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Trump oder Biden – die USA hatten die Wahl

Trump oder Biden – die USA hatten die Wahl

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

…und jetzt wird wohl das kommen, was viele befürchtet hatten. Die Entscheidung liegt bei den Gerichten und wenn keiner der beiden Kontrahenten einen Rückzieher macht beim Supreme Court, dem höchsten Verfassungsgericht der USA. Jenem Gericht also, dem Präsident Trump mit der Ernennung von drei neuen konservativen Verfassungsrichtern nach seiner Meinung die richtige Richtung vorgegeben hat.

Ein großer Verlierer steht auch schon fest, die große Masse der Demoskopen, Wahlforscher und Politauguren, denen man nur noch bedingt Glauben schenken sollte.  

Eigentlich hatte niemand damit gerechnet, dass die Auseinandersetzung der beiden Großväter der Nation so knapp ausfallen würde. Die Märkte hatten mit einem überzeugenden Sieg von Joe Biden gerechnet und nicht nur das, auch ein Durchregieren mit satten Mehrheiten im Senat und Kongress durch die Demokraten für die nächsten 2 Jahre (Termin der nächsten Zwischenwahlen!) war bereits eingepreist.

Übrigens, auch die deutsche Politelite und EU-Bürokratie kam ziemlich schockiert auf den TV-Bildschirmen rüber, geradeso als hätte man niemals damit gerechnet, dass der nächste Präsident der US nicht Joe Biden heißt. Auf Grund der schlechten Erfahrungen mit Donald Trump in den letzten vier Jahren war das zumindest eine berechtigte Hoffnung für die deutsche Politik. 

Mal abgesehen davon, dass auf Trump jede Menge Staatsanwälte mit bereits vorbereitete Anklagen auf Grund seines Agierens als (nicht ganz so erfolgreicher) Geschäftsmann warten, da er seine durch das Präsidentenamt verliehene Immunität verlöre, wäre es auch persönlich bitter für den narzisstisch veranlagten Egomanen, wenn er die Quittung für sein teilweise unverantwortliches Handeln durch das amerikanische Volk erhält.

Nun wollen wir nicht warten, bis der Supreme Court ein Urteil fällt oder bis zum 08.12.2020 (Termin der endgültigen Beglaubigung der Wahlergebnisse durch die US-Bundesstaaten). Deshalb wollen wir versuchen, eine erste Einschätzung für unsere Leser zum Wahlausgang und seinen Folgen zu geben. 

Seltsam erscheint, dass trotz der Unwägbarkeiten des Wahlausgangs die Wall Street sich plötzlich wie eine wild gewordene Bullenherde gebärdet. Dazu müssen wir ein paar Tage zurückschauen. Das Ringen zwischen Demokraten und Republikanern um ein Stimulus-Paket mit weiteren wöchentlichen Extra-Schecks, für die rund 13 Millionen US-Bürger ohne Arbeit noch vor dem Wahltermin, endete ergebnislos. Daraufhin ging die Wall Street auf Tauchstation. Denn plötzlich wurde allen klar, dass es –aufgrund der Amtseinführung am 20. Januar 2021–wohl kaum vor Februar finanzielle Hilfen geben wird, also weitere drei bis vier Monate ins Land ziehen werden. Es gibt sogar Stimmen, die jetzt unter dem neuen Amtsinhaber von einem weit weniger voluminösen Stimulus-Paket sprechen: Nur noch rund 500 Milliarden Dollar statt der vorher diskutierten 1,3 bis 2,0 Billionen Dollar. Und warum rauschen die Kurse an der Wall Street nun seit Dienstag derart nach oben?

Einerseits ist es die US-Technologiebranche wie z. B. unsere NDAC-Depot-Werte Amazon, Google, Microsoft etc., die die Märkte nach oben zog. Schließlich sind die Pläne, die angedrohte Zerschlagung der Giganten durch die beiden Präsidentenanwärter auf unabsehbare Zeit in die Zukunft verschoben. Beide werden erst einmal nach ihrer Amtseinführung andere Sorgen haben, als durch die Zerschlagung der bestehenden Strukturen weitere Unsicherheiten zu provozieren. Anderseits war es das Biogen-Papier, was den Markt nach oben zog. Eine wie auch immer geartete Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie ist immer ein Grund für den Anstieg der Branchenpapiere. 

Langfristig müssen wir allerdings feststellen, dass sich unter einem Präsident Biden in der Wirtschaftspolitik nicht viel ändern wird. Die bereits unter Obama begonnene “America first“ Strategie wird auch weiter die Maxime der US-Politik bleiben. Der einzige Unterschied wird sein, Biden wird es diplomatischer formulieren, wenn er Sanktionen gegen die EU und speziell gegen Deutschland wegen der Handelsdefizite verhängen wird. 

Der Handelskrieg mit China wird ebenfalls nicht von der Agenda genommen. Im Gegenteil, wir dürfen vermuten, dass er verschärft weitergehen wird. Getreu der Parole, es kann nur einer gewinnen und das ist die USA, wurden die Sanktionen nicht von Trump allein beschlossen, sondern von Republikanern und Demokraten gemeinsam.

Und noch etwas sollten wir bedenken. Gehen wir mal davon aus, dass Trump abgewählt wird. Joe Biden wird dann kein Präsident aus eigenem Recht sein. Die Demokraten haben sich auf ihn geeinigt, weil er am ehesten mehrheitsfähig zu sein schien. Vergessen wir dabei nicht, dass Joe Biden zwischen zwei Lagern steht. Obamas Leute werden versuchen ihre Linie und Personal durchzusetzen. Dann gibt es auf der anderen Seite immer noch die einflussreichen Leute um Bernie Sanders und Elisabeth Warren (beide nahmen sich zu Gunsten von Biden aus den Vorwahlrennen), die ihren Einfluss auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik geltend machen wollen. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Märkte. 

Wenn wir wissen, wer von den beiden Anwärtern das Weiße Haus sein Eigen nennen darf für die nächsten vier Jahre sowie das dazugehörige Personal kennen, werden wir noch einmal auf die Auswirkungen auf die Märkte eingehen. Im Augenblick hängt alles noch zu sehr in der Schwebe, egal wer nominell sich am Ende der Auszählung Präsident nennen darf. Entscheiden wird wahrscheinlich der Supreme Court. Armes Amerika…