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Die Fed, die EZB und der Kampf gegen die Inflation

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Die Not ist groß bei der Fed, denn viel zu lange hat sie dem Treiben der Inflation tatenlos zugesehen. Im Gegenteil, sie wurde vor nicht allzu langer Zeit noch als vorübergehendes Phänomen eingestuft. 

Aber jetzt macht die US-Notenbank Federal Reserve Tempo bei der Inflationsbekämpfung. Sie hob den Leitzins am Mittwoch gleich um 0,5 Prozentpunkte an, auf die Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent. Es ist die erste Anhebung in dieser Größenordnung seit dem Jahr 2000 und bereits die zweite Zinserhöhung in Folge. Im März hatte die Fed die Zinswende mit einem Anstieg von 0,25 Prozentpunkten eingeleitet. Fed-Chef Jerome Powell war angesichts der ausufernden Preissteigerungen unter Zugzwang geraten. Die Inflation lag in den USA zuletzt bei 8,5 Prozent, darunter leiden Geringverdiener am meisten. Nur weiter warten wollte die eine Seite des Arbeitsmarktes nicht länger. Am Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale abgezeichnet, denn die Gewerkschaften sind ihren Mitgliedern verpflichtet, zumindest die Inflationsrate wieder auszugleichen und das nicht nur für die Geringverdiener. Der US-Arbeitsmarkt leidet ebenso wie der deutsche unter Fachkräftemangel. Es hätte sich allerdings niemand gewundert, wenn die Fed sogar 0,75 Prozentpunkte aufgerufen hätte. Das kann durchaus noch passieren, die Märkte erwarten zum Jahresende einen Leitzins von knapp 3,0 Prozent. Insgesamt jedoch gab sich Powell milder als erwartet. Und die Börse reagierte positiv, es löste eine Erleichterungsrally an den US-Aktienmärkten aus. 

Und die EZB? Haben wir nicht das gleiche Problem wie die USA? Hohe Inflationsrate, Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel…

„Die Inflation ist viel zu hoch und wir sind uns bewusst, dass das schwerwiegende Folgen hat, gerade für all jene, die die höheren Kosten vor allem für Nahrungsmittel, Wohnraum und Benzin nicht einfach decken können.“ Diese Worte stammen nicht von EZB-Chefin Lagarde, sondern wiederum von Jay Powell. 

Lagarde schickt EZB-Direktorin Isabel Schnabel vor und diese hält es angesichts der hohen Inflation im Euro-Raum für geboten, den Kurs in der Geldpolitik anzupassen. „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln“, sagte sie im Interview mit dem Handelsblatt in der abgelaufenen Woche. „Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich.“ Zuvor sollten die Nettozukäufe von Anleihen eingestellt werden, voraussichtlich Ende Juni. 

Viele werden sich nicht mehr erinnern, zuletzt hat die EZB im Jahr 2011 die Zinsen im Euro-Raum angehoben, diesen Schritt aber kurze Zeit später wieder korrigiert. In anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien haben die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr bereits erhöht. Grund ist der weltweite Anstieg der Inflation. Im Euro-Raum erreichte sie im April ein Rekordhoch von 7,5 Prozent, also auch nicht so weit entfernt von der gegenwärtigen US-Inflationsrate. 

Auch die EZB war lange Zeit dem Irrtum aufgesessen, dass die hohe Inflationsrate ein in kurzer Zeit vorübergehendes Phänomen sei. Dieser Irrtum ging sehr zu Lasten der Verbraucher und der Wirtschaft, die die gestiegenen Kosten nicht immer an die Kunden weitergeben konnte. 

Laut Schnabel beschränkt sich der Preisanstieg nicht nur auf Energie und Lebensmittel. „Wir sehen eine Verbreiterung des Inflationsdrucks.“ Es stehe außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, wenn die Inflation längere Zeit hoch bleibe. „Wir müssen verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt“, sagte Schnabel. Noch würden sich Löhne und Preise nicht gegenseitig hochschaukeln. Geldpolitik müsse aber vorausschauend handeln. Im Punkt Lohn-Preis-Spirale dürfte sich die EZB-Direktorin irren, denn in der Regel schließen die Tarifpartner längerfristige Verträge ab. Es kommen also durchaus weitere Teuerungsschritte auf die Konsumenten zu. Die Gewerkschaften werden die vorangegangene Inflation in die Verhandlungen mit einbringen und entsprechende Ausgleichsforderungen aufstellen.

Wenn wir auf den April zurückschauen, dann sind die Kurse an den Börsen gefallen. Das lockt natürlich nicht nur die Schnäppchenjäger unter den Klein– und Großanlegern an die Börsen, um einzukaufen. Im April haben Vorstände und Aufsichtsräte von Dax-Konzernen im großen Stil Aktien der eigenen Unternehmen gekauft: Von den fünf größten Insiderkäufen in Deutschland gab es vier in der ersten Börsenliga – bei Vonovia, SAP, Fresenius und E.ON. Das geht aus der monatlichen Auswertung des Handelsblatts hervor. Dagegen stand nur ein Verkauf (Solar- und Windparkbetreiber Encavis). Die anderen Insider halten ihre Aktienpakete. Das spricht trotz aller gegenwärtiger Sorgen für die Aktie als sichere Anlagemöglichkeit in diesen unruhigen Zeiten.

Covid-19-bedingte Beschränkungen in China, der Russland-Ukraine-Krieg oder auch die anhaltenden Lieferkettenprobleme trüben die Risikostimmung, denn sie drohen die Konjunktur noch weiter abzukühlen. Allerdings ergeben sich durch die jüngsten Kurskorrekturen in vielen Märkten auch sehr günstige Einstiegsmöglichkeiten. Wir können es aber nicht oft genug betonen: Anleger sollten bei ihrer Auswahl Unternehmen den Vorrang geben, die sich gerade in wirtschaftlichen Abschwungphasen behaupten können. Das sind zumeist Titel mit hoher Profitabilität und starker Marktstellung – auch Qualitätsaktien genannt –, die mit hoher Wahrscheinlichkeit trotz der gerade vorherrschenden Unsicherheit auch künftig die Fähigkeit haben werden, Erträge zu generieren.