
Rüstungsaktien bleiben immer ein zweischneidiges Schwert. Viele Anleger meiden sie, weil sie nicht am Tod von Menschen (Soldaten und Zivilisten) beteiligt sein, geschweige denn auch noch daran verdienen wollen. Das muss man akzeptieren. Gerade jetzt, wo der Ukrainekrieg so oder so in seine finale Phase eintritt, gibt es auch wiederum Befürworter des Kaufes von Aktien der Rüstungsindustrie.
Realistisch gesehen sind Investitionen in die Verteidigung schon ein wichtiges Argument für den Kauf solcher Aktien. Blicken wir einmal kurz zum Anfang der Invasion der Russen in das Nachbarland. Es war die kurze aber doch sehr einprägsame Zeit als Deutschland die Ukraine nur verbal unterstützte. Anschließend kam das geradezu lächerliche Angebot von den berühmt-berüchtigten 5.000 Stahlhelmen an die Ukrainische Armee. Ein zögerlicher Kanzler aus der SPD sorgte mit seinen widersprüchlichen Äußerungen, warum Deutschland dies und jenes Waffensystem nicht liefern wollte, jedes Mal für neue Diskussionen. Das Schlimme daran ist, die Bundesregierung hat nach monatelangen Diskussionen, dann doch alles geliefert. Nur das auf Grund der von Deutschland verschuldeten Verzögerungen die Opferzahlen in der Ukraine weiter stiegen. Bedauerlicherweise sind darunter auch sehr viele Zivilisten gewesen.
Außerdem müssen wir feststellen, dass die Bundeswehr gar nicht kriegstüchtig ist, sie könnte einem russischen Angriffskrieg gerade einmal zwei bis drei Tage widerstehen. Das liegt aber beileibe nicht an den Soldaten der Bundeswehr, sondern an der mangelnden Ausrüstung bzw. dem fehlenden Nachschub an Munition.
Und noch etwas fehlt, die notwendige Infrastruktur, übrigens auch im zivilen Leben zu Friedenszeiten. Stellen wir uns nur bspw. vor, wenn Militär-LKW aus den NATO-Staaten über die mehr als zweitausend maroden Brücken fahren. Was dann passiert, wissen wir alle, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Es ist geradezu ein Verbrechen an der deutschen Bevölkerung, dass die Regierungen in der Vergangenheit begangen haben.
Die deutsche Politik hat sich immer wieder auf den Schutz der USA verlassen, war aber nicht bereit, selbst etwas zu tun. Ein festgelegtes Zweiprozentziel der Nato wurde nie wirklich von der Politik ernst genommen, geschweige denn realisiert. Selbst im vergangenen Jahr waren es nur 1,74 Prozent des BIP. Stattdessen floss das Geld in soziale Wohltaten, die auch noch nach dem Gießkannenprinzip verteilt wurden oder in Subventionen, die sogar noch politischen Zielen entgegenstanden. Zahlreiche Lobbyisten-Verbände sorgten dafür.
Seit der Präsidentschaft von US-Präsident Barack Obama wissen wir, dass die USA geostrategisch den Fokus mehr auf China und den indo-pazifischen Raum richtet und Europa nicht mehr den Schutz gewähren wird, den es erwartet. Keiner hat die Ankündigung verstanden oder wollte sie nicht wirklich verstehen. Und waren darum nicht vorbereitet auf die Zeit der beiden Trump-Regierungen, der jetzt rabiat und rücksichtslos uns aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt.
Festhalten müssen wir natürlich auch, dass auch die Ziele des russischen Imperators schon sehr lange bekannt sind. Die Wiederherstellung der alten Ordnung vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Einflussphäre der ehemaligen Bruderstaaten. Das hat Putin mehrfach betont. Der Vergleich mit Zar Peter dem Großen ist nicht zufällig.
Ein Test dürfte nach Expertenmeinungen bald bevorstehen. Anfangs wegen einer kleinen Stadt im Baltikum und später wegen dem gesamten Baltikum etwa den Bündnisfall ausrufen und die Nato marschiert, dass dürfte wohl nicht passieren. Zumindest solange der aktuelle Präsident im Weißen Haus regiert.
Wir wären dazu nicht in der Lage, unser Europa zu verteidigen. Nicht nur Waffen, Geschützen und Munitionsnachschub fehlen, sondern vor allem kleine wendige Systeme.
Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt: Klassische Waffensysteme wie Panzer haben nur noch einen begrenzten Wert, wenn kleine wendige Einheiten mit Drohnen auf einem Schlachtfeld operieren. Neue Technologien müssen her: Drohnen, vernetzte Robotiksysteme, also elektronische Kampfführung insgesamt. Ein Panzer für mehrere Millionen hat insoweit ausgedient, wenn er durch eine leichte Billigdrohne außer Gefecht gesetzt werden kann.
Drohnen machen auch die Europäer unabhängiger von den USA. Wenn Kriege in Zukunft auch von den Drohnen, und damit meinen wir nicht nur Kampfdrohnen, entschieden werden, dann werden dafür ganz neue Fähigkeiten benötigt und daraus folgt, die althergebrachten Beziehungen in der Industrie verlieren an Bedeutung. Die Miniflugapparate können leicht in großem Maßstab kostengünstig produziert und schnell and die jeweilige Kampfsituation angepasst werden. Unsere europäischen Armeen werden dadurch flexibler.
Wir sind auch nach Meinung ihres Autors noch immer in den Vorstellungen des Kalten Krieges gefangen. Es werden immer noch Panzer, Geschütze, Flugzeuge und Kriegsschiffe gezählt und versucht irgendwie wenigstens einen Gleichstand zu erreichen. Wie viele Drohnen die beiden Seiten haben und was sie wirklich können, ist heute entscheidend, selbstverständlich neben der nuklearen Abschreckung. Solange das die Politik nicht einsieht, werden die Europäer stets unterlegen sein.