
Kennen Sie das „Goldlöckchen-Szenario“? Ehrlich gesagt, ihr Autor hatte das auch noch nicht gekannt. Mit diesem Szenario umschreiben Börsenoptimisten eine Welt, mit niedrigen Zinsen, mäßiger Inflation und einem robusten Wirtschaftswachstum.
Ob dieser Dreiklang nun wirklich ertönen wird, werden wir 2025 erleben. Aber einiges spricht ja doch dafür. In den USA dürfte der neue Präsident durch eine expansive Fiskalpolitik und protektionistische Eingriffe (Importzölle, Embargos, Handelshemmnisse, usw.) der heimischen Wirtschaft einen Schub versetzen. Wie lange der anhalten wird, müssen wir abwarten, die betroffenen Länder werden mit Sicherheit mit harten Gegenmaßnahmen darauf reagieren.
In Europa wird es einen weiteren Zinsrückgang durch die EZB geben, was zu einer Erholung der heimischen Wirtschaft beitragen könnte. Wohlgemerkt könnte, denn an den Zinsen allein können wir die derzeitige wirtschaftliche Schwäche bei uns nicht allein festmachen. Denn dazu bedarf es noch anderer Schritte der neuen Bundesregierung. Es müssen Impulse für die Konjunkturerholung gesetzt werden. Steuern und Abgaben für die Unternehmen und Konsumenten müssen gesenkt werden. Und warum nicht ein großes Konjunkturprogramm auflegen? Denn auf den früheren Status Exportweltmeister können wir uns schon lange nicht mehr verlassen. Da muss die Binnenkonjunktur wieder anspringen. Und dazu muss auch die Schuldenbremse umgestaltet werden, um aus der der Stagnationsphase herauszukommen.
Zumindest sollten wir uns als Anleger unter Trump 2.0 auf Märkte einstellen, die volatiler reagieren werden als bisher. Wir wissen nicht, wann Trump die Zollraketen gegen Erzrivalen China zünden wird. Und das er dabei die beiden Nachbarländer Kanada und Mexiko verschonen wird, dürfte nach den Ankündigungen der letzten Tage unmöglich sein. Aber wir sollten uns auf schnelle Aktionen der Trump-Administration einstellen. Denn viel Zeit hat er nicht mehr, der Donald. Sein Lebensalter und die aktuell nicht mögliche Wiederwahl als Präsident setzen die Grenzen für ihn. Außerdem, in zwei Jahren sind Zwischenzahlen und da kann es politisch ganz anders laufen für seine Präsidentschaft.
Ein weiterer Punkt ist die zu erwartende Rückkehr der Inflation, die führenden Zentralbanken werden die Zinsen weiter senken. Die EZB wahrscheinlich noch schneller, um der Wirtschaft in Europa Wachstumsimpulse zu geben. Und wir müssen dabei im Hinterkopf behalten, wie schnell das Gespenst der Inflation heraufzieht und wie schwer es war, die Inflation wieder einzufangen.
Über die Situation in Deutschland haben wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben, müssen wir nicht alles wieder wiederholen. Bei einer richtigen Wirtschafts- und Fiskalpolitik könnten wir im zweiten Halbjahr mit einer Erholung der Industrieproduktion rechnen. Vorausgesetzt, die neue Regierung und die noch ungefähr ein halbes Jahr geschäftsführende Regierung treffen die richtigen Entscheidung im herausziehenden Handelskrieg zwischen den USA, China und der EU.
Daher sind auch deutsche Aktien einen Blick wert, auch wenn die Erfolge im kommenden Jahr noch nicht zu sehen sein werden. Da werden wir wohl bis 2026 warten müssen, bevor Deutschland die Intensivstation verlassen kann. Aber einerseits soll man Aktien billig kaufen, wenn andere sie verkaufen und andererseits in der jetzigen Konstruktion des DAX40 werden die Werte auch nicht weiter groß einbrechen lassen. Egal, ob es eine Rezession im Inland gibt oder nicht, denn deutsche Unternehmen realisieren 84 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.
Und wir sollten damit aufhören, um ausgewählte Schwellenländer einen Bogen zu machen. Das dort erhöhte Risiko in den etablierten Märkten wird sich in langfristigen Renditen auszahlen.
Natürlich sollten wir wegen des heraufziehenden Konfliktes zwischen China und Taiwan vorsichtig sein, gerade Aktien dieser beiden Länder in unseren Depots lange zu halten.
Aber was sollte man kaufen?
Amerikanische Banken werden von den geplanten Deregulierungen profitieren.
Andererseits sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstums- und Substanzaktien herrschen.
Irgendwann stößt auch das Wachstum der Tech-Riesen an die Grenzen. Deshalb bleibt es ein Gebot der Stunde, bei Tech-Aktien auch in die zweite und dritte Reihe zu schauen und damit das Risiko zu mindern.
Über das Wachstumsland Indien hatten wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben.
Internationale Biotech- und Pharma-Aktien sind weiter ein großes Feld für Investitionen. Auch ein zweites Biontech in Deutschland kann es durchaus geben, möglicherweise kommen auch die Renditen von Biontech wieder.
Wir werden sehen, wie sich alles entwickeln wird. Eine Glaskugel, die die Zukunft richtig voraussagt, haben wir leider nicht im Angebot. Aber wir haben mit unserem NDAC-Clubfonds ein Instrument, das auf vorhersehbare Entwicklung auf den Aktienmärkten besonnen reagieren wird.
Bedanken möchten wir uns bei unseren Mitglieder und Lesern für die Treue im Jahr 2024. Wir hoffen, dass wir auch im Jahr 2025 auf unsere Mitglieder und Leser zählen können und wünschen Ihnen allen ein gesundes neues Jahr!