Immer wieder die Corona-Pandemie!
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Derzeit bewegen wir uns in einem besonders instabilen und volatilen Markt. Viele Euro-Länder haben große finanzielle Probleme. Die EZB pumpt Milliarden Euro frisches Geld in die Märkte. Die hohe Schuldenproblematik der USA und vieler anderer Staaten ist bekannt und es ist kein Ende abzusehen. Der Brexit sorgt weiterhin für negative Schlagzeilen. Am 03. November wird vielleicht ein neuer US-Präsident gewählt. Und dazu kommen dann auch noch die Flüchtlingsproblematik, Sanktionen gegen Russland, Spannungen zwischen Griechenland und Türkei, Handelskrieg der USA mit China etc. Eine Gemengelage, die schon allein ausreicht für einen Crash an den Märkten.
Und jetzt erwischt auch noch die zweite Welle der Corona- Pandemie die Märkte. Hinzu kommt das unglückliche Agieren der Bundesregierung und der Landesregierungen. Ihr Autor ist davon überzeugt, dass es derzeit in zahlreichen Büros, Fabrikhallen oder Handelsgeschäften kaum ein anderes Gesprächsthema als die „Maßnahmen“ gibt, die unsere Regierung in der abgelaufenen Woche beschlossen hat. Je nach dem Verlauf der Fallzahlen in einzelnen Regionen werden wir mehr Einschränkungen erleben. Da die Fallzahlen derzeit in die Höhe schießen, müssen wir ohnehin davon ausgehen, dass die Einschränkungen in den kommenden Wochen für uns alle greifen werden. Oder doch wiederum nicht. Die ersten Länder verabschieden sich schon wieder, weil sie es müssen. So gibt es die nächsten Urteile von unabhängigen Gerichten, die die bisher getroffenen Maßnahmen der zuständigen Behörden kritisch beurteilen und untersagen (Stichwort: Beherbergungsverbot).
Wir müssen leider davon ausgehen, dass es aktuell wohl keinen größeren potenziellen Crash- Auslöser für die Börsen gibt als neue, eklatante Fehlentscheidungen der Politik bei der Pandemiebekämpfung. Vor allem in Europa. Die Politik arbeitet mit den falschen Steuerungsinstrumenten (Infektionszahlen ohne Kontext) und den falschen Eindämmungsmaßnahmen. Und wer hat Schuld? Den schwarzen Peter schiebt die Politik schon mal vorausschauend den Bürgern zu, die angeblich mit ihrem verantwortungslosen Handeln (private Urlaubsreise, private Feste etc.) die Pandemieausbreitung fördern. Verrückte Welt! Als es zuletzt Massentestungen von Urlaubsrückkehrern gab, lag deren Infektionsquote unterhalb der Quote von Infektionen im Inland.
Natürlich war Covid-19 zu Beginn der Pandemie ein Schock, der mit einem Lockdown zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf das gesamtgesellschaftliche Leben führte. Aber die Erfahrungen, die unsere Wissenschaftler und Mediziner gesammelt haben, lassen doch einiges im fragwürdigen Licht erscheinen. Die Sterblichkeit des Coronavirus liege heute viel niedriger als noch im Frühjahr gedacht, die Gesellschaft habe übertrieben Angst. Die Krankheit COVID-19 sei inzwischen gut kalkulierbar und legitimiere eine übertriebene Verbotspolitik nicht mehr, sagte der bekannte Virologe Hendrik Streeck. Es gebe fast keine Übertragung über Gegenstände. Auch gebe es im normalen Alltagsgeschäft – etwa im Einzelhandel – nur wenige Ansteckungsrisiken. Nur noch fünf Prozent der Infizierten bräuchten überhaupt eine klinische Versorgung. Die Infektionszahlen dürften daher nicht mehr im Haupt-Fokus stehen.
Natürlich ist die Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln weiterhin ein Gebot der Stunde, aber diese bspw. auf das Tragen im Freien auszuweiten ist unsinnig.
Auch das nervöse Warten auf einen Impfstoff als Erlöser von COVID-19 bringt nicht viel. Wir impfen jedes Jahr gegen Influenza, aber sie verschwindet einfach nicht, das Virus verändert sich ständig. Und genauso wird es sich mit dem Corona–Virus verhalten. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Genauso wie das zu entwickelnde Serum jetzt als Hoffnungsträger vielleicht sogar mit dem nächsten Medizinnobelpreis gefeiert werden wird, ist damit zu rechnen, dass das Virus im nächsten Jahr in mutierter Form wieder zurückschlagen wird. Die Pharmaindustrie und die Biotechnologie werden weiter die Markteilnehmer bleiben, welche am Virus bestens verdienen wird. Aktien dieser Unternehmen werden auch weiter Hochkonjunktur haben. Schließlich gibt es auch noch so ganz nebenbei bemerkt, noch mehr Volkskrankheiten, die sehr zum Leidwesen der Betroffenen im Zusammenhang mit der Panik um COVID-19, in den Hintergrund getreten sind.
Wir hoffen, dass sich künftig mehr Vernunft im Umgang mit der Pandemie durchsetzt. Diese Vernunft ist wirtschaftlich und auch psychisch überlebenswichtig. Sie muss irgendwo in der Mitte zwischen (Corona-) Leugnung und (Corona-) Panik angesiedelt sein.
Wie wir schon eingangs festgestellt haben, gibt es aktuell sehr viele „worst case“ Szenarien für einschneidende Korrekturen bis hin zu heftigen Kurseinbrüchen an den Börsen. Da sollten wir alle vernünftig werden und das Pandemie-Virus endlich als in den nächsten Jahren nicht mehr wegzudenkende Bedrohung empfinden. Mit mehr oder weniger heftigen Influenza Wellen haben wir uns auch abgefunden und die jährliche freiwillige Impfung für die Risikogruppen akzeptiert.