Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Das ist schon ein gewaltiger Hebel, der die ohnehin stark volatilen Börsen zusätzlich verunsichert. Dazu kommen die Risiken des vernetzten Computerhandels.
Alles spricht von nachhaltigem Investment (ESG heißt das auf Neudeutsch). Das nicht alles Öko ist, wo Öko drauf steht, hat aktuell gerade die Fondstochter der Deutschen Bank DWS bewiesen. Hier wurde offensichtlich „greenwashing“ im großen Stil betrieben. Der Manager der DWES wurde gefeuert und durch einen neuen Mann ersetzt. Das ging sehr schnell dieses Mal, verwunderlicher Weise.
Greenwashing oder Greenwash (englisch; wörtlich „grünwaschen“, übertragen: „sich ein grünes Mäntelchen umhängen“) ist eine kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt.
Was da heute alles so grün und nachhaltig daherkommt, da hatten die Marktbeobachter schon immer Zweifel an der Echtheit des Labels. Und es dürfte nicht die einzige Fondsgesellschaft bleiben, die davon betroffen ist. Wir werden uns sicher noch öfter mit dem Problem befassen müssen.
Und wer jetzt denkt, nachhaltig investieren bringt ja neben dem guten Gewissen auch noch gute und sichere Rendite, ist zumindest im ersten Halbjahr enttäuscht worden. Die Verkaufswelle bei Technologieaktien hat ein bislang verborgenes Risiko des nachhaltigen Investierens offengelegt: Wer nachhaltig anlegt, ist besonders stark vom Tech-Ausverkauf betroffen. Auch das geht aus Berechnungen des Handelsblatts hervor.
Die Anleger schneiden deshalb in diesem Jahr bislang schlechter ab als jene, die klassisch investieren wie unser NDAC-Clubfonds. Viele Tech- und Wachstumsunternehmen sind in nachhaltigen Strategien stärker vertreten, weil sie dank geringer Treibhausgasemissionen beim Klimathema gut abschneiden. Als Tech-Aktien boomten, war das ein Vorteil.
Investoren nutzen zur weltweiten Aktienanlage gern den Index von MSCI. Von dieser Messlatte gibt es mehrere Nachhaltigkeitsvarianten. Der Index mit dem schärfsten grünen Anspruch ist der MSCI World SRI. SRI steht für „Socially Responsible Investment”. Seit Jahresbeginn verlor der konventionelle Index rund 14 Prozent, der mit SRI-Zuschnitt dagegen 18 Prozent. Das ist die Krux mit den Indexfonds gegenüber gemanagten Fonds. Wir haben darüber schon ausführlich in unserer Reihe Börsenwissen berichtet.
Bald beginnen die Schulferien in den einzelnen Bundesländern, dann haben wir hoffentlich eine Schönwetterphase. Und das Gleiche wünschen wir uns endlich auch wieder von den Märkten.