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Krise in Deutschland ist eine Chance – wenn die Regierung keine Fehler macht, aber leider…

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Als ob eine Großkrise nicht reichen würde…, kommt der Schlamassel aus gleich mehreren Richtungen auf uns zu. Gasknappheit und explodierende Energiepreise treiben immer mehr Unternehmen in den Ruin. Die sorglose Geldschwemme jahrelanger Euro-Rettung wirkt nun als Brandbeschleuniger einer galoppierenden Inflation. Dazu der Krieg in der Ukraine und die seit Wochen über fast allen Routen steigende Migration. Und die Frage, wer die Nordstream-Gaspipelines sabotierte, ist auch noch nicht geklärt. Tatsache bleibt aber, wer immer noch die Hoffnung hegte, Russlands Präsident könnte ja in einem lichten Moment wieder einmal den Gashahn aufdrehen und seinem alten KGB-Standort Deutschland etwas liefern, der kann solcherart Hoffnung in den Wind schreiben, da kommt nichts mehr.

Es rollt schon die nächste Krise durch die OPEC+ auf uns zu. Das Kartell hat sich bei seiner Sitzung entschieden, die Förderung um bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag zu drosseln. Die Menge der Förderkürzungen würde rund zwei Prozent der weltweiten Ölnachfrage entsprechen. Als Erstes werden es die Autofahrer, die noch einen Benziner fahren, spüren. Mineralölkonzerne sind da nicht zimperlich, wenn es um Extra-Geschäft für ihre Anleger geht. Die Teuerung wird hier gleich weiter gegeben, obwohl die Großabnehmer ja langfristige Lieferkontrakte an den Terminbörsen abgesichert haben. Die größte Terminbörse, die CBOE in Chicago, hatten wir schon vor längerer Zeit vorgestellt. Auch die OPEC+ Staaten erwarten die sichere Rezession in den Industrieländern des Westens, sodass sie jetzt noch einmal Kasse machen wollen, bevor die Nachfrage eben wegen dieser wegbricht. Marktwirtschaft eben.

Der Preisauftrieb in der Eurozone hält an. Im September kletterte die Inflationsrate auf 10,0 Prozent, nachdem sie im Vormonat noch bei 9,1 Prozent gelegen hatte. Damit ist die Teuerungsrate erstmals seit Einführung des Euro im zweistelligen Prozentbereich und wird wohl noch eine Weile in diesem Bereich verweilen. Wie auch in den Vormonaten waren die Energiepreise der wesentliche Preistreiber mit einem Plus von 40,8 Prozent. Doch auch der Anstieg der Nahrungsmittelpreise um 11,8 Prozent belastet zunehmend vor allem auch untere Einkommensgruppen in den verschiedenen EWU-Ländern. Zudem erhöhten sich die Preise für dauerhafte Konsumgüter weiter, und zwar um 5,6 Prozent. Dadurch wurde auch die Kernrate, die ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise berechnet wird, nach oben getrieben – von 4,3 Prozent im August auf 4,8 Prozent im September. Wir erinnern uns, zwei Prozent waren einmal das Ziel der EZB… 

Interessanterweise reagierten die Märkte gelassen auf die weitere Verschärfung an der Preisfront. Allerdings waren die Aktienindizes auch in den Tagen zuvor massiv auf Talfahrt gegangen. Zudem sorgen die Maßnahmen vieler europäischer Regierungen zur Senkung der Strom- und Gaspreise für etwas Hoffnung auf ein allgemein niedrigeres Preisniveau. Allein die Bundesregierung will 200 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um eine Strom- und Gaspreisbremse einzuführen. Damit steigen die Hoffnungen auf eine Entspannung an der Preisfront.

Aber noch ist es nicht so weit, denn die Preisbremse für Gas und Elektroenergie muss erst durch die Bundesregierung noch festgezurrt werden. Und immer wenn sie nicht mehr weiter weiß, gründet sie einen Arbeitskreis. Ok, es ist eine Kommission. Nur hätte die schon längst gegründet werden müssen, denn es steht schon spätestens seit Ende Februar fest, dass wir eine Energiekrise bekommen werden. In der Zwischenzeit liegen die Sonderschulden Pardon, das Sondervermögen, auf Eis. Das wäre ja auch nicht so schlimm, wenn die Energieverbraucher wüssten, in welcher Höhe sie wann entlastet werden. 

Und Fakt ist aber auch, in der Zwischenzeit werden einige Unternehmen trotz der gelockerten Insolvenzregeln überlegen, ob sie den Betrieb schließen oder in besser gleich ins kostengünstigere Ausland mit all den negativen Folgen für den Arbeitsmarkt verlagern sollen.

Der Brexit ist längst aus den Schlagzeilen verschwunden und Großbritannien war durch die Volkstrauer um die verstorbene Queen abgelenkt. Die Johnson-Regierungszeit ist vorerst vorbei. “Wachstum, Wachstum, Wachstum” verspricht Großbritanniens neue Premierministerin Truss auf dem Parteitag der Tories. Unklar bleibt allerdings, wie sie ihr angekündigtes Fiskalpaket zu finanzieren gedenkt. Die Ratingagentur Fitch fürchtet, dass sich das Haushaltsdefizit noch deutlich ausweitet und stufte kurzerhand die Kreditwürdigkeit von stabil auf negativ herunter. Einen ähnlichen Schritt hatte kürzlich bereits die Ratingagentur Standard & Poors vollzogen. Mit der drohenden Herabstufung würden die Kredite für das Königreich teurer. 

Nun könnte uns das nach dem Brexit egal sein, aber zu viele Geschäftsbeziehungen zwischen dem kleinen Inselkönigreich und der EU bestehen nun mal noch. “Das große und nicht gegenfinanzierte Finanzpaket, das als Teil des Wachstumsplans der neuen Regierung angekündigt wurde, könnte mittelfristig zu einem bedeutenden Anstieg des Defizits führen”, so die Agentur Fitch in ihrer Begründung für die Herabstufung der Briten. 

Vielleicht hätte sich Truss bei der deutschen Regierung abschauen sollen, dass Schulden als Sondervermögen getarnt doch besser zu verkaufen sind. Wir werden sehen, wann der neue König Charles III seine erste Premierministerentlassung vollziehen muss. Es scheint so lange wird es nicht mehr dauern.

Und immer müssen wir feststellen, es bleibt wild am Aktienmarkt. Defensive Qualitätsaktien mit hoher Preissetzungsmacht und damit gesicherter Dividendenzahlung sind die Aktien der Stunde. Wir befinden uns in einer Phase der Stagflation, sagen die Wirtschaftsexperten, und das erfordert auch von uns als Anleger Maßnahmen.