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Der Blick über die Märkte: Infrastruktur

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Hoffen wir einmal, die wohlverdienten Urlaubstage konnten wie geplant angetreten und wie geplant beendet werden. Wenn nicht, dann liegt es höchstwahrscheinlich an der maroden Infrastruktur in Deutschland. Wobei es nicht nur in Deutschland sozusagen in der Infrastruktur brennt.

Laut Global Infrastructure Outlook von Oxford Economics soll bis 2040 in den 50 Ländern, die in die Untersuchung einbezogen wurden, ein Investitionsbedarf in die Infrastruktur in Höhe von 94 Billionen Dollar bestehen. Diese Summe wäre notwendig, um die länderspezifischen Defizite im Schienen-, Flug- und Straßenverkehr, in der Energie- und Wasserversorgung sowie bei Krankenhäusern und Schulen etc. zu beheben.

Nicht nur Schwellenländer kämpfen mit mangelnden oder unzureichenden Versorgungsstrukturen. Auch europäische Staaten müssen schnell handeln, wenn sie ihren gesellschaftlichen Wohlstand und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten möchten. Die Infrastruktur in Europa sieht sich mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert. Konventionelle Energiequellen werden ersetzt und dezentrale Produktions- und Speicherkapazitäten geschaffen. Auch der Transportsektor ist im Umbruch, wo insbesondere alternative Antriebsarten und die verstärkte Vernetzung von Mobilität den Wandel vorantreiben. Ebenso benötigt der Telekommunikationssektor erhebliche Investitionen.

Der jährliche Infrastruktur-Investitionsbedarf für Europa wird vom McKinsey Global Institute auf 500 Milliarden Dollar geschätzt, es sieht jedoch ein Investitionsdefizit von 50 Milliarden Dollar pro Jahr mit steigender Tendenz. Grund dafür ist der hohe finanzielle Druck, unter dem die europäischen Staaten aktuell aufgrund wachsender Zahlungsverpflichtungen für Renten und Gesundheitsversorgung oder für die Bewältigung von Krisen wie der Corona-Pandemie stehen. Traditionelle Kreditgeber wie Banken ziehen sich zunehmend aus diesem Geschäftsfeld zurück.

Dazu kommen noch sehr viel teure und aufwendige Bürokratie und der Widerstand radikaler Gruppen, die versuchen die Baumaßnahmen zu blockieren bzw. zu verzögern, was noch einmal Geld kostet.

Der Staat hat kein Geld mehr, das ist bekannt, hatte er aber auch nie wirklich, denn sonst wäre die Infrastruktur nicht so marode wie bspw. in Deutschland.

Investitionen sind dringend geboten, unabhängig von der Konjunkturentwicklung und damit von der Kassenlage in den Finanzministerien. Ansonsten wird die Wirtschaftsleistung eines Landes oder einer Region gebremst und die Attraktivität als Wirtschafts- und Lebensraum sinkt. Dringend notwendig ist auch der Aus- und Neubau der digitalen Infrastruktur wie Mobilfunknetze, Glasfaser und Rechenzentren.

So ist jetzt die Zeit für privates Kapital gekommen. Das bietet Chancen für private Investoren, denn es gibt eine wachsende Zahl von Infrastrukturprojekten, die für Anleger interessant sein könnten. Diese erbringen einen wesentlichen Mehrwert für die Allgemeinheit.

Natürlich müssen diese Projekte nachhaltig sein, hat nebenbei den Vorteil, dass die Verzögerungen durch die schon erwähnten Widerstandsgruppen nicht zu zeitweiligen Baustopps führen. Nachhaltige Unternehmen, die Umweltaspekte (Environment), soziale Fragen (Social) und Kriterien der Unternehmensführung (Governance) berücksichtigen, sind zurzeit besonders wichtig für Investoren.

Es gibt sehr viele Infrastrukturfonds, das streut das Risiko doch etwas. Wer sich als Aktionär des Risikos bewusst ist, der kann auch in Einzelaktien investieren. Es sind sehr bekannte Aktien, die auch schon lange am Markt sind und auch ein gute Performance aufweisen. Einige hatten und haben wir auch in unserem NDAC-Clubfonds.

Zum Beispiel ist die Deutsche Telekom ein wesentlicher Akteur am Markt, wenn es um die digitale Infrastruktur geht. Und die großen Konkurrenten des deutschen Unternehmens sind auch noch zu nennen, Vodafone und Telefonica Deutschland. Ein paar mehr Milliarden mehr an Marktkapitalisierung bringen die USA-Firmen auf die Waage. Cisco mit rund 184 Milliarden Euro oder Verizon (156 Milliarden Euro) sind nicht so leicht zu verdrängen. Auch Vantage Tower wäre so ein Wert auf dem Gebiet der mobilen Telekommunikation.

In einer ganz anderen Kategorie in der Infrastruktur ist American Water unterwegs. Wir hatten schon vor einigen Jahren auf die Probleme mit dem Blauen Gold hingewiesen. Es wird immer weniger und die abnehmende Menge trifft auf immer mehr Verbraucher.

Die Schiene bleibt nach wie vor das wichtigste Transportmittel, auch wenn der Verkehr auf der Straße immer mehr zunimmt. Die Bahn AG noch nicht an der Börse notiert, aber in anderen Ländern gibt es börsennotierte Gesellschaften. Uns fällt da die Union Pacific Corp. aus den USA ein, die seit mehr als 120 Jahren Dividenden an ihre Anleger auszahlt.

Billfinger SE ist ein deutscher Baukonzern, der in den Bereichen Petrochemie, Chemie, Pharma sowie Öl und Gas als Dienstleister tätig ist.

Und vergessen wir nicht Seewege. Hier sind die dänische APM-Maersk und deutsche Hapag Lloyd zu nennen, die derzeit an einer Umstellung von Diesel auf umweltfreundliche Antriebstechnologien arbeiten. Genauso wie die ob ihres Antriebs in Verruf gekommenen Kreuzfahrschiffe, wie unser Depotwert Carnival.

Es gibt noch viel mehr Bereiche der Infrastruktur, die börsennotierte Unternehmen aufweisen. Doch wollen wir nicht vergessen, dass sehr viele Unternehmen wie bspw. die Baufirma vor Ort, der ÖPNV oder das Transportunternehmen ebenfalls große Anstrengungen für eine funktionierende Infrastruktur unternehmen. Nur sind sie nicht börsennotiert und stehen dadurch nicht so sehr im Fokus.