Das Dilemma des Joe Biden, Facebook wird Meta und sehr gute Zahlen bei der Post
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Das verflixte „siebente Jahr“ ist für Joe Biden bereits im ersten Jahr angebrochen. Die US-Demokraten verlieren eine sicher geglaubte Gouverneurswahl in Virginia. Es ist eine Niederlage für Joe Biden. Der sichtlich angeschlagene Präsident sollte wissen, dass er jetzt kämpfen muss. Nicht nur gegen die Opposition, sondern auch um Mehrheiten in seiner eigenen Partei. Dort streitet Bidens Partei seit Wochen über die Ausgestaltung eines umfangreichen Sozialplans, in dem mehr als 500 Milliarden Dollar für den Klimaschutz vorgesehen sind. Den moderaten demokratischen Senatoren ist die Sozialagenda zu teuer. Der progressive Flügel seiner Partei hingegen will über das vom Senat schon beschlossene bilaterale Infrastrukturgesetz – das ebenfalls Maßnahmen für mehr Klimaschutz beinhaltet – im Repräsentantenhaus nur gemeinsam mit den anderen Plänen abstimmen. Bidens Zustimmungswerte liegen mittlerweile unter 50 Prozent. In einem Jahr sind Zwischenwahlen und dann wartet auch schon Donald Trump auf seine Chance mit all seinen Nachteilen für die Weltwirtschaft im Hintergrund. Und da die Fed, im Gegensatz zur EZB, die Zinsen 2022 erhöhen will, droht auch die Zeit des billigen Geldes zu Ende zu gehen. Einige Nationalbanken haben die Leitzinsen schon erhöht. Keine rosigen Aussichten für Joe Biden, da seine Programme nicht aus der Staatsschatulle, sondern mit Schulden finanziert werden.
Auf Grund der guten Lage der US-Wirtschaft wird die Fed ab Ende dieses Monats ihre Anleihekäufe monatlich um 15 Milliarden Dollar zurückfahren. Immerhin ein erster Schritt in die geldpolitische Wende. Auch die Märkte sind erleichtert und reagierten mit Höchstständen auf die Nachricht. Mit Zinserhöhungen als zweiten Schritt rechnen Experten frühestens im September 2022.
Neulich überraschte unser Depotwert Facebook die Anleger mit der Nachricht, dass künftig die Dachmarke Meta über Facebook & Co. stehen soll. Die einzelnen Dienste Facebook, Instagram, WhatsApp und der Messenger behalten ihre Namen. Wir kennen das von unserem Depotwert Google, die unter der Dachmarke Alphabet seine Geschäfte gebündelt hat. Meta soll den Fokus auf die geplante digitale Welt “Metaverse” lenken. “Wir glauben, dass das ‘Metaverse’ der Nachfolger des mobilen Internets sein wird”, zitierte die DPA den Facebook-Chef. Die Quartalszahlen waren durchwachsen. Seit den Zahlen von Snap ist bekannt, dass die iOS Änderungen von Apple in Sachen Datenschutz bei den sozialen Netzen zu deutlichen Einnahmeverlusten führten. Die zielgerichtete Auslieferung passender Werbung ist deutlich erschwert worden. Facebook hat das zu spüren bekommen. Über seine verschiedenen Plattformen gelingt es dem Konzern offenbar noch immer, halbwegs gezielte Inhalte auszustrahlen. Die Aktie von Facebook ist bereits seit Anfang September deutlich zurückgekommen. Nachdem im Internet Dokumente über die Schädlichkeit der sozialen Plattform veröffentlicht wurden, flüchteten Anleger aus dem Papier. Die schwachen Zahlen zum Wochenbeginn haben den Ausverkauf nochmals beschleunigt. Wir werden uns mit Facebook, pardon Meta, sicher in nächster Zeit noch einmal beschäftigen müssen.
Aufgrund von Negativzinsen und Coronakrise ist die Zahl der Wertpapierdepots seit Anfang 2020 deutlich gestiegen. Allein von Januar bis Juni dieses Jahres wuchs sie um 1,4 Millionen auf 26,6 Millionen. Das ist ein Zuwachs von 5,5 Prozent. Parallel wurde die Rekordsumme von insgesamt 60 Milliarden Euro in Aktien und Fonds investiert. Wenn wir nun denken, die klassischen Filialbanken würden davon auch profitieren (wegen Beratung, Fragen, Anlagetipps etc.), dann befinden wir uns in einem kollektiven Irrtum. Die wiederentdeckte Lust an Aktien- und Fondsanlagen hat klare Gewinner: Vor allem die bekannten Onlinebroker und die neuen Billigbroker, wie Trade Republic, profitieren davon. Fast 80 Prozent der Depots, die zwischen Juni 2020 und Juni 2021 eröffnet wurden, landeten bei digitalen Brokern. Der Marktanteil der Onlinebroker erhöhte sich damit auf 36 Prozent. Irgendwas machen sie grundlegend falsch, die klassischen Banken… Immerhin, es ist egal, bei welchem Broker letztendlich die neuen Anleger ihr Depot eröffnen – Hauptsache ist, die Zahl der Aktionäre nimmt in Deutschland zu.
Es läuft sehr gut bei unserem Depotwert Deutsche Post. Im abgelaufenen dritten Quartal lag der Umsatz 23 Prozent über dem Wert des gleichen Zeitraums 2020, er stieg auf über 20 Milliarden Euro. Allerdings stiegen auch die Kosten, etwa wegen höherer Material- und Personalkosten. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs binnen Jahresfrist von 550.000 weltweit auf 580.000. Kein Wunder, dass der Bonner Logistikkonzern die Prognose nach oben schraubt. Bis 2023 will die Deutsche Post das Betriebsergebnis auf mehr als acht Milliarden Euro steigern. Zuvor waren mindestens 7,4 Milliarden angestrebt worden. Und dabei kommt Weihnachten erst noch. Inklusive des großen Umtauschgeschäftes nach dem Fest. Und nicht zu vergessen der sogenannte Black Friday (26.11.) und Cyber Monday (29.11.) bei unserem Depotwert Amazon stehen ebenfalls noch aus.
Auch unser anderer Depotwert Alibaba hat am 11.11.2021 die Chance, seine Umsätze schlagartig zu erhöhen, denn in China ist dann Guanggun Jie oder Single day, ebenfalls ein Tag mit ungewöhnlich hohen Umsätzen in den Onlineshops. In China betrug der Umsatz 2020, der allein über Alibaba verkauften Waren, 74,1 Milliarden Dollar. Wir dürfen auf die Zahlen gespannt sein. Und auch Amazon und die Deutsche Post dürften davon profitieren. Denn auch im Rest der Welt ist der Tag eine Größe und nicht nur wegen des Karnevalsauftakts.