Die geplante Mindeststeuer, REvil sorgt für volle Auftragsbücher, Vorsicht der Manager und
neues von der EZB
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
130 Länder haben sich auf eine globale Mindeststeuer für Konzernumsätze geeinigt. Über die konkreten Auswirkungen der globalen Mindeststeuer für große Konzerne gehen die Meinungen auseinander. Denn um Details und Pläne zur Umsetzung der Steuer wird man sich erst im Herbst Gedanken machen. Vorab bekannt wurde, dass Unternehmen ab einem Jahresumsatz von 750 Millionen Dollar grundsätzlich 15 Prozent Mindeststeuersatz zahlen sollen. Außerdem sollen Länder, in denen Konzerne große Umsätze und Gewinne machen, an der Gewinnbesteuerung teilhaben. Auch dann, wenn die Unternehmen dort keinen offiziellen Sitz haben. Das betrifft multinationale Konzerne mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden Dollar und einer Profitabilität von über 10 Prozent.
Das DIW rechnet mit Mehreinahmen von 6 Milliarden Euro und mehr für den Bundeshaushalt. Wäre zwar gut, aber ihrem Autor kommen da erhebliche Zweifel an der Umsetzung der Einigung. Denn es gibt 195 Länder auf der Erde. Das bedeutet, 65 Länder sind nicht Mitglied im Club. Damit gibt es doch Länder, wohin die Konzerne ihre steuerpflichtigen Umsätze/Gewinne verlagern können. Bei unseren betroffenen Depotwerten wird sicher schon darüber nachgedacht. Gut vielleicht nicht Nordkorea, Kuba und Syrien… Übrigens, von ursprünglich 139 Ländern haben 9 Länder die Einigung nicht unterschrieben, dazu gehören die EU-Länder Irland, Estland und Ungarn. Und wo haben die Europa-Zentralen von Google und Facebook ihren Sitz? Richtig in Irland. Und der Steuersatz: 12,5 Prozent! Ersten vorsichtigen Überschlagsrechnungen zufolge dürften wohl nur 150 Konzerne weltweit betroffen sein, in Deutschland sind es weniger als 10 Unternehmen. Und wenn man weiß, dass Joe Biden seine Wirtschaftgiganten per Gericht zwingen will sich aufzuspalten, dann denken die Konzerne wie Amazon, Facebook, Alphabet & Co jetzt vielleicht schon freiwillig daran, genau das zu machen.
Deutschlands Manager kaufen eigene Aktien, das ist logisch, denn schließlich wissen sie am besten was in „ihren“ Unternehmen so vor sich geht. Und natürlich verkaufen sie auch Aktien. Zum Teil, weil sie auch mal Geld brauchen, z.B. um eine Yacht zu finanzieren oder eben andere Dinge, die das Leben lebenswert machen. Den größten Teil der Aktien aber werden sie verkaufen, wenn es in den von ihnen gemanagten Unternehmen gravierende Probleme gibt oder aber keine Wachstumsaussichten für die eigenen Wertpapiere mehr bestehen. Denn erst wenn ein Anleger Aktien verkauft, hat er einen Gewinn oder Verlust realisiert. Nun handeln Manager nicht nur 50, 100 oder 150 Wertpapiere, sondern das sind meistens Größenordnungen, die die Kurse entscheidend beeinflussen können. Diese sogenannten Insidergeschäfte sind bei der BaFin meldepflichtig, das regelt § 15a des Wertpapierhandelsgesetzes und andere ausführende Vorschriften. Insidergeschäfte werden dann auf der Website der Bafin veröffentlicht. Aus den Käufen und Verkäufen von Führungskräften, die Unternehmen an die Finanzaufsicht Bafin melden, errechnet Professor Olaf Stotz (Frankfurt School of Finance & Management) jeden Monat exklusiv für das Handelsblatt das Insiderbarometer. Im Juni fiel das Barometer sehr deutlich um 15 Punkte auf knapp 113 Punkte und liegt damit nahe dem neutralen Bereich. Ein Signal dafür, dass sich der Dax in den kommenden drei Monaten nicht besser als andere Anlageklassen entwickeln sollte – aber auch nicht schlechter. Also dürfte wohl eine seitwärts laufende Richtung des DAX30 zu erwarten sein. Urlaubszeit eben…
Wie erwartet, hat sich die Notenbank auf ihrer Sitzung am Donnerstag auf ein neues Inflationsziel von genau zwei Prozent verständigt. Das ist auf den ersten Blick zwar nur minimal höher als die bisher veranschlagten „unter, aber nahe zwei Prozent”. Doch erlaubt die neue Zielmarke der Notenbank künftig auch dann die Zinsen unverändert zu lassen, wenn die Teuerung zeitweise “moderat über den Zielwert” hinausschießt, wie dies aktuell der Fall ist. Tatsächlich verschafft sich die EZB mit dem neuen Inflationsziel von zwei Prozent mehr Freiraum, um an ihrer Nullzinspolitik festzuhalten – ungeachtet der Entwicklung der Verbraucherpreise. Leider keine gute Nachricht für konservative Sparer.