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Der Clubfonds-Ticker

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Ein schwarzer Schwan verliert ein wenig Farbe und erste Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Es ist vielleicht nicht unbedingt dem Antrittsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz bei Russlands Präsident Wladimir Putin zuzuschreiben, dass es wieder Hoffnung im Ukraine-Konflikt gibt. Je schneller der begonnene Truppenabzug an den Grenzen zur Ukraine fortgesetzt wird, umso schneller wird der sprichwörtlich kürzlich noch tief schwarze Schwan am Börsenhimmel grau, um später dann wieder ganz zu verschwinden. Das das Problem eines NATO-Beitritts der Ukraine durch den Kanzler auf die Zeit nach Putin (maximal geht sie bis 2036) verschoben werden könnte, ist ein weiterer Hoffnungsschimmer am aktuell trüben Horizont in den Beziehungen Russlands zum Westen.   

Putins Herrschaft mag zwar autokratische Züge tragen, aber er steht auch unter Druck. Zum einen ist er nicht allein im Moskauer Kreml, er muss dort auf die anderen vielfältigen Erwartungen der verschiedenen Kremlstrategen Rücksicht nehmen und zum anderen haben die Oligarchen Russland naturgemäß auch großen Einfluss auf die geostrategische Politik Russlands. Und so ging der 15. Februar nicht als Tag der Invasion Russlands in sein Nachbarland in die Geschichte ein, wie es amerikanische Geheimdienste und die Medien prophezeiten.

Der höhere Erdgaspreis für russische Lieferungen nach Deutschland dürfte auch nicht mehr lange im Raum stehen. Denn erstens wird der Preis durch Angebot und Nachfrage am Markt gebildet und zweitens ist Russland nach wie vor sehr interessiert daran, das Nordstream II-Projekt endlich zu einem guten, das heißt gewinnträchtigen, Ende zu führen. Dass ein höherer Gaspreis die Kunden abschreckt und damit das Flüssiggas aus den USA wieder rentabel macht – Umwelt hin oder her – kann auch nicht im Interesse des Kremls liegen. Unser Mann in Moskau, Altkanzler Gerhard Schröder, wird es seinem engen Freund Wladimir Putin schon richtig erklären, wie es laufen muss.   

Frankreich wehrt sich. Die Regierung deckelt die Preise für Strom und Gas, die Bäcker heben die Preise nur beim Kuchen an, verlangen aber nicht mehr für die klassischen Baguettes. Man will vor den Präsidentschaftswahlen im April nichts riskieren. In Spanien dagegen wird alles teurer, in Litauen steigen die Preise für Lebensmittel zweistellig. In Italien trifft es das beliebte Gelato von der Piazza, das plötzlich teurer wird. 

Und in Deutschland ärgern wir uns jede Woche aufs Neue, wenn wir in den Supermarkt fahren. Und da in Deutschland bald wieder ein kleines Superwahljahr ins Haus steht, sind schon Entlastungen bei der EEG, den Steuern und bei den Heizkosten für Wohngeld und Bafög-Empfänger auf den Weg gebracht worden. Warten wir ab, wie die Maßnahmen wirken werden.

Man sieht es also, die Inflation ist in Europas Alltag angekommen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekommt langsam kalte Füße. Sie hatte Anfang Februar angedeutet, dass es im März doch einen deutlichen Schwenk hin zu einer härteren Geldpolitik geben könnte und Zinserhöhungen dieses Jahr nicht mehr ausgeschlossen seien. Wir erinnern uns, zuvor hatte Lagarde betont, dass eine Zinswende 2022 sehr unwahrscheinlich sei. Zuletzt sprach sie von schrittweisen Anpassungen. Sie ist also doch lernfähig, könnte man meinen. Oder ist es doch so, dass die Märkte sie zwingen umzudenken?!

Da sich die EZB aber ein weiteres Mandat (den Green Deal der EU zu unterstützen) selbst gegeben hat, ist es wichtig, dass sie speziell darauf achtet, dass es nicht zu einer Greenflation kommt. Grüne Inflation ist der Preis des Wandels. Verschmutzungszertifikate, CO2 Steuer etc. treiben die Preise erneut in die Höhe für Wirtschaft und Verbraucher. Laut Bundesbank bewirkt ein weiterer Anstieg der CO2 Steuer von jetzt 25 Euro auf 30 Euro pro Tonne CO2 in diesem Jahr 0,2 Prozent zusätzliche Inflation. Bis 2025 soll der Preis auf 55 Euro steigen. Ihr Autor ist schon sehr gespannt auf die Erklärungsversuche der Ampel-Regierung. Da nützt es auch nichts, die Einnahmen aus der CO2 Steuer an die Verbraucher zu erstatten, denn die Wirtschaft legt alle zusätzlichen Kosten (z. B. Tariferhöhungen) auf die Preise um. Da eine Mischkalkulation eine genaue Abgrenzung der Kosten nahezu unmöglich macht, wird der Verbraucher im Endeffekt sehr viel mehr tragen müssen, als er zurückbekommt. 

In den USA ist die Zinserhöhung im März eigentlich schon fest eingeplant, nur die Höhe wird noch diskutiert. 0,25 Prozent am unteren Rand, 0,5 Prozent in der Mitte und sogar von einem Prozent am oberen Rand sprechen jetzt auch schon die Marktbeobachter. Wir werden sehen, wie viel es am Ende wirklich sein werden.

Wow, unser Altmeister Warren Buffett hat mit seiner Berkshire Hathaway auf einer für ihn no-go-area zugeschlagen. Buffett ist bei Activision Blizzard eingestiegen. Dabei gilt der mittlerweile 91-jährige Milliardär nicht gerade als technologiefreundlicher Investor, mal von seinem Apple-Engagement abgesehen. Er bevorzugt bekanntlich schwerfällige, klassische und wertorientierte Unternehmen. Banken, Ölproduzenten, Autofirmen oder – berühmt-berüchtigt – Coca Cola. Activision ist das Gegenteil. Ein Gaming-Anbieter, ein Internet-Player, eine Metaverse-Wette. Das ist kein typischer Buffett-Kauf. Trotzdem hat er zugelangt und einen Glücksgriff gelandet. Der Gewinn: fast eine halbe Milliarde Dollar für unseren Depotwert.