Es tut sich was…
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Nur wissen wir nicht, was den Hofstaat (Ministerpräsidentenrunde) bei Ihrer Majestät (Bundeskanzlerin) bewogen hat, wieder so ein ungenaues und wieder einmal nicht einheitliches und unlogisches Krisenpapier zu beschließen. Was soll die Fortsetzung des „Lockdown light“ bringen? Wer soll an Weihnachten die Personenkontakte überwachen? Was soll der Quatsch, die Silvesterknallerei auf öffentlichen Plätzen und Hauptstraßen zu verbieten, wenn sich dann alle in den Nebenstraßen treffen? Außerdem, warum nicht gleich ein strenges Verkaufsverbot von Knallern/ Böllern? Und was soll die freiwillige Quarantäne, bevor die Kinder und Enkel ihre Eltern und Großeltern besuchen? Verdammt, einmal abgesehen von der geschaffenen Schulunordnung, die meisten Leute arbeiten noch und können keine 10 Tage vorher in Quarantäne gehen, meine Damen und Herren Politiker!!! Wollen Sie jetzt noch mit solchen Appellen den letzten Rest Wirtschaftskraft vernichten?
Es tut sich aber auch etwas in den USA. Der abgewählte Präsident Donald Trump hat seine Wahlniederlage so halb und halb eingestanden, natürlich spricht er weiter von einer gefälschten Wahl. Aber er hat den Weg frei gemacht für den Übergangsetat des nächsten Präsidenten. Das ist für seine Verhältnisse doch reichlich früh, denn Ihr Autor hat erst nach dem Wahlmännerkonvent damit gerechnet.
Es tut sich auch was beim Personal des neuen Präsidenten Joe Biden, die ersten Köpfe werden bekannt. Dass er dabei auf das Personal von Ex-Präsident Barack Obama zurückgreift, ist zunächst erst einmal verständlich. Es muss viel national und international repariert werden. Dabei können die vertrauten Mitarbeiter aus der Vor-Trump-Ära helfen, auch wenn sie schon längst im Ruhestandsalter sind, wie zum Beispiel John Kerry. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Ex-Außenminister soll die USA wieder in das Pariser Klimaschutzabkommen führen. Obwohl einzelne US-Bundestaaten schon längst die Klimaschutzziele ernst nehmen (denken wir dabei an die Agenda der Solarenergie in Kalifornien), sind sie endlich wieder in der Bundespolitik der US-Administration angekommen.
Eine Nominierung sticht jetzt schon für uns als Börsianer heraus, Janet Yellen, immerhin auch schon 74 Jahre alt, ehemalige Chefin der US-Notenbank Federal Reserve, soll neue US-Finanzministerin werden. Wenn sie vom Senat bestätigt wird, dann wird das US-Finanzministerium zum ersten Mal von einer Frau geführt. Doch Yellen ist die Rolle der Pionierin gewöhnt: Schon bei ihrer Promotion war sie die einzige Frau unter rund zwei Dutzend Männern, die bei den bekannten Wirtschaftsnobelpreisträgern James Tobin und Joseph Stieglitz damals ihren Doktor gemacht haben.
Zwischen 2014 und 2018 war sie außerdem die erste Frau, die die US-Notenbank geführt hat. Sie sorgte dafür, dass die amerikanische Wirtschaft, die sich gerade von der Finanzkrise erholt hatte, weiter wuchs und Jobs schuf. Dennoch hielt Trump sie nicht im Amt, sondern setzte Jerome Powell an ihre Stelle, mit dem er glaubte, leichteres Spiel zu haben.
Janet Yellen kehrt also in vertraute Gefilde zurück, wenn sie das U.S. Department of the Treasury übernimmt. Yellen, die selbst auch als herausragende Ökonomin mit großer politischer Erfahrung gilt, wird an den Märkten mit großen Vorschusslorbeeren empfangen. Sie hat in diesem Jahr wiederholt robustere fiskalpolitische Hilfen als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie gefordert. Da Yellen auch von vielen republikanischen Senatoren wertgeschätzt wird, könnte es mit ihr als Finanzministerin zeitnah gelingen, einen überparteilichen Kompromiss zu schließen.
Ihr freundschaftliches Verhältnis zu ihrem Nachfolger als Fed-Chef, Jay Powell, sollte die aktuellen, durch Trump in seiner Amtszeit hervorgerufenen Verstimmungen zwischen dem Weißen Haus und US-Notenbank, vergessen lassen. Da sie einerseits Zöllen gegenüber sehr skeptisch eingestellt ist, andererseits während ihrer Zeit als Fed-Gouverneurin sehr aufgeschlossen gegenüber niedrigen Zinssätzen und Hilfen für den Arbeitsmarkt war, dürften die US-Finanz- beziehungsweise Aktienmärkte mit der designierten neuen Finanzministerin glücklich werden.
Allerdings muss sie noch vom Senat bestätigt werden, was übrigens für die gesamte neue Regierung gilt und da haben die Republikaner aktuell die Mehrheit. Trotzdem gilt Janet Yellen als sichere politische Wahl. Als moderate Demokratin, die in ihrer Zeit als Fed-Chefin die Zinsen bekanntlich niedrig gehalten hat, wird sie voraussichtlich auch die nötigen republikanischen Stimmen im Senat bekommen können.
Und noch etwas tut sich, der Wahlkampf in den USA liegt in den letzten Zügen, aber es geht auch noch um zwei Senatssitze im US-Bundestaat Georgia, die in einer Stichwahl am 05. Januar.2021 entschieden werden. Sollten die Demokraten die Sitze erringen, dann ist die Mehrheit im Senat für die Republikaner Vergangenheit. Dann werden die Aktienbörsen eine weitere Ralley starten, denn dann kann Joe Biden für zwei Jahre sicher durch regieren und sein Billionen schweres Konjunkturprogramm durch die beiden Kammern des US-Kongresses bringen.
Und auf Grund der guten Nachrichten für die Zeit nach Trump tat sich auch was an der US-Börse. Der Dow Jones übersprang in der abgelaufenen Woche zum 1. Mal in seiner Geschichte die 30.000- Punkte-Marke, auch wenn er sie nicht dauerhaft verteidigen konnte.