Zuwachs bei den Indexständen, Weltraumtourismus und Klimaziele EU
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Selten fiel die Bilanz der ersten sechs Monate eines Jahres so gut aus wie in diesem Jahr. Der US-Leitindex S&P 500 und der Euro Stoxx 50 legten jeweils um gut 14 Prozent zu. Unter den großen Märkten konnte allein China nicht mithalten. Und der DAX30 präsentierte diese Woche wieder ein neues Allzeithoch mit 15.790 Punkten. Seit Jahresbeginn ein Plus von 14,91 Prozent.
Man könnte fast meinen, die Börsen wollen den Männern ins All folgen. Das diese drei neuen Raumfahrer – Richard Branson ist schon wieder sich auf der Erde gelandet, Jeff Bezos Flug ist für den 20. Juli 2021 geplant und Elon Musk`s Flug wird sicher auch bald genau terminiert werden – die ersten Milliardäre im Weltraum sind, geschenkt. Aber Fakt ist, damit wurde eine Geschäftsidee Wirklichkeit, der Weltraumtourismus. Die Nachfrage boomt trotz hoher Preise.
Kleinanleger fragen sich natürlich, wie sie an dem neuen Boom schon vorab teilhaben können, um sich auch einmal die Erde aus dem All mit dem Gefühl der Schwerelosigkeit zu betrachten. Wir mit unserem NDAC–Clubfonds profitieren schon mit dem kürzlich vorgestellten Unternehmen OHB von dem neu zu erwartendem Aufschwung der Raumfahrt. Direkt einsteigen können Kleinanleger in Aktien des nach dem erfolgreichen Flug zurückgekommene Virgin Glactic von Richard Branson. Ab kommendem Jahr will Branson dieses Erlebnis auch anderen Privatleuten ermöglichen – für 250.000 bis 500.000 US-Dollar sollen dann auch Touristen mit dem Unternehmen ins All fliegen. Virgin Galactic rechnet dabei mit einer Zielgruppe von knapp zwei Millionen gut gestellten Weltraumenthusiasten, die bereit sind, so viel für den Weltraumtourismus zu bezahlen. Selbst wenn nur die Hälfte fliegen würde, wäre es schon ein gigantisches Geschäft. Auch das US-amerikanische Rüstungsunternehmen Lockheed Martin ist seit Jahrzehnten in der Raumfahrt aktiv. Aktuell arbeitet Lockheed Martin an dem Orion-Raumschiff für die SLS-Rakete der NASA, die Astronauten in den Mondorbit schießen soll. Für die Zukunft plant das Unternehmen aber auch über Missionen zum Mond oder Mars hinaus und arbeitet dafür an einem Programm für künstliche Intelligenz (KI), das mithilfe einer virtuellen Realität Astronauten in Stress- und Notsituationen (und vlt. auch später Touristen) unterstützen soll. Ebenfalls eine Überlegung wert ist Boeing, dass zwar Schwierigkeiten mit der Boeing 777 hatte, aber auch an der SLS Rakete der NASA mit beteiligt ist. Boeing stellt auch Satelliten für das Weltall her und das könnte mittelfristig laut Experten ein wichtiges Feld bei Raumfahrtunternehmen werden. Satelliten ins All zu schießen wird immer günstiger – davon dürften viele Hersteller von Sateliten profitieren. Vielleicht werden wir bald eine weitere Weltraumaktie als langfristiges Investment für unseren Clubfonds erwerben, denn mit dem Weltraumtourismus wird eine neue Basis der immer wieder von staatlichen Finanzzwängen beherrschten Raumfahrt gelegt.
Fast untergegangen sind bei dem ganzen Weltraumhype die neuen Klimapläne der EU. Keine neuen Benzin- und Dieselautos mehr, eine Steuer auf Flug- und Schiffstreibstoffe und höhere Kosten für das Heizen mit Kohle, Erdgas oder Öl. Die Ziele der EU-Kommission sind ambitioniert und teuer, das Echo fällt entsprechend gemischt aus. „Fit für 55“ heißt das Programm, mit dem die EU mindestens 55 Prozent des CO2 Ausstoßes im Vergleich zu 1990 einsparen will. Fast jeder Sektor bekommt jetzt einen Preis auf den CO2-Ausstoß. Das ist wichtig auch für die Klimaverhandlungen mit China und den USA, so sehen es Klimaschützer- und forscher.
Und erste mahnende Stimmen gibt es auch. So warnte die Luftfahrtbranche vor Wettbewerbsnachteilen durch die Pläne der Kommission. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) gab unter anderem zu bedenken, dass das vorgeschlagene 55-Prozent-Ziel sehr hohe Anteile von E-Autos erfordere. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mahnte, Vorbild zu sein alleine reiche für die EU nicht. Das Paket berge große Risiken, so VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große-Entrup.
Auch die soziale Seite muss noch genau abgeklärt werden, denn dass damit alle Verbraucherpreise in die Höhe schießen, dürfte wohl jedem klar sein. Mit einem EU-Sozialfonds für alle Staaten dürfte es nicht getan sein. Woher will die EU beispielsweise das Geld dafür nehmen? Die Einnahmen aus dem Verkauf der CO2 Zertifikate würde für die Subventionen der Industrie nicht einmal ansatzweise reichen. China und andere Staaten werden die EU-Wirtschaft stark unter Druck setzen.
Aber auch von den Umweltschutzorganisationen kommt Kritik, denen das Maßnahmepaket nicht weit genug geht.
Zunächst sind es erst einmal nur Vorschläge, die von der EU Kommission kommen. Man darf gespannt sein, ob die EU–Staaten Ungarn und Polen und andere, die den Vorschlägen skeptisch gegenüberstehen, diese so ohne Abstriche billigen werden.
Sicher ist auf jeden Fall, dass die Gedanken der EU-Kommission noch einmal angepasst werden müssen, es sind erst einmal nur Vorschläge. Und wer die Abläufe in den Gremien der EU kennt weiß, dass trotz des Klimawandels- wir erleben die Folgen derzeit in Deutschland gerade in Überschwemmungen hervorgerufen durch Starkregen- alles noch auf dem Prüfstand steht. Am Ende steht wieder ein wachsweicher Kompromiss, mit dem alle leben können, nur eben das Klima nicht.