur eine Milliarde Dollar, so beträgt er heute 35 Milliarden Dollar. Das ist eine einmalige Leistung seit dem Endes Zweiten Weltkrieges und wird, je länger der Krieg andauert, weiter ansteigen müssen. Stellen wir uns nur einmal vor, dass die Bundeswehr nach dem Krieg nicht mehr ihre Waffen bei US-Rüstungskonzernen kauft, sondern neue und moderne praxisbezogene Geräte aus der Ukraine bezieht, die dann wahrscheinlich auch kostengünstiger und serviceorientierter zu erwerben sind. Auch die US-Startups kooperierten mit den ukrainischen Herstellern, um die Drohnen der eigenen US-Army deutlich kampffähiger und billiger zu machen. Das sollte auch im Weißen Haus zu denken geben, wenn immer wieder davon gesprochen wird, die Ukraine lebe nur auf Kosten der USA.

Fakt ist aber auch, an den USA kommt in Sachen Ausrüstung und Militärtechnologie noch immer niemand vorbei. Auch die Ukraine bleibt trotz großer Fortschritte abhängig von der US-amerikanischen Technik. Auch bei der Steuerung ihrer eigenen Drohnen. Mit deren massivem Einsatz ist ein Problem in den Vordergrund gerückt, dass die Europäer lange vernachlässigt haben: die Kommunikation auf den Schlachtfeldern. Denn egal welche hochgerüstete Kleinfluggeräte eingesetzt werden und egal, ob sie zerstören oder nur aufklären sollen, die Geräte brauchen eine stabile Verbindung zu ihren Einheiten und diese Verbindungen sollte wenig Zeitverzögerung haben. Um das zu garantieren, müssen diese Kleinfluggeräte eine stabile Verbindung zum Internet herstellen. Abgesehen von der deutschen Internetinfrastruktur, die immer noch sehr zu wünschen übrig lässt und wahrscheinlich im Verteidigungsfall auch nicht funktionieren würde, haben die weitaus fortschrittlicheren Ukrainer noch gegen das Problem einer zerstörten Bodeninfrastruktur für Telekommunikation zu kämpfen. Da diese wie wir wissen im Kriegsfall sehr oft als erstes zerstört wird und eine Widerinstandsetzung nicht so schnell und nachhaltig möglich ist, spielt die Versorgung über Satellitensignale eine immer größere Rolle. Übrigens sind die Sattelitensignale auch bei größeren Einsätzen in Friedenszeiten notwendig, Denken wir dabei nur ein an Naturkatstrophen, wie bspw. Erdbeben, Erdrutsche und Überschwemmungen, wo große Flächen zerstört werden und die Verletzten aufgespürt werden müssen, um sie schnellstmöglich medizinisch und humanitär zu versorgen. 

Und wo wird so ein großes und leistungsstarkes Sattelitennetz betrieben? Richtig, in den USA. Mit Starlink haben die USA aber auch ein Druckmittel in der Hand, um gegen die ungeliebten Ukrainer vorzugehen, wenn diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Aber auch US-amerikanische Militärmaschinen, wie das Kampfflugzeug F-35, von denen auch Deutschland 35 Stück bestellt hat, sind von den Informationen von Starlink abhängig.