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Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Schauen wir zunächst in die Ukraine. Militärisch scheint sich die russische Armee, wie von den USA geplant, zwar abzunutzen, aber nicht in dem Ausmaß, wie man das gerne hätte. Die amerikanische Militärhilfe sorgt zumindest für einen kleinen Ausgleich der russischen Übermacht. Und auch Deutschland will jetzt schwere(re) Waffen liefern. Nur woher nehmen? So sehr viel zum Ringtauschen haben wir gar nicht mehr in den Kasernen stehen, wie man aus dem Verteidigungsministerium so vernimmt. Der Bundeskanzler hat wieder einmal Waffenlieferungen im Bundestag versprochen, nur wann und wie sie geliefert werden, ließ er im Ungefähren. Außerdem bleibt die Ausbildung der ukrainischen Armee an diesen neuartigen Waffensystemen noch ein Problem.

Gut, jetzt haben sich die Ampel-Regierung und die CDU auf das Sondervermögen nur für die Bundeswehr geeinigt. Auch die ersten Waffensysteme, die für Heer, Luftwaffe und Marine dringend gebraucht werden, sind schon in Koblenz angemeldet. Apropos Koblenz, dort sitzt bekanntlich das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Oder kryptisch abgekürzt BAAINBw. Unter dem Namen Beschaffungsamt haben die Beamten in der Vergangenheit stets bewiesen, wie gut sie mit der Rüstungsindustrie kooperierten, leider meistens zum Nachteil des Steuerzahlers. Und jetzt werfen unsere Abgeordneten wieder 100 Milliarden Euro Steuergeld plus auf zwei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt gestiegene jährliche Militärausgaben in den Koblenzer Moloch. Hier hätte wirklich erst eine Strukturreform in den Stäben des Amtes stattfinden müssen. Aber Fakt ist, die Rüstungsaktien werden wohl in den nächsten Monaten und Jahren der Renner an den Börsen sein, ESG hin oder her, zumal die Grünen als Regierungspartner ja auch die Aufrüstung befürworten.

Und jetzt auch noch die Sanktionen gegenüber Russland, oder sollten wir besser sagen eine Subvention des russischen Erdöls?!

Die EU beschloss diesen Blödsinn, um die Kriegskasse des Kremls etwas zu leeren. Aber Fakt ist, dass die von den EU-Oberen gefeierte Aktion als ein Rohrkrepierer enden wird, egal ob Moskaus Mann in der EU Viktor Orban eine schärfere Sanktionierung Moskaus verhindert hat oder nicht. Pipelineöl ist sanktioniert, Tankeröl nicht. 

 

Betrachten wir doch einmal die Lage auf den Ölmärkten. Wir stellen fest, dass der Ölpreis weiter gen Norden gehen dürfte. Warum? Fakt ist, dass das russische Öl jetzt mit einem Rabatt an die Großabnehmer China, Indien und andere Länder verkauft werden kann. Dabei macht Russland trotzdem auch noch Gewinn, denn der Erdölpreis wird bekanntlich weiter auf Rekordhöhen steigen, solange der Krieg andauert. Russland gehört noch zu den OPEC+ Staaten und die werden nicht zulassen, dass ihr Gewinn einbricht, nur weil das Angebot durch die Russlandsanktionen größer wird. Vor einem regulären Treffen der OPEC+ sorgten zwei Presseberichte für viel Spekulation. Das Wirtschaftsblatt “Financial Times” berichtete, der Ölgigant Saudi-Arabien habe westlichen Ländern signalisiert, seine Produktion auszuweiten, sollte die russische Förderung deutlich sinken. Zuvor hatte das “Wall Street Journal” über eine Debatte berichtet, Russland von den Förderzielen der OPEC+ wegen der scharfen Sanktionen des Westens zeitweise herauszunehmen. Wir werden sehen, wie es letztendlich am Ölmarkt weitergeht. Die nächsten Sitzungen des Öl-Kartells erzielen bestimmt international größte Aufmerksamkeit, denn Erdöl bleibt auch in Zukunft der Schmierstoff, der die Welt antreibt. Auch hier sollten Anleger überlegen, ob nicht Öl-Aktien künftig in ein Depot gehören, zumal wenn die Konjunktur wieder anspringt. Wir leben nun mal in einer Zeitenwende, das hat unser Bundeskanzler Olaf Scholz schon ganz richtig erkannt. 

Die Inflation in Deutschland ist im Mai weiter gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im April hatte der Wert bei 7,4 Prozent gelegen. So stiegen die Energiepreise im Mai um 38,3 Prozent zum Vorjahresmonat. Auch Nahrungsmittel verteuerten sich mit 11,1 Prozent überdurchschnittlich. In der Eurozone wurden übrigens 8,1 Prozent ermittelt, damit ist schon wieder eine Schallmauer durchbrochen. Experten gehen davon aus, dass der Inflationsdruck vorerst sehr hoch bleiben wird. Die aktive Inflationsbekämpfung durch die EZB wird immer drängender. Was spricht dagegen, schon im Juni die Leitzinsen anzuheben, Frau Lagarde?

Jetzt sollen Tankrabatt und 9-Euro-Ticket für den ÖPNV eine Entlastung für die inflationsgeplagten Verbraucher bringen. Und wie es ausschaut, halten Mineralölkonzerne die Füße noch still. Die Lobbyisten hatten ja schon im Vorfeld orakelt, dass die Preise an den Tankstellen nicht groß sinken, weil die Preise für Benzin noch zu alten Konditionen abgeschlossen wurden und demzufolge auch die Angebote an den Tankstellen noch zu höheren Preisen verkauft werden müssten. Aber jetzt kommen die Feiertage und da könnten die Preise wieder steigen, eigentlich wie immer… 

Aber es gibt auch gute Nachrichten, Chinas verarbeitende Industrie könnte das Omikron-Tal im Mai durchschritten haben – darauf deutet der jüngste Einkaufsmanagerindex der Branche hin. Er verbesserte sich gegenüber April um 2,2 Punkte und liegt mit 49,6 Punkten noch knapp unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Nun müssen nur noch die Staus in Chinas größten Containerhäfen aufgelöst werden und damit die Lieferkettenprobleme. Es gibt also wieder Hoffnung, auch wenn es nicht so schnell gehen wird.