Das Börsenjahr – Rückblick 2021 und Ausblick 2022 Teil 1
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
2020 war ein Jahr, dass man nur einfach ad acta legen wollte. 2021 dagegen, das war das große Versprechen der Politik, würde das Jahr der Hoffnung der Erholung und der Rückkehr zur Normalität werden. Ganz nüchtern betrachtet hat das abgelaufene Jahr dieses Versprechen nicht durchweg gehalten. Die Monate Januar bis April waren doch sehr mühsam. Von Mai bis etwa Oktober war es fast wie früher, die Menschen konnten reisen, feiern, Restaurants besuchen, ins Kino gehen, Partys waren angesagt. Die Sicherheit war da, ich bin doppelt geimpft, was kann mir schon passieren. Die Wirtschaft verzeichnete einen Aufschwung, der DAX honorierte das mit immer neuen Rekordständen. Es gab in einem Jahr Coronagewinner und wo es Profiteure gibt, gibt es naturgemäß auch Verlierer, wir gehen später noch einmal darauf ein.
Aber auf Ende des Jahres zu wurden wir zweimal ausgeknockt. Delta und Omikron hießen die Mutanten des Covid19-Virus. Die Ungeimpften sorgten für eine verstärkte Verbreitung der Mutationen auf die Bevölkerung. Dazu kam, dass die Wissenschaftler feststellten, dass der Impfschutz auch nach zwei Impfungen nachließ und für Omikron gar kein Impfschutz vorhanden war. Also sollte eine Auffrischung nach sechs Monaten, denglisch genannt Booster-Impfung, für Abhilfe sorgen. Für Delta mag das noch stimmen, aber für Omikron eben nicht. Bis zum Schreiben dieses Beitrags, gab es noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wann dagegen ein neuer Impfstoff zur Verfügung steht. Auch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, dass die Booster-Impfung, egal mit welchem Impfstoff, jetzt schon nach drei Monaten erfolgen kann, scheint nur eine wahrscheinlich wenig erfolgversprechende Reaktion, speziell bei Impfgegnern, hervorzurufen. Neue Impfstoffe sind zum Ende des Jahres auf dem Markt (USA Notfallzulassung), Totimpfstoffe, also solche, die ähnlich wie die Grippeschutzimpfung wirken.
Die Bundestagswahl brachte uns eine neue Farbenkonstellation an die Macht, die Ampel. Mit einem Koalitionsvertrag, der alle beteiligten Parteien zu einer Zustimmung bewegte. Grün und nachhaltig soll das Land werden. Allerdings mit der Finanzierung tun sich die Parteien schwer. Auch jetzt, nach dem die Bundesregierung vereidigt wurde, bleibt vieles noch nebulös. Bundesfinanzminister Christian Lindner wird sich für den ersten Schritt zur Umwidmung von Corona-Milliardenhilfen in den neuen Klimafonds vorm Bundesverfassungsgericht erklären müssen, so jedenfalls kündigte es die größte Oppositionspartei CDU an. Ob der Plan vor dem höchsten deutschen Gericht Bestand haben wird, werden wir sehen.
Und auch die energiepoltischen Blütenträume der Grünen scheinen zu platzen, das ging sehr schnell und es gab zwei, die außerhalb Deutschlands dafür sorgten. Verantwortlich sind dafür einerseits Wladimir Putin, der Deutschland den Gashahn abdreht, sozusagen als kleiner Vorgeschmack auf den Ausstieg aus den fossilen Energien. Und andererseits EU-Kommissionchefin Ursula von der Leyen, die Atomkraft plötzlich sehr nachhaltig findet. Erneuerbare Energien werden nicht reichen, ohne Atomstrom gehen in Europa die Lichter aus. Diese Erkenntnis scheint nun auch in den Chefetagen der Europäischen Union angekommen zu sein. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen plant spätestens im Januar Atomkraft als „nachhaltig“ einstufen lassen.
Beides hängt geopolitisch zusammen. Beides wollen die Grünen nicht verstehen. Wobei zumindest Robert Habeck als Wirtschafts- und Klimaschutzminister es verstehen kann, aber es eben offiziell nicht verstehen darf, weil das der grünen Basis nicht zu vermitteln ist. Wir werden also sehen, wie viel am Ende übrig bleibt, von dem grünen Teil von „Mehr Fortschritt wagen.“
Was im ablaufenden Jahr ebenfalls nervte, war die steigende Geldentwertung. Die Inflationsrate in Deutschland belief sich Ende Januar 2021 auf 0,90 Prozent und dann ging es los im Raketentempo bis zuletzt auf 5,2 Prozent (im November 2021). Während die US-Notenbank Fed, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen hat, die Hebel auf Schubumkehr stellte, scheint die EZB als Hüterin unseres Euros nicht daran zu denken, die Zinsen anzuheben. Zumindest lassen das die Äußerung der durchaus mehr und mehr umstrittenen EZB-Präsidentin C. Lagarde erahnen. Übrigens, hat die EZB im abgelaufenen auch ein neues Tätigkeitsfeld für sich entdeckt, den Klimaschutz und die Energiewende. Nur, wer hat ihr das Mandat dazu erteilt???
Dabei ist sehr gut, dass wir jetzt mehr für den Klimaschutz machen. Wir haben erst im Sommer die Fluten in NRW und Rheinland-Pfalz mit den verheerenden Schäden in Milliardenhöhe gesehen. Ganz zu schweigen, von den menschlichen Tragödien, die sich nicht mit Versicherungsgeldern und Aufbauhilfen regulieren lassen.
Die Globalisierung stieß auch 2021 an ihre Grenzen. Die leeren Regale in den Geschäften zeigen es deutlich, wir erleben es tagtäglich. Nicht nur der Chipmangel lässt ganze Industriezweige ruhen, sondern auch die Logistikprobleme im Einzelhandel verdeutlichen jedem Bürger, wie abhängig die Weltwirtschaft von funktionierenden Lieferketten ist.