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Börsenwissen: Vorsicht vor schuldenfinanzierte Aktienkäufe

Ein Kommentar von Steffen Koch, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit beim NDAC

Börsenwissen: Vorsicht vor schuldenfinanzierte Aktienkäufe

Der Börsenhype der letzten Jahre versetzte viele Anleger, egal ob Groß- oder Kleinanleger, in Champagnerlaune. Die Börsen kannten ja auch nur einen Weg nach der Finanzkrise, immer gen Norden. Speziell junge und unerfahrene Anleger nutzen die neuen Freiheiten, die die Onlinebroker anbieten, frei nach dem Motto: Was soll schiefgehen, es geht doch nur noch aufwärts. Und nicht nur die Kleinanleger, sondern auch die Großinvestoren denken so. Das Kapital war da. Die Anleger haben ein Problem, nämlich dass es noch keine großen Alternativen zum Aktienmarkt gibt (jetzt mal abgesehen von den Hauptkryptowährungen wie bspw. Bitcoin, Ethereum etc.). Also wird immer weiter den Höchstständen hinterher gekauft. Allein in diesem Jahr hat der US-Leitindex S&P 500 33 Mal neue Höchststände erreicht.
Und da das Kapital für Aktienkäufe begrenzt ist, spielen auch Kredite eine große Rolle beim Aktienkauf. Seit zwölf Monaten steigt das Kreditvolumen für Aktienkäufe. Es erreichte im März in den USA einen Rekordwert von 822 Milliarden Dollar, wie Daten der US-Aufsichtsbehörde Finra zeigen (Die Financial Industry Regulatory Authority ist als Genehmigungsbehörde in den USA hauptsächlich verantwortlich für die Beaufsichtigung von Personen, die in der Wertpapierbranche involviert sind) Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das immerhin eine Steigerung um 70 Prozent.
Nun mag das sehr erfolgreich sein, aber gesund ist es nicht und gefährlich ist es auch. Warum? Aktuell ist durch die Kaufprogramme der Notenbanken, diesseits und jenseits des Atlantiks, die Geldmenge sehr stark angestiegen, noch stärker als die Kurse der Aktien. In der Eurozone ist die sogenannte Geldmenge M2, die ja neben Bargeld auch noch bestimmte Spar- und Termineinlagen beinhaltet, im letzten Jahr um zwölf Prozent gewachsen. Dies ist die höchste Wachstumsrate in der noch relativ jungen Geschichte der EZB. Um das ganze richtig einordnen zu können, in den Vorjahren lag das Geldmengenwachstum stets zwischen zwei Prozent und sechs Prozent. In den USA explodierte die Geldmenge M2 im Jahr 2020 um schier unglaubliche 25 Prozent. Der vorherige Rekordwert in der 60-jährigen Datenhistorie lag bei 13 Prozent und stammt aus den Jahren 1971 und 1976.
Natürlich sind die Aktienkurse auch durch die Geldmenge so stark gestiegen, aber dabei stellt sich die Frage, ob die Aktien wirklich fair bewertet sind. Ok, an den Märkten wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Anleger und Analysten trauen den 30 Dax-Unternehmen auf Basis der Kurs Gewinn-Verhältnisse in den kommenden zwölf Monaten tatsächlich einen Gewinnanstieg um sage und schreibe 235 Prozent zu. Das würde bei einem Ausgangsniveau von aktuell 15.395 einen Sprung auf 51.573 Punkte bedeuten. Wow, das ist wirklich zu ambitioniert, um realistisch zu sein. Auch wenn man bedenkt das der DAX30 ja bald DAX40 wird.
Sollten sich nun aber die Gewinne nur etwas langsamer erholen als aktuell prognostiziert oder noch schlimmer, einen Rückschlag erleiden, könnte am Aktienmarkt Ungemach drohen. Denn dann müsste die Schere der aktuell hohen KGVs nicht über steigende Gewinne, sondern – zumindest in Teilen – über fallende Kurse geschlossen werden. Und im Mid- und Small Cap Bereich sieht es ähnlich aus.
Es gleicht schon einem Tanz auf dem Vulkan, der bereits die ersten Aschewolken ausspeit, wenn man jetzt, wie viele Anleger, Schulden aufnimmt, um dafür Aktien zu kaufen und den Höchstständen hinterher zu hecheln.
Die Broker finanzieren Aktienkäufe gern vor, sie haben als Sicherheit das Wertpapierdepot des Anlegers, denn kein Broker wird darüber hinaus finanzieren. Im Gegenteil, sie setzen auch noch einen Sicherheitsabschlag zum Depotwert ein und sind damit auf der sicheren Seite. Und die Nullzinsphase ist nur für die Spareinlagen gültig, für Kredite gibt es andere Konditionen, die über null Prozent liegen.
Und wenn jetzt die Blase platzt, wie alle Blasen seit der Tulpenzwiebelblase in den Jahren 1636/1637, dann stehen die Anleger mit ihrem schuldenfinanzierten Depot vor einem Desaster. Der Broker verwertet die Wertpapiere aus dem Depot und so schnell kann der einzelne Anleger gar nicht gucken, wie schnell die Kurse absacken. Dass das mitunter ganz schnell gehen kann, haben wir zuletzt 2015 am chinesischen Aktienmarkt (CSI 300-Index, der die 300 wichtigsten Aktien der Börsen in Shanghai und Shenzhen abbildet) gesehen, der damals einen durch Schulden finanzierten Höchststand aufwies und innerhalb von nur zwei Monaten 45 Prozent verloren hat.
 
Fazit
Wir sind noch nicht vor dem Platzen der Blase am Aktienmarkt, aber die richtige Fantasie für eine Fortsetzung der Rallye mag auch nicht mehr aufkommen. Anleger, die einen Kredit aufgenommen haben, um dabei zu sein, sollten aber jetzt langsam daran denken die Kredite zurückzuführen bzw. ganz zu tilgen. Besser sie tun es, als der Broker! Und Finger weg von kreditfinanzierten Aktien, dann können Anleger die neuen Höchststände mit ruhigem Gewissen mitnehmen.