Asien besitzt sehr viel Politisches aber auch immer mehr wachsendes wirtschaftliches Potential. Die meisten Anleger denken bei Asien immer nur an die Wirtschaftsriesen Japan, China, gegebenenfalls noch an Taiwan wegen der Chipindustrie, was den Anlegern kurz- und mittelfristig viel Kopfzerbrechen bereiten könnte. Wir haben darüber bereits öfter berichtet. Deshalb sollten auch Kleinanleger über Investitionen in Indien nachdenken.
Die Sichtweise der Anleger in Bezug auf Indien hat sich geändert und die Aktienmärkte des Landes werden immer beliebter. Während einige dies für eine kurzlebige Modeerscheinung halten, sind mittlerweile viele Investoren jetzt schon der Meinung, dass wir einen Wendepunkt erreicht haben, an dem Indien aufgrund seiner Marktgröße einfach nicht mehr ignoriert werden kann. Tatsächlich können langfristige aber auch schon mittelfristige Faktoren ausfindig gemacht werden, welche die indischen Aktienmärkte besonders attraktiv erscheinen lassen.
Die Aktienanlage hat in Indien eine lang etablierte Tradition ganz im Gegensatz zum kommunistischen China. Die Bombay Stock Exchange (BSE) in Mumbai, die größte indische Börse, wurde 1875 gegründet und ist damit die älteste in Asien. Zusammen mit der National Stock Exchange of India (NSE) und anderen lokalen Börsen weist der gesamte indische Aktienmarkt mittlerweile eine Marktkapitalisierung von mehr als 4,3 Billionen Dollar auf (Stand: 31. Dezember 2023). Das macht ihn zum fünftgrößten Markt weltweit und zum zweitgrößten unter den Schwellenländern (nach China).
Die Marktkapitalisierung indischer Aktien entspricht 70 Prozent derjenigen Japans und 63 Prozent der Marktkapitalisierung der Börsen innerhalb der Euronext. Im Kontext der Schwellenländer macht das Gewicht des MSCI India in etwa 16,3 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des MSCI Emerging Markets aus – ein Anteil, der in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen ist und noch weiter steigen wird.
Zum anderen war Indiens Wirtschaftswachstum im letzten Jahrzehnt beachtlich. Das Land trug im Jahr 2023 schätzungsweise 17,6 Prozent zum globalen BIP-Wachstum bei. Verglichen mit weniger als 8 Prozent im Jahr 2001, hat es sich mehr als verdoppelt. Diese beeindruckende Entwicklung wird durch verschiedene Faktoren untermauert. Indien weist den weltweit größten Markt an jungen Konsumenten auf: Bis 2030 wird es schätzungsweise 360 Millionen indische Verbraucher unter 30 Jahren geben. Passenderweise wird die digitale Infrastruktur Indiens stetig ausgebaut und an die Bedürfnisse dieser jüngeren, urbaneren Verbraucher angepasst. 43 Prozent der digitalen Echtzeit-Zahlungen weltweit finden schon heute in Indien statt. Und nicht umsonst haben sehr viele deutsche und europäische Banken und Versicherungen ihre IT-Zentren nach Indien ausgelagert.
Ähnlich wie Deutschland hat Indien sein Bildungssystem speziell auf MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ausgerichtet. Laut einer Statistik der UNECO aus dem Vorjahr haben unter den indischen Hochschulabsolventen 34 Prozent einen Abschluss in diesen Disziplinen, ein Anteil, der höher ist als in vielen anderen Ländern, einschließlich Frankreich (25,9 Prozent) und den USA (19,8 Prozent). Angesichts eines solchen Bildungsweges bringt das Land hochqualifizierte Arbeitskräfte hervor, die wiederum vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten und das Potenzial für Wohlstand schaffen. In vielerlei Hinsicht wird erwartet, dass eben diese Absolventen den innovationsbasierten Wandel in traditionellen Bereichen der indischen Wirtschaft vorantreiben werden. Übrigens, Deutschland führt in dieser MINT- Statistik (noch) mit 35,8 Prozent.
Umfang und Vielfalt der indischen Aktienmärkte bieten zahlreiche Möglichkeiten für auf Einzelwerte ausgerichtete Anleger. Neben den traditionellen Sektoren wie Pharmazeutika (Indien ist der weltweit größte Lieferant von Impfstoffen und Generika und wird es wohl trotz aller europäischer Bemühungen in den nächsten Jahrzehnten auch bleiben), gibt es Bereiche wie IT-Dienstleistungen (Schätzungen zufolge sind zwischen 50 Prozent und 70 Prozent der weltweit beschäftigten Mitarbeiter in den Bereichen Technologie und Betrieb in Indien ansässig).
Ferner befinden sich zyklische Bereiche wie Industrie- und Immobilienwerte im Aufwind und profitieren von der Erholung im Zuge von Covid sowie von geopolitischen Faktoren (z. B. durch die Strategie „China+1“ zur Diversifizierung der Lieferketten, die von vielen multinationalen Unternehmen eingeführt wird). Inländische Konsumwerte und disruptive Innovatoren wiederum sind Nutznießer von demografischen und digitalen Trends.
Schließlich hat die reformorientierte und unternehmensfreundliche Regierungsagenda von Premier Narendra Modi vermehrte Investitionen in „zukunftsorientierte Branchen“ (Pharmazie, Solar, Elektronik) ausgelöst und die Monetarisierung staatlicher Vermögenswerte durch einen robusten Markt für Börsengänge unterstützt.
So sind in Indien die beiden größten Sektoren zu 38 Prozent im MSCI India Index vertreten. Mit acht Sektoren, die eine Gewichtung von mehr als 5 Prozent im Index aufweisen, bietet Indien erhebliche Diversifikationsvorteile. Das ist eine solide Basis für einen validen Handel mit indischen Aktien, denn sehr viele Fonds wenden sich vermehrt den indischen Subkontinent zu.