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Geht die Inflation jetzt zurück?

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Die gewerblichen Erzeugerpreise in Deutschland gingen im Oktober überraschend zurück. Der Rückgang um 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat ist der erste seit April 2020. Im Jahresvergleich betrug das Plus stattliche 34,5 Prozent, lag aber auch hier deutlich niedriger als im Vormonat. Hauptverantwortlich für die fallenden Preise im Monatsvergleich: Strom und Gas, für die die Abnehmer 16,9 beziehungsweise neun Prozent weniger bezahlen mussten als noch im September. Der Trend stetig steigender Erzeugerpreise scheint damit zunächst gebrochen zu sein. Bis sich die Erzeugerpreise in den Verbraucherpreisen widerspiegeln, dürften jedoch einige Monate vergehen. Für Entwarnung ist es daher deutlich zu früh, zumal die Produzentenpreise exklusive Energie weiter angezogen sind. Wir dürfen also mit weiteren Zinsschritten der Europäischen Zentralbank bei den kommenden Sitzungen rechnen. Ob die Notenbanker allerdings in dem eingeschlagenen Weg festhalten, hängt auch von den Vorgaben der Fed ab. Von den US-Notenbankern wird erwartet, dass die dortigen Jumbo-Schritte von 75 Basispunkten auf der nächsten Notenbanksitzung um 25 Punkte gesenkt werden. Grund dafür ist die gesunkene Inflationsrate im vergangenen Monat.

In dem fast abgelaufenen Jahr 2022 haben wir eine große Branchenrotation erlebt. Die Investoren sagen den großen und nicht ganz so großen Techaktien ade und haben von Technologie und Wachstum (growth) auf Dividende und Substanz (value) umgestellt und entsprechende Aktien erworben. Viele Versicherer, Big Pharma und Öl- und Gasaktien sind gefragt, wie seit Jahren nicht mehr.

Die neue Vorliebe der Anleger hat handfeste Gründe, denn in unsicheren Zeiten, wie wir sie gerade erleben, flüchten die Anleger gerne in Qualität und bewährte Geschäftsmodelle. Wenn die Perspektive unsicher ist, fühlen wir uns mit jungen Unternehmen und Start-up-Geschäftsmodellen nicht mehr so wohl, wobei natürlich auch die großen und am Markt eingeführten und erfolgreichen Tech-Unternehmen unter dem Ausverkauf litten und stark nach Süden geprügelt wurden. Die Zahlen und Prognosen von Technologieaktien lassen auf Comeback schließen. Deshalb haben wir bei einigen Werten zugeschlagen und unser NDAC-Depot mit Nachkäufen auf neue Wachstumszeiten vorbereitet. Wir stellen diese Aktien in den nächsten Ausgaben unseres Newsletters weiter vor.

Wir wollten in Deutschland 400.000 Wohnungen im Jahr bauen, aber auch in Europa soll der Bausektor eine entscheidende Rolle spielen. Die Bevölkerung in Europa wächst, bedingt zum Teil durch die steigende Anzahl von Flüchtlingen, aber auch durch Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Das Forschungsnetzwerk EUROCONSTRUCT sieht zwei schwierige Jahre für den europäischen Bausektor voraus. Zwar sollen in diesem Jahr noch drei Prozent mehr Gebäude fertiggestellt werden als 2021, doch haben die Experten ihre Wachstumsprognosen für 2023 und 2024 von jeweils zwei Prozent auf 0,2 und 0,0 Prozent gesenkt. Als Folge der gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten (Zinsen, gestiegene Preise, höhere Umweltauflagen, fehlende Fachkräfte etc.) dürften insbesondere weniger Wohnimmobilien gebaut werden. Den Ausblick für die Infrastruktur schätzt EUROCONSTRUCT aufgrund der öffentlichen Investitionen in erneuerbare Energien und Instandsetzungen etwas positiver ein. Für Deutschland wird unter dem Strich ebenfalls eine Stagnation der Bauindustrie prognostiziert. Das niedrige Neuangebot an Immobilien spricht dafür, dass der Preisrückgang aufgrund steigender Zinsen moderat ausfallen wird. Das ist der Nachteil der Zinserhöhungen für das Baugewerbe. Die Ziele der Bundesregierung sind zwar ambitioniert, aber ohne ein weiteres Sondervermögen, das den neuen Zinsbedingungen und den immer höher werdenden staatlichen Bauauflagen entspricht, werden sie sich nicht realisieren lassen.

Das von der FDP geführte Bundesfinanzministerium will Übergewinne von Mineralöl- und Gasunternehmen einem Bericht zufolge mit einem Steuersatz von 33 Prozent besteuern. “Der EU-Energiekrisenbeitrag ist eine Steuer im Sinne der Abgabenordnung”, heißt es in einer Formulierungshilfe zum Jahressteuergesetz 2022, aus der die Zeitung “Welt” zitiert. Alle im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich tätigen Unternehmen sollen demnach jenen Gewinn aus den Jahren 2022 und 2023 extra versteuern, der mehr als 20 Prozent über dem Durchschnittsgewinn der Jahre 2018 bis 2021 liegt. Die Einnahmen will der Bund dem Bericht zufolge genauso wie die Abschöpfung von Zufallsgewinnen im Strombereich zur Deckung der Finanzierung der Strompreisbremse nutzen. Die zusätzlichen Einnahmen des Bundes werden in dem Entwurf dem Bericht zufolge auf ein bis drei Milliarden Euro beziffert. Hintergrund ist der EU-Energiekrisenbeitrag, der Anfang Oktober vom Rat in Brüssel als Reaktion auf die hohen Energiepreise beschlossen wurde und bis Jahresende umgesetzt werden muss. Bis jetzt ist es ja nur eine Formulierungshilfe, aber Ihr Autor ahnt, wie es wohl ausgehen wird, die Gasumlage bietet eine Vorlage dafür. Zumal den Grünen die Steuer viel zu niedrig ist. Sie gehen von einem Steuersatz in Höhe von 60-80 Prozent aus. Das wird wieder ein heftiges Hauen und Stechen geben. In der Zwischenzeit haben die betroffenen Konzerne ihre Gewinne zum größten Teil ins außereuropäische Ausland verschoben. 

Zum Schluss noch eine gute Nachricht. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im November überraschend deutlich aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 86,3 Zähler von revidiert 84,5 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 85,0 Punkte gerechnet.