Ein stilles Jubiläum, ein Banker warnt und die Personalentscheidung bei der Fed naht
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Wissen Sie noch, was am 18.11.1996 geschah? Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm, denn vor 25 Jahren wurde aus dem bisherigen Beamtenapparat Deutsche Telekom ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Und mit der einhergehenden Werbekampagne wurde aus dem Volk der Sparer ein Volk der Aktienanleger. Mit 103 Euro erreichte der Kurs bis zum heutigen Tag niemals wieder diese Höhe. Aber es gab noch mehr Börsengänge der Telekom, im Juni 1999 zu 39,50 Euro und den dritten im Juni 2000 zu 66,50 Euro. Gemessen an dem mit den Aktienplatzierungen eingesammelten Kapital sind die drei Börsengänge (IPOs) der Telekom mit 10 Milliarden Euro im Jahr 1996, rund 10,8 Milliarden Euro 1999 und 13 Milliarden Euro im Jahr 2000 bis heute die drei größten IPOs in Frankfurt gewesen.
Heute pendelt die Telekom-Aktie, die wir auch in unserem NDAC-Clubfonds halten, um 16,70 Euro. Aber immerhin besteht laut Analysten ein deutlich höheres Potential. 22 von 25 Analysten empfehlen die Telekom-Aktie zum Kauf. Drei Analysten empfehlen die Aktie zu halten und kein Analyst rät derzeit zum Verkauf. Im Durchschnitt liegt das erwartete Kursziel bei 22,23 Euro.
Auch wenn die Telekom abstürzte, gab es immer eine Dividende, trotz der horrenden Schulden. Das mag daran liegen, dass der Bund mit 13,8 Prozent und die bundeseigene KfW-Bank mit 16,6 Prozent an dem Unternehmen beteiligt sind. Die Dividenden sind fest im Bundeshaushalt eingeplant. Private Anleger gibt es übrigens nur noch 4,5 Prozent. Trotz der niedrigen Zahl privater Anleger, die heute in der Telekom-Aktie noch investiert sind, können wir feststellen, dass mit dem Börsengang die Aktienkultur in Deutschland einen gewaltigen Schub bekommen hat. Eine kurze Zeit lang waren wir ein Volk der Aktionäre.
Wieder ein Banker mehr, nämlich Hendrik Riemer, der persönlich haftende Gesellschafter der Hamburger Berenberg Bank, die ihr Geld vor allem mit Aktienplatzierungen, Fonds und der Vermögensverwaltung verdient, warnt vor einem Stimmungswechsel an den wichtigen Aktienmärkten in Europa und den USA. Er befürchtet, dass es im Frühjahr zu einer Korrektur bis 15 Prozent an den Aktienmärkten kommen wird. Der Banker glaubt, dass eine lähmende Stagflation – also eine längere Phase von hoher Inflation bei gleichzeitig schwachem Wachstum – das wahrscheinlichste Konjunkturszenario ist. Aber Fakt ist, dass solche Rückschläge durchaus Kaufgelegenheiten für zurückgekommene Aktien bieten.
Wenn unser Depotwert Tesla derzeit etwas schwankt, dann liegt es daran, dass Elon Musk für 8,8 Milliarden Dollar Aktien verkauft hat und damit Steuern bezahlen will. Na, das ist doch mal ein feiner Zug von ihm, schließlich hätte er das Geld auch in die noch bestehenden Steuerparadiese umleiten können. 10 Prozent seiner Teslabeteiligung wird er wohl für das Finanzamt veräußern.
Entweder er bleibt oder er geht, die Rede ist von Jay Powell. Die erste Amtsperiode des amerikanischen Notenbankchefs Jerome Powell endet im Februar. Sein Leistungsausweis ist nicht makellos, aber er hat die USA recht gut durch die schwerste Rezession der Nachkriegszeit gesteuert. Das verdient Anerkennung. Andererseits hat die Fed unter seiner Führung das Ziel der Preisstabilität verwässert, indem neuerdings auch eine höhere Inflationsrate toleriert wird. Aber wen haben wir dann zu erwarten? Gute Chancen werden Lael Brainard, die seit 2014 im Direktorium der Notenbank sitzt, für den Posten eingeräumt. Brainard, die sich für ein langsameres Auslaufen der Anleihekäufe einsetzte, wird als jene Kandidatin gesehen, die mehr Lockerheit bei der Geldpolitik verspricht. Ihre Wahl könnte durch die Märkte dahingehend interpretiert werden, dass die monetäre Straffung weiter verzögert wird. Bei einer Inflation von mehr als sechs Prozent ist dies aber keine Option. Es braucht eine Schubumkehr. Powell ist diese Aufgabe eher zuzutrauen. Biden muss sich bald entscheiden und Parteipolitik sollte bei der Besetzung des Chefsessels der mächtigsten Notenbank keine Rolle spielen.
Die Gaspreise werden weiter steigen. Nach der Entscheidung der Bundesnetzagentur in der abgelaufenen Woche, die Zertifizierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 vorerst auszusetzen, legten die Erdgas-Terminpreise um rund 10 Prozent zu. Leere Lager auch in Westeuropa und eine konkurrierende starke Nachfrage nach Flüssiggas auch aus Asien könnten für ein anhaltend hohes Preisniveau sorgen.
Die Berichtssaison in Europa nähert sich dem Ende. Von den Unternehmen des STOXX 600, die vierteljährlich Geschäftszahlen berichten, haben inzwischen fast 90 Prozent ihre Zahlen vorgelegt. Die bisher veröffentlichten Gewinne übertrafen die Analystenerwartungen im Schnitt deutlich um elf Prozent und liegen knapp 45 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Selbst ohne die Gewinne der Energieunternehmen, die sich verfünffacht haben, fällt das Gewinnwachstum mit 30 Prozent immer noch beachtlich aus. Das klingt doch schon sehr gut und lässt uns trotz aller Probleme auf einen guten Jahresabschluss hoffen.