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Das Konjunkturbarometer steht auf Sommerhoch und die Gerichte bestimmen immer mehr die Politik

Das Konjunkturbarometer steht auf Sommerhoch und die Gerichte bestimmen immer mehr
die Politik

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

 

Der Erdölpreis hat dieses Jahr bereits 35 Prozent zulegen können, der Kupferpreis 27 Prozent und der Baltic Dry Verschiffungsindex hat sich nahezu verdoppelt. Und in den vergangenen drei Monaten legten Aktien des europäischen Transport- und Logistiksektors 24 Prozent zu – so viel wie kein anderer Sektor im MSCI Europe. Wie stark sich die Nachfrage nach Transportdienstleistungen entwickelt hat, zeigt der Anstieg der Kosten für Containerfracht eindrucksvoll. Vergangene Woche kletterte z.B. der Preis für die Verschiffung eines 40-Fuß-Containers von Shanghai nach Rotterdam erstmals über 10.000 US-Dollar. Der Preisanstieg zum Vorjahr liegt inzwischen bei fast unglaublichen 485 Prozent.

Die Nachfrage aus China nach Rohstoffen und insbesondere nach Metallen war in den vergangenen beiden Dekaden der nahezu ausschließlich preisbestimmende Faktor. Das wird sich sicher sehr bald ändern, wie die volkswirtschaftlichen Frühindikatoren zeigen. Denn bei Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, dass die Globalisierung der Weltwirtschaft durchaus nicht nur ein Segen für die davon mittel und unmittelbar betroffenen Unternehmen ist. Außerdem hemmt der von Ex-US-Präsident Donald Trump entfachte Handelskonflikt mit China den ungehinderten Austausch von Waren. Und da die Demokraten unter Präsident Joe Biden keine Anstalten machen den Konflikt zu befrieden, errichten immer mehr Unternehmen ihre Produktionsstätten in heimatlichen Gefilden. Aber auch China hat seinen Beitrag in Form von steigenden Löhnen dazu beigetragen. Die fortschreitende Automatisierung ist ebenso ein Grund, warum immer mehr Firmen (und das nicht nur aus den USA) überlegen, ihre Produktion aus dem Reich der Mitte zu verlagern… Das Kapital ist ein scheues Reh und flüchtig wie eine Gazelle. Diese neoliberale steuerpolitische Phrase aus den Nuller-Jahren trifft auch auf die Löhne in China zu.

Der Anstieg des Auftragseingangs im April war außergewöhnlich hoch: 72 Prozent mehr Bestellungen meldet der Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) für den Maschinen- und Anlagenbau. Inlandsbestellungen legten dabei um 60 Prozent, aus dem Ausland um 78 Prozent zu. Aus den Euro-Staaten kamen im April 81 Prozent mehr Bestellungen, die Nicht-Euro-Länder steigerten ihre Orders um 77 Prozent. Allerdings das berühmte Haar in der Suppe findet sich auch hier. Der VDMA ist besorgt wegen der auch von uns mehrfach angesprochenen sehr angespannten Lieferketten. 

Deutsche Kreditinstitute müssen damit rechnen, Kunden massenhaft die Gebührenerhöhungen der vergangenen Jahre zu erstatten. Das ergibt sich nach Einschätzung von Verbraucherschützern aus der nun bekannt gewordenen Begründung eines Urteils des Bundesgerichtshof (BGH) von April (Az.: XI ZR 26/20).

Und kaum ist das eine Urteil gefällt (Klimaschutz), folgt das nächste Urteil eines weiteren höchsten deutschen Gerichts (BFH), das die Doppelbesteuerung der Renten kippt. Das soll auch sehr schnell umgesetzt werden, die Politik hat immer große Angst vor der Wahlentscheidung von über 20 Millionen Rentnern.

Und am Donnerstag kam noch ein Urteil, dieses Mal vom Europäischen Gerichtshof (EuGH). Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber letztendlich hat es die Verkehrslobby doch getroffen, die durchaus noch die alten Dieselfahrzeuge auf unseren Straßen halten wollte. Der EuGH hat Deutschland verurteilt, weil jahrelang in vielen Städten die Grenzwerte für den Luftschadstoff Stickstoffdioxid erheblich überschritten wurden. Die Bundesrepublik habe damit EU-Recht gebrochen, entschieden die höchsten EU-Richter in Luxemburg. Hintergrund ist eine Klage der EU-Kommission. Sie bezieht sich auf die Jahre 2010 bis 2016. Auch wenn die Luft bedingt durch Corona jetzt sauberer ist, dürfte die Umsetzung des Urteils die Dieselkraftfahrer, deren Fahrzeuge noch nicht umgerüstet sind, am stärksten betreffen. Denn wenn das Leben sich wieder normalisiert, dann gibt es Fahrverbote, die nun wirklich nicht im Sinne der Wirtschaft und Verbraucher sind. Maßnahmen wie Dieselfahrverbote, die Nachrüstung von Bussen, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, Fahrrad- und Fußverkehr sowie Tempo 30 werden die Folge sein. Fakt ist aber auch, es könnte einen Schub bei alternativen Antrieben (E-Autos, Hybrid- Technologie, Wasserstoff Antriebe etc.) geben. Warum erst teuer und ungefördert umrüsten, wenn die neue Technologie so stark subventioniert wird?

Angesichts der vielen Urteile fragt sich nicht nur ihr Autor, wer eigentlich die Politik in unserem Lande bestimmt. Die Politiker ganz bestimmt nicht mehr, denn die werden durch die Gerichte immer wieder gezwungen, ihre falschen Entscheidungen zu revidieren.

Schauen wir abschließend noch auf unseren Depotwert Alibaba, den mittlerweile jeder kennt. Die Holding umfasst aktuell 12 Tochterfirmen. Die Zahlen für das letzte Quartal und das Gesamtjahr 2021, welches am 31. März endet, waren herausragend. So verzeichnet der Konzern in dieser Zeitspanne den milliardsten aktiven Kunden weltweit. Weiterhin wurde in diesem Jahr ein Gross Merchandising Volume (GMV) von 1,2 Billionen Dollar generiert. Hier profitiert der Onlineriese vom anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung im Heimmarkt China und der immer weiter fortschreitenden globalen Digitalisierung im Handel. Der Quartalsumsatz erreichte 28,602 Milliarden Dollar, was einem Wachstum von 64 Prozent auf Jahressicht entspricht. Jedoch ist die Stärke im chinesischen Markt auch gleichzeitig die Achillessehne des Onlineriesen, nachdem die Regierung in einer Weise bei Alibaba eingreift, die im Westen unvorstellbar wäre. Wir erinnern hier nur an den bis heute verschobenen Börsengang der Tochter Ant-Financial. Aber trotzdem rückt Alibaba unserem anderen Depotwert Amazon schon wieder etwas näher. Gut, dass wir beide Werte haben.