Nichts Neues aus Jackson Hole, gerupfter MDAX mit Chancen, Geldregen und das Chip-Problem
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Alle Blicke der Finanzwelt richteten sich am vergangenen Wochenende auf das Treffen in Jackson Hole. Es war nicht viel Neues erwartet worden, aber trotzdem wurde mit Spannung auf die Rede des Fed-Chefs Jay Powell geblickt. Schließlich ist die Wirtschaft der USA inklusive des Arbeitsmarktes wieder angesprungen. Aber eben auch die Inflation und die nicht nur in den USA, wie wir täglich im Supermarkt, Tankstelle etc. feststellen müssen. Also schauen wir einmal genauer hin. Natürlich beginnt er mit einer Beschreibung der enormen Auswirkungen der Corona-Virus-Krise auf die US-Wirtschaft und der anschließenden starken Erholung. Er räumt auch ein, dass sich der Arbeitsmarkt deutlich erholt hat und dass weitere Fortschritte zu erwarten sind. Wie von einem Zentralbankchef nicht anders zu erwarten, widmet er die meiste Zeit dem Thema Inflation und den Hauptgründen, warum die Fed davon ausgeht, dass der derzeitige Inflationsanstieg nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Die Fed rechnet nach wie vor damit, dass sich die Inflationswerte relativ bald auf das Ziel von zwei Prozent zubewegen werden. Gleichzeitig warnte Powell eindringlich, dass die Fed nicht zögern werde ihre Politik anzupassen, falls sich die Inflation als hartnäckiger erweisen sollte. Insgesamt gab Powell in seiner Rede jedoch keinen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Ankündigung eines Taperings (Verringerung der Anleihekäufe der Notenbank) im September eine beschlossene Sache ist.
Bei solch einer Rede ist es kein Wunder, dass die Märkte geradezu euphorisch reagierten. Die Aktien stiegen auf einen neuen Höchststand und auch die Zinsmärkte waren weiter positiv gestimmt. Warum? Jede Beibehaltung der Ankaufsprogramme wird von den Finanzmärkten bejubelt, da sie für zusätzliche Liquidität und damit für einen weiteren Aufschwung sorgen. Nur irgendwann wird die Zentralbank den Liquiditätsschub zurückfahren. Dann werden wir sehen, wenn sich die Spreu vom Weizen trennt. Dann kommt die Stunde der Qualitätsaktien mit stabilen Geschäftsmodellen. Wir haben viele davon in unserem NDAC-Clubfonds.
Nun ist der September angebrochen und damit der Monat, in dem die größte DAX-Reform anlaufen wird. Der deutsche Mittelstandsindex MDAX wird geradezu gerupft werden, denn in wenigen Tagen wird er seine zehn größten Konzerne, zugunsten der Aufstockung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen, verlieren. Die Marktkapitalisierung des MDAX dürfte um mehr als 300 Milliarden Euro beziehungsweise um 30 Prozent sinken. Dies wird auch mit signifikanten Verschiebungen der Sektorgewichtungen einhergehen. Ob das so gut sein wird, werden wir sehen. Warten wir erst einmal ab, wie der DAX40 dann konkret aussieht. Und die Anleger werden im MDAX auch weiterhin wegen des höheren Risikos meistens eine höhere Rendite erzielen.
Es regnet Manna vom Himmel! Ok, es ist kein Himmelsbrot, sondern Euro und es kommt auch nicht vom Himmel, sondern von der EU. Aber so oder so ähnlich müssen sich die 18 EU-Staaten fühlen, deren Finanzpläne von der EU Kommission gebilligt wurden, denn die Auszahlung der ersten Tranchen aus dem 724 Milliarden schweren Wiederaufbaufonds ist gestartet.
Abgerufene Mittel müssen mindestens zu 37 Prozent klimarelevant und zu 20 Prozent für Digitalisierung eingesetzt werden. Entsprechend räumen die zehn größten Pläne für Grüne Mobilität, Breitbandabdeckung und Gebäudesanierung das umfangreichste Budget ein. Während im Bereich der Grünen Mobilität insbesondere der Schienenverkehr profitieren wird, dürften bei der Ausweitung der 5G-Abdeckung Betreiber von Sendemasten (wie unser Depotwert American Tower) auf ihre Kosten kommen. Auch Bauträger sowie Hersteller von Baustoffen können mit einem großen Anteil an Starthilfe rechnen. Schätzungsweise werden jährlich 275 Milliarden Euro zusätzlich benötigt, um die Instandhaltung und den energieeffizienten Umbau von Gebäuden in Europa auf das angestrebte Niveau zu bringen.
Und hier noch eine Ergänzung zu unseren Kreuzfahrtschiffen. Dank des globalen Impffortschritts könnten bis Ende des Jahres 75 Prozent und bis zur Jahresmitte 2022 die gesamte Kreuzfahrtflotte wieder in See stechen. Müssen sie auch, um Geld zu verdienen. Denn im Durchschnitt nahm die Netto-Verschuldung in der Branche um mehr als 50 Prozent zu. Daraus resultierende Zinsbelastungen sowie hohe Kosten für Flotteninstandhaltung und für neue Schiffe dürften die Gewinne der Kreuzfahrtunternehmen noch über das Jahr 2023 hinaus belasten. Hauptsache, unsere NDAC-Flotte hält weiterhin Kurs in Form steigender Aktienkurse.
Die Nachfrage nach Halbleitern ist nach wie vor hoch, das Angebot gering. Die Lagerbestände an Halbleitern lagen in Europa im zweiten Quartal knapp zwölf Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Immer wieder schließen auch deutsche Konzerne ihre Betriebsstätten wegen Chipmangel, speziell in der Autoindustrie. Gut, dass wir mit Semiconductor, Infineon und Nvidia entsprechende Wertpapiere in unserem Depot haben.
Ach ja, Wahlkampf ist auch noch… Wie spannend )))