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Die Gefahr ist noch nicht vorbei

Die Gefahr ist noch nicht vorbei

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Hoppla, was war denn da passiert? Der erweiterte DAX40 startete mit einem erheblichen Minus in sein neues Dasein an der Frankfurter Börse. Aber an ihm lag es nicht.
 

Die Belastungen waren einfach zu groß und so nahmen die Märkte die Fast–Pleite des chinesischen Immobiliengiganten Evergrande zum Anlass, um einmal etwas zu verschnaufen, das heißt um stärker zurück zu kommen.  

Massive Probleme in der globalen Halbleiterversorgung wurden bekanntlich bislang an den Aktienmärkten völlig ausgeblendet. Insbesondere Massenchips, wie sie zuhauf in modernen Autos verbaut werden, sind rar. Bei hauchdünnen Margen zieren sich Chipproduzenten, Milliarden in neue Chipfabriken zu investieren. Zu oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass eine zeitweilige Unterversorgung schnell zu einer Überversorgung führt, in der Investitionen sich als falsch herausstellen.

Die globale Lieferlogistik ruckelt noch immer. Berichte zeigen, dass bspw. die Textilindustrie für Bestellungen für den kommenden Sommer heute schon keine verbindlichen Lieferzusagen mehr erhalten. Es kann also sein, dass die Sommermode 2022 erst im Herbst 2022 oder noch später bei uns in den Regalen liegt. Ein Alptraum für die vielen Händler…

Volkswirtschaftler wissen, dass ein zu geringes Angebot bei ausufernder Geldmenge, wie sie schon seit Jahren von Zentralbanken bereitgestellt wird, zur Inflation führt. Die in den Medien immer wieder von Zentralbankern publizierte und von Politikern aller Couleur gern aufgenommene Theorie von der vorrübergehenden Inflation bekommt erste Risse. Die US-Notenbank hält trotz hoher Inflation an ihrem ultra-lockeren geldpolitischen Kurs fest. Sie beließ den Leitzins am Mittwoch in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Aber langsam wird sie nervös, die Währungshüter signalisierten in ihrem Ausblick, dass es bereits nächstes Jahr eine Erhöhung geben könnte. Bislang hatten sie eine Zinswende erst ein Jahr später angepeilt. Wir dürfen gespannt sein, wann die EZB aus ihrer Passivität erwacht.

Die Quartalszahlen der Unternehmen waren überraschend gut, wie wir überwiegend auch an unseren Depotwerten sahen. Das aktuelle Kursniveau an den Aktienmärkten wurde somit bestätigt. Doch die Unternehmensprognosen sind wieder verhalten, denn niemand möchte sich so kurz vor dem Herbst bei steigenden Inzidenzen, Chipmangel, Störungen in den Lieferketten etc. weit aus dem Fenster lehnen.

Dazu kam dann das politische Störfeuer. Der U-Boot-Deal zwischen den USA, Großbritannien und Australien, der mit der Ausbootung von Frankreich einherging, sorgte für politischen Ärger und dem Wegfall des Milliardendeals für französische Firmen. Auch wenn die USA und Frankreich wieder miteinander reden, zeigt die Aktion wieder einmal mehr, wie wenig Einfluss das vereinte Europa noch hat.

Über alledem hängt zudem noch die mittlerweile offene Feindschaft zwischen China und den USA. Präsident Joe Bidens Wunsch nach einem persönlichen Treffen wurden Berichten zufolge von Präsident Xi beim jüngsten Telefonat abgelehnt. Die USA liefern Atom-U-Boote nach Australien, um den Pazifik zu stärken. China reduziert zu dem, sehr zum Ärger der USA, systematisch die Abhängigkeit der eigenen Finanzmärkte vom US-Finanzmarkt. Wir hatten schon einmal ausgeführt, dass die meisten Schuldscheine der USA in Form von Staatsanleihen von China gehalten werden.

Und so kam es, wie es kommen musste und der drohende Zahlungsausfall des schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande führte zum Ausverkauf an den Märkten. Es handelt sich bei dem Unternehmen nicht nur um eine mittelständische Baufirma, sondern um ein milliardenschweres Industriekonglomerat. Der Vergleich mag nicht ganz stimmig sein, aber die Marktteilnehmer sahen in der Gesellschaft ein chinesisches Lehman Brothers. Der chinesische Konzern hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar angehäuft. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Der Konzern muss Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen. Zudem schuldet Evergrande Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar. Zumindest eine vorübergehende Lösung scheint gefunden zu sein, wie die Medien berichten. Die Aktienmärkte beruhigten sich wieder und gingen wieder auf Kurs in Richtung Norden.

Wir dürfen davon ausgehen, dass Präsident Xi im Hintergrund ebenfalls die Strippen gezogen hat, denn eine weitere Weltfinanzkrise, und auch noch von China ausgehend, dürfte ihm nicht gerade gelegen kommen. Aber es sind natürlich gewaltige Probleme zu lösen, so dass Anleger stets gewappnet sein sollten für einen Crash… Die zurückgekommenen Aktien werden sicher ganz schnell neue Anleger finden.

Anleger müssen den fernen Osten stets im Blickfeld haben, denn dort entscheidet sich neuerdings auch das Schicksal der Finanzmärkte im Westen.

Ach ja, und die Bundestagwahl gibt es ja auch noch. Es wird Zeit, dass der Wahlk(r)ampf endlich vorbei ist. Am Sonntag nach 18.00 Uhr haben wir Gewissheit, wer die Wahl gewonnen hat. Das dann schon wieder um mögliche Koalitionen gerungen wird, unterliegt nicht mehr dem Einfluss des Wählers. Für den DAX40 ist es kurzzeitig wichtig, wer die Wahl gewinnt und welche mögliche Regierungskoalition sich abzeichnet. Aber ansonsten ist es an den Weltmärkten unwichtig, wie lange die Regierungsbildung in Deutschland dauern wird und welche Konstellation sich letztendlich durchsetzen wird. Die Karawane zieht weiter…

Und wer weiß, vielleicht hören wir sogar noch eine Neujahrsansprache von der dann geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel.