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GZSZ – Gute Zahlen, schlechte Zahlen

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Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Nein, wir können unsere Leser beruhigen, wir sind nicht in der Soap von RTL gelandet.

Mit guten Nachrichten begann die Woche. Die Unternehmen des MSCI Europe konnten sich 2021 merklich erholen, nachdem ihre Gewinne im vergangenen Jahr um mehr als 25 Prozent eingebrochen waren. Analysten rechnen inzwischen mit einem Gewinnplus von mehr als 50 Prozent. Für das kommende Jahr erwarten sie indes nur einen Zuwachs von sieben Prozent, das erscheint Ihrem Autor doch ein wenig zu viel Pessimismus. Man darf doch etwas mehr erwarten, da die gleichen Experten ein Wirtschaftswachstum global sowie im Euroraum um ca. 4,5 Prozent als Schätzung herausgeben, was insbesondere zyklischen Sektoren wie Energie, Bau, Grundstoffe sowie Transport zugutekommen wird. Und die ganzen geplanten Konjunkturprogramme werden die Wirtschaft weltweit anschieben.

Apropos Konjunkturprogramme. Allein in den USA sollen erste Mittel für das Mammutprojekt Solarenergie aus dem 1,2 Billionen Dollar schweren Infrastrukturpaket bereitgestellt werden, das allerdings noch vom Kongress gebilligt werden muss. Die Pläne der Regierung sehen vor, dass der Stromsektor ab 2035 keine Treibhausgase mehr ausstoßen soll. Welchen Beitrag die Solarstromerzeugung dazu leisten kann, hat das US-Energieministerium nun untersucht. Es kommt zu dem Schluss, dass Solar 2035 rund 40 Prozent des benötigten Stroms liefern könnte. Hierzu müsste sich die Ausbaugeschwindigkeit jedoch vom bisherigen Rekordniveau von 15 Gigawatt aus 2020 bis 2030 vervierfachen. Und wer wird am meisten davon profitieren? Richtig, die Chinesen, die 80 Prozent des Photovoltaik Weltmarktes beherrschen. Deutschland dürfte der Zeit hinterher trauern, als deutsche Solarunternehmen noch weltweit führend waren. Eine neue Bundesregierung sollte wirklich überlegen, ob einige Subventionen besser in diese Richtung gelenkt werden sollten. Denn das Know-how wurde schließlich einmal in Deutschland entwickelt und wir dürfen mit Sicherheit davon ausgehen, dass unsere Ingenieure das noch drauf haben.

Und bleiben wir in Deutschland. Die Industrieproduktion in Deutschland stieg um nur ein Prozent und das, obwohl die Auftragseingänge der Industrie zuletzt mit 3,4 Prozent stärker stiegen als erwartet worden war. Die Produktion liegt damit immer noch 5,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Die Frage stellt sich auch hier nach dem „warum?“ Ein gewichtiger Grund dürfte im Materialmangel zu finden sein. 69 Prozent der Unternehmen klagten laut ifo-Institut im August über Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen oder Vorprodukten – im Juli waren es noch 63,8 Prozent der Firmen. Besonders betroffene Branchen sind die Automobilindustrie mit 91,5 Prozent, elektronische Ausrüstungen mit 84,4 Prozent und die Möbelindustrie mit 86,2 Prozent. Produktionsunterbrechungen sind die Folge. Wohl auch deshalb hat das Bundeskabinett in dieser Woche die Kurzarbeitergeldregelungen verlängert. Wir sehen also, es wird mit der Zeit nicht besser, wie viele angenommen haben, sondern die Probleme verschärfen sich weiter. Ja, und wenn etwas nicht im ausreichenden Maße am Markt vorhanden ist, dann steigen die Preise. Und so kommt es auch. Zwar ist die Inflation im August bereits auf 3,9 Prozent gestiegen, aber infolge der Engpässe kündigen zunehmend mehr Unternehmen Preiserhöhungen an. Die Warnung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor den Risiken einer höheren Inflation dürfte also tatsächlich Wirklichkeit werden. Es wird Zeit, dass die EZB ihre Zinspolitik ändert.

Nicht nur bei der Logistik und bei den Lieferketten treten aktuell Engpässe auf. Auch am Arbeitsmarkt herrscht Knappheit. Eine Umfrage des Personalvermittlers Manpower bei fast 45.000 Unternehmen in 43 Ländern zeigt, dass 69 Prozent der Firmen Schwierigkeiten haben, geeignete Mitarbeiter zu finden. Und was machen Unternehmen wenn sie zu normalen Löhnen kein Personal mehr finden, sie bieten mehr Lohn und Gehalt bzw. spezielle Extras. Nur steigern diese Maßnahmen die Inflation weiter, denn irgendwie müssen Unternehmen auf ihr Geld kommen und legen die Kosten auf die Preise um.

Und sie haben es doch noch ohne einen weiteren Streik im Bahnkonflikt geschafft. Die GDL einigte sich mit der deutschen Bahn auf Lohnerhöhung von 3,3 Prozent in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Zudem soll es eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro noch in diesem Jahr geben, im kommenden Jahr kommen weitere 400 Euro dazu. Auch das ist zunächst einmal abgehakt, könnte man meinen. Allerdings hat jetzt die andere Gewerkschaft, die größere EVG, der Konzernspitze nun ihrerseits den Forderungskatalog auf den Tisch zu legen. Spätestens im Dezember zum Fahrplanwechsel werden wir sehen, wie viel die Fahrgäste mehr für den Tarifkonflikt zahlen müssen, denn Fakt ist die Bahn fährt weiter hart an der Linie zum Konkurs und wird nur durch die Steuermilliarden von uns allen davor bewahrt.