Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Durch die Gaskostenbelastungen, denn immerhin reden wir hier von Mehrausgaben bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 kWh von 1.000 bis 2.000 Euro, die jetzt schon auftreten. Im Herbst wird es dann noch mehr sein, sodass nicht Haushalte nur mit geringen Einkommen, sondern auch die mit mittleren Einkommen Schwierigkeiten bekommen werden. Rechnen wir es einmal hoch, durchschnittlich 20.000.000 Privathaushalte mit Gasheizung mal 1.500 Euro Mehrkosten ergibt eine Summe von 30.000.000.000 Euro, die allein nicht mehr der Binnennachfrage zur Verfügung stehen. Bei Ölheizungen dürfte es ähnlich aussehen.
Und die jetzt einsetzende Lohn-Preisspirale wird ein wesentlicher Treiber für die Inflation werden. Dazu kommen der permanente und weiter steigende Arbeitskräftemangel und die bekannten Lieferengpässe.
Als wären wir noch nicht genug belastet, steht uns die nächste Welle der Corona-Pandemie im Herbst ins Haus, auch wenn wir es aktuell noch nicht so richtig wahrhaben wollen.
Zur Unzeit ist die EZB aufgrund eigener gravierender Fehler nicht mehr in der Lage, Unterstützung zu geben. Die Zinswende ist ausgerufen und wird im nächsten Quartal wohl vollzogen. Bedeutet, die Kredite verteuern sich und Investitionen werden zurückgefahren, was natürlich ebenfalls nicht gut für ein gesundes Wirtschaftsklima gut ist.
Aber selbst im Mutterland des Kapitalismus gibt es Probleme und die USA haben nur in kleineren Rahmen oder in manchen Bereichen überhaupt nichts mit den Folgen des Ukrainekrieges zu schaffen. Trotzdem hat bspw. der S&P 500-Index in den USA bis Ende vergangener Woche seit Jahresbeginn 22,3 Prozent verloren. Letztmals verzeichnete der US-Markt im Jahr der großen Depression 1932 mit minus 45 Prozent einen höheren Verlust im ersten Halbjahr; 1962 kam dann schon mit minus 22,2 Prozent nahe an 2022. Hoffnung könnte jedoch die Tatsache spenden, dass auf die bis dato fünf schlechtesten ersten Halbjahre des S&P 500 jeweils ein äußerst starkes zweites Halbjahr folgte. Allerdings die Konjunktursorgen bleiben trotz allem bestehen.
Die Märkte haben darauf schon reagiert und sind fast schon extrem zurückgekommen. Kleinanleger sollten Aktien genau im Blick behalten und sofern möglich, von unter den Zinssteigerungen leidenden Wachstumswerten zu substanzstarken Titeln wechseln, sprich sich dividendenstarke Titel ins Depot holen. So gleichen sie wenigstens einen Teil der Preissteigerungen wieder aus.