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Steffen Koch klärt auf: Der DAX ist eingebrochen???

Ein Kommentar von Steffen Koch, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit beim NDAC


Der DAX ist eingebrochen???

Das könnte man meinen, wenn wir den Stand des deutschen Börsenbarometers mit aktuell rund 6.500 Punkten an der Anzeigetafel lesen würden. Was ist da passiert? Entweder man hat vor lauter Index-Rekorden ein Glas zu viel getrunken (durchaus möglich) oder die Kurstafeln wurden verwechselt. Richtig ist aber, beide Angaben stimmen, der DAX30 über 15.000 Punkten und noch einmal der DAX30 mit 6.500 Punkten.
Was viele Anleger, vor allem die Jüngeren unter uns, nicht wissen, es gibt zwei Indexstände, die auch ständig der Aktualisierung unterliegen. Ein Performanceindex und einen Kursindex. Nur was ist der Unterschied?
Wenn wir in den Medien vom Dax lesen (z.B. in den Börsenteilen der öffentlich-rechtlichen oder Privatsender), handelt es sich dabei grundsätzlich um den DAX30-Performance-Index, in dessen Berechnung auch Dividenden und deren Wiederanlage mit einfließen. Die wenigsten Anleger wissen aber, dass es den Dax auch noch als reinen Kursindex gibt, der Ausschüttungen und somit eine Wiederanlage völlig unberücksichtigt lässt und damit allein die Kursveränderung der 30 wichtigsten deutschen Aktien widerspiegelt. Der Kursindex ist nicht so sexy, wie der zurzeit gerade außer Rand und Band scheinende Performanceindex.
Sofern der DAX30 überhaupt eine international wichtige Rolle spielen und als Kursbarometer ernsthaft wahrgenommen werden soll, hätte man über einen Ausweis nur als Kursindex im Zuge der jüngsten DAX-Reform nachdenken müssen. Wenn wir den DAX30 mit anderen internationalen Kursbarometern vergleichen, dann vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Alle anderen wichtigen Börsenbarometer in der Welt sind als Kursindizes gestaltet. Das bedeutet die Dividenden und Wiederanlagen bleiben außen vor.
Nur warum ist das ist so, werden Sie jetzt fragen? Als der DAX am 01.01.1987 startete, war in Deutschland das Aktienfieber noch nicht ausgebrochen, die überwiegende Mehrheit der Deutschen schaffte ihr Geld treu und brav auf das Sparbuch, waren mit den damals vielleicht gezahlten 3 Prozent Zinsen zufrieden und häuften damit Billionen an Sparguthaben an. Die Väter des DAX gingen davon aus, dass entsprechend der Mentalität der Deutschen, die Dividenden als Wiederanlage dem Prozess wieder zugeführt werden. Das der deutsche Michel und Kleinanleger von den gezahlten Dividenden auch etwas anderes bezahlen könnte (z.B. Konsumgüter, Schuldzinsen, Kreditraten etc.) wurde gar nicht erst in Erwägung gezogen und demzufolge ausgeblendet.
Gestartet wurden beide Indizes im Jahr 1987 übrigens gemeinsam mit 1.000 Punkten. Wir sehen ja an den eingangs angeführten Zahlen für beide Kurse, dass die Differenz sich doch erheblich entwickelt hat. Und immer größer wird. Das ist logisch, denn der Dax-Performance-Index gewinnt seit 1987 im Mittel 8,23 Prozent jährlich – das Kursbarometer verbessert sich lediglich um durchschnittlich 5,60 Prozent pro Jahr. Die Differenz entsteht ausschließlich durch Dividenden und deren Wiederanlage.
Wir sehen also, das der reine Kursindex eine bessere Vergleichsmöglichkeit zum Dow Jones Industrial Average und anderen Kursindizes wie etwa dem Euro Stoxx 50 oder dem französischen CAC40 darstellt. Wir können ruhig davon ausgehen, dass der DAX30-Performance-Index von Börsenexperten nicht wirklich als ein ernsthaftes Börsenbarometer für den deutschen Markt angesehen wird. Da stellt der Kursindex schon ein anderes Kaliber dar, aber er kommt eben nicht so schnell vom Fleck. Wenn wir uns den Chart ansehen, stellen wir ernüchtert fest: Ein Indexstand von ca. 6.500 Punkten reißt niemanden mehr vom Hocker, obwohl sich der Kursindex unseres DAX30 von 3.750 Punkten auf ein neues Allzeithoch von 6.505 Punkten entwickelt hat.
Der zweite Konstruktionsfehler ist die zu kleine Menge der enthaltenen Titel. Mit 30 Titeln ist ein ausgeprägtes Klumpen-Risiko vorhanden, das auch mit den geplanten 40 Titeln nicht behoben werden wird.
Wenn wir uns den Dow Jones zum Vergleich anschauen, stellen wir fest, er ist auch ein Kursindex mit 30 Titeln, der seit 1894 berechnet wird. Über den Dow Jones spricht man, wenn über die Lage an der Weltleitbörse gesprochen wird. Es gibt analog zum DAX30 den Dow Jones Industrial Average Total Return Index (DJITR). Bei diesem handelt es sich um einen Performanceindex, nur das ihn niemand groß kennt und er auch keine weitere Bedeutung an den Märkten hat.
Dagegen hat der andere Kursindex an der Wallstreet, der S&P 500, weltweite Bedeutung erreicht. Der S&P 500 (Standard & Poor’s 500) ist ein Aktienindex, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. Der klassische S&P 500 ist nach der Marktkapitalisierung gewichtet und kommt ohne Dividendenzahlungen und Bezugsrechte aus. Als Basisjahre für die Berechnung dienten die Jahre 1941 bis 1943 mit einem Startwert von zehn Indexpunkten und heute steht der S&P 500 bei über 4000 Punkten.
 
Fazit
Wir hatten die Chance den DAX30 mit der Reform als Kursindex neu zu starten und damit die internationale Vergleichbarkeit zu erreichen. Diese Chance wurde vertan. Die Anleger werden weiterhin mit den Performance-DAX-Kursen in Rekordhöhe geblendet. Der wahre Zustand der Wirtschaft wird im reinen Kursindex wider gespiegelt und der ist leider nicht so hoch, aber ehrlicher.