Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Was ist die Folge von „America first“? Ganz einfach, in Europa muss auch langsam umgedacht werden, „Europa first“ und das in Kooperation mit der ASEAN- Staatengruppe ist jetzt die Devise. Obwohl die EU bereits von milliardenschweren Industriesonderfonds träumt, sollten wir realistisch bleiben. Es wird nichts so heiß gegessen… Aber wir bleiben an dem Thema dran.
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer ersetzt den vor allem wegen des milliardenteuren Glyphosat-Rechtsstreits in den USA umstrittenen Chef Werner Baumann noch in diesem Sommer, er geht nicht ganz unfreiwillig vorzeitig in den Ruhestand. Ab Juni 2023 wird der Chemieingenieur Bill Anderson vom schweizerischen Rivalen Roche die Führung des Unternehmens übernehmen. Aber auch Anderson steht von Anfang an unter Druck. Langfristig orientierte strategische Investoren wie der singapurische Staatsfonds Temasek, der mit mehr als drei Prozent einer der größten Anteilseigner ist, wird dem neuen CEO ordentlich Druck machen. Zuletzt mischten auch mehrere aktivistische angelsächsische Investoren wie der Fonds Inclusive Capital Partners von Jeff Ubben sowie Bluebell Capital mit, und die sind auch nicht gerade als geduldig bekannt. Aber Anderson verfügt über ein notwendiges Netzwerk in den USA sowie das Know-how, um den Konzern wieder innovativer zu machen, sagen Finanzmarktexperten. So könnte es schließlich doch noch zur Aufspaltung des deutschen Traditionsunternehmens kommen.
Fernab der drei Machtzentren rund um den Globus (USA, EU und China) schickt sich eine weitere Großmacht an, um zum Ende dieses Jahrzehnts unter die drei größten Volkswirtschaften aufzusteigen. Dass das keine Hirngespinste sind, zeigt, dass im Fiskaljahr 2024 der Topf für Investitionen um 33 Prozent auf über zehn Billionen indische Rupien aufgestockt wurde (1 INR = 0,011 27 Euro). Für langfristige Investoren sehr interessant ist die Tatsache, dass der indische Aktienmarkt noch nicht auf die Pläne der indischen Regierung reagierte. Die Anlegerstimmung leidet derzeit unter Betrugsskandalvorwürfen gegen ein indisches Konglomerat. Das dürfte für mutige und langfristig orientierte Anleger eine optimale Einstiegsmöglichkeit bieten.