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Inflationsbekämpfung wird verstärkt und die geplante Aktienrente soll kommen

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Die neuen Zahlen von der Inflationsfront sind nun wirklich nicht das, was die Verbraucher beruhigen könnte. Wir spüren es überall und nun haben wir es wieder amtlich bestätigt bekommen. In Europa steigen die Preise weiter. In der abgelaufenen Woche meldete Deutschland eine Inflation für August von 7,9 Prozent und sie ist in der Euro-Zone auf 9,1 Prozent angestiegen und damit noch stärker als erwartet. Und für Deutschland gibt es leider keine Entwarnung. Stichworte wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket fallen im September weg, was die Preise noch einmal ab nächsten Monat treiben wird. 

Am vorigen Wochenende trafen sich die Notenbankchefs in Jackson Hole, um u. a. über das Problem der Inflation zu sprechen. Und ganz offensichtlich sind die Notenbanken nun entschlossen, ohne Rücksicht auf (Konjunktur-)Verluste mit scharfen Zinserhöhungen dagegen vorzugehen. Das lässt sich aus den Reden der Verantwortlichen der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank und anderer nationaler Notenbanken herauslesen, die sie am vergangenen Wochenende in Jackson Hole gehalten haben.

Neben den falkenhaften (aber durchaus berechtigten!) Tönen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel auf der US-Notenbankkonferenz am Samstag kamen Gerüchte auf, die Währungshüter in der Eurozone könnten auf der kommenden Sitzung nächste Woche Donnerstag wegen der ausufernden Inflation eine Zinsanhebung über 0,75 Prozentpunkte in Betracht ziehen. Nach dem ersten Zinsschritt nach über zehn Jahren auf der jüngsten Sitzung um 0,5 Prozent wäre das ein historisch einmaliger Vorgang – noch nie hat die Europäische Zentralbank so stark die Leitzinsen angehoben. Das dürfte die Märkte bewegen. Aber wie gesagt, es sind erst einmal nur Gerüchte…

Für die Aktienmärkte heißt es, neue Marktteilnehmer und damit eine neue Nachfrage zu generieren. Aber woher nehmen? Die meisten Markteilnehmer halten sich zurück bzw. drücken den Sell-Button. Unsere Leser werden sich sicher an die im Ampel-Koalitionsvertrag vereinbarte Aktienrente erinnern. Und unser Herr über die Finanzen, Christan Lindner, war Ende August in Schweden und ließ sich vom Amtskollegen Mikael Damberg das erfolgreiche schwedische Modell des schwedischen Staatsfonds vorstellen. Dabei könne das schwedische Rentensystem Deutschland als Vorbild dienen, sagte der FDP-Politiker nach dem Besuch in Stockholm. “Die Anlage am internationalen Kapitalmarkt bringt den Schweden ein echtes Rentenplus. Das ist eine Inspiration für uns. Vom schwedischen Modell können wir lernen, dass Deutschland seine Abneigung gegen Aktien und Wertpapiere überwinden muss“, führte er weiter aus. Die „rein gegenwartsorientierte Rente“ in Deutschland sei in einer alternden Gesellschaft kein Garant für Sicherheit. Nötig sei ein Kapitalstock, der langfristig anwachse und jährlich höhere Renditen erwirtschafte. Dafür sollen zu Beginn zehn Milliarden Euro bereitgestellt werden. Lindner sagte, die Bundesregierung arbeite gegenwärtig an Eckpunkten. „Mein Ziel ist, noch in diesem Jahr ein Konzept zu fixieren.“ So sehr viel Zeit bleibt ihm da nicht mehr, denn dieses Jahr ist die Schuldenbremse noch ausgesetzt. Nächstes Jahr ist es damit vorbei, denn dann gilt nach Lindners eigenen Plänen wieder die gesetzliche Schuldenbremse und die Anschubfinanzierung dürfte angesichts der vielen Probleme, vor der die Regierung weiter stehen wird, nicht mehr so leicht funktionieren.

Nur ist das Problem nicht ganz neu, es wurde immer wieder diskutiert. Auch wir haben uns schon einmal 2020 in einer dreiteiligen Serie damit beschäftigt. Es wird Zeit, dass wir mit der Aktienrente endlich beginnen. Die Zeiten des Aktienbooms sind definitiv vorerst vorbei. Jetzt wäre ein guter Einstiegszeitpunkt und 10 Milliarden Euro werden auch an der Börse einiges bewegen. Vorausgesetzt, die Summe wird auf einmal zur Verfügung gestellt und es wird ein professionelles Management für die Anlage ausgewählt. Vielleicht könnte das ganze Projekt Aktienrente auch an den dann mit erweitertem Mandat ausgestatten KENFO übertragen werden. KENFO kennen Sie nicht? Zugegeben, ihr Autor hatte auch nicht so viel gehört von diesem Fonds. Bei KENFO handelt sich um „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“, den die Bundesregierung für die Finanzierung des Atomausstieges im Rahmen einer Stiftung geschaffen hat. Am 3. Juli 2017 sind die Betreiber der 25 deutschen Kernkraftwerke ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen und haben insgesamt 24,1 Milliarden Euro auf die Konten der Stiftung eingezahlt. Und mit drei Vorständen und 40 Mitarbeitern managt der stiftungseigene Fonds die Finanzierung des Atomausstieges. Es handelt sich dabei von der Struktur her um einen Mischfonds, denn KENFO investiert nach eignen Angaben in Aktien, Anleihen und illiquide Anlagen, breit diversifiziert über unterschiedliche Regionen, Sektoren, Bonitäten und Investmentstile. Und er ist zum Erfolg geradezu verdammt, denn die Kraftwerksbetreiber haben keine Ambitionen, mehr Kapital in den Fonds zu geben, denn dazu sind sie laut Atomausstiegsgesetz nicht verpflichtet. Und erfolgreich ist der Fonds, 2021 erwirtschaftet der KENFO eine Rendite von 10,4 Prozent. Vielleicht hat der Bundesfinanzminister eine Ausweitung der Kompetenzen des KENFO auf die künftige Aktienrente im Blick. Aber warten wir das Konzept und dann später die Umsetzung einfach ab.