
Die Solarindustrie ist schon längst aus Deutschland verschwunden und befindet sich fest in der Hand der Chinesen. Es sind wiederum die chinesischen Konzerne, die die strategischen Managementfehler der deutschen Autokonzerne ausnutzten und die Konkurrenz hierzulande überrollen.
Und das gleiche Schicksal droht nun einem weiteren Standbein der ehemaligen Deutschland AG, denn die Chemische-Industrie gehörte mit zu den weltführenden Konzernen. Denken wir dabei nur an die börsennotierten Vorzeigeunternehmen BASF, Merck, Altana, Covestro, Lanxess, Evonik, Wacker etc.
Und wo kommt der Angriff auf die Chemische Industrie her? Richtig aus China und das dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, wieder hat die einfältige deutsche Politik die Hände mit dem Untergang im Spiel.
Es begann eigentlich wie immer, der China-Standort war ideal für die deutschen Konzerne. Ein riesiger Absatzmarkt war vorhanden, billige Arbeitskräfte und nun ja, auch der Arbeitsschutz und die Arbeitnehmerrechte konnte man mit den überaus strengen Vorgaben in Deutschland nicht vergleichen. Die Manager in Deutschland hatten die Eurozeichen vor Augen und setzten neben den Markt auch den Produktionsstandort in China.
Und heute droht den deutschen Chemiekonzernen dort ein ähnliches Schicksal wie den Autoherstellern, die ihren selbstverschuldeten Niedergang nicht mehr aufhalten können.
Aber wie konnte es so weit kommen, fragt sich verdutzt der deutsche Michel. Ganz einfach, als Vorlage diente die deutsche Automobilindustrie. Erst wurde gelockt mit günstigen Standortbedingungen und gewaltigem Absatz. So erwarben die Chinesen Knowhow, was sie vorher nicht hatten. Dann mischte die dortige Politik mit. Mit gewaltigen Staatskrediten bauten die chinesischen Konkurrenten ihre Kapazitäten aus. Das störte niemand, solange die Inlandsnachfrage nach chemischen Erzeugnissen vorhanden war. Als dann die Inlandsnachfrage schwächelte, drangen die chinesischen Konzerne zunehmend mit billiger Ware ins Ausland vor und verdrängen auf den Märkten Asiens die deutsche Konkurrenz. Und dabei sind die Waren nicht nur billiger, sondern auch hochwertige Produkte, denn das haben sich die Produzenten von Deutschland abgeschaut. Schließlich können deutsche Konzerne nicht einfach nach China gehen und dort eine Niederlassung aufbauen. Hier benötigte man ein Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen und damit war die Falle langfristig gestellt.
Die Experten von McKinsey bemerken dazu: „Der Druck auf die deutsche Chemieindustrie wächst sowohl horizontal (immer mehr Konkurrenz) als auch vertikal (immer mehr Konkurrenten mit technisch hoch entwickelten Angeboten).“
Bleibt die Frage, haben wir die Falle wieder nicht gemerkt? Jedenfalls die Experten warnten seit Jahren vor einem großen Umbruch im chinesischen Chemiemarkt. Schließlich waren Überkapazitäten weit verbreitet. Und McKinsey warnte weiter: Die riesige Größe der chinesischen Industrie dürfe man nicht als Zeichen der Stabilität missverstehen. Die Chinesen dringen vielmehr in neue Marktsegmente vor, so die Unternehmensberater von Alix Partners: In den letzten fünf Jahren hat sich China strategisch auf die schnelle Entwicklung der Spezialchemie konzentriert. Das bedeutet, das Land verabschiedet sich von simplen Grundstoffen und produziert vermehrt hochwertige und margenstarke Chemie für industrielle Abnehmer.
Das alles trifft alle globalen Chemiekonzerne, die bisher den Markt beherrschten, sehr stark, denn der Druck wächst enorm. Billigere und qualitätsmäßig gleichwertige Produkte aus China werden den Markt überschwemmen und wird auf die Kundschaft der bisher herrschenden Weltkonzerne der Chemieindustrie treffen und dort offene Türen einrennen.
Das ist damit nicht nur ein deutsches Problem, sondern damit auch ein internationales Problem.
Beispielsweise Europäische Chemieaktien gaben 2024 im Schnitt fast sechs Prozent nach. Die Branche kämpft seit Jahren mit einer Reihe von Herausforderungen wie Lieferkettenunterbrechungen, hohen Rohstoffpreisen, zunehmender Konkurrenz aus den USA, aus China und aus dem Nahen Osten sowie einer niedrigen Nachfrage aus der Industrie. 2025 könnte sich die Gemengelage durch einen möglichen „Handelsstreit 2.0“ weiter verkomplizieren. Gleichzeitig sollten die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen der Unternehmen langsam wirken.
Kommen wir nun zu den politischen Fehlern der Ampel-Regierung. Natürlich war es ein Schuss in den Ofen, die Energiepreise künstlich zu erhöhen. Politische Fehler (Atomausstieg, CO2-Abgabe, Kohleausstieg etc.) belasten jetzt zusätzlich. Kein Unternehmer wird bei der Unsicherheit lange in Deutschland mehr produzieren.
Der Blick auf den Januar zeigt: Das Chemiegeschäft bleibt schwierig. Anders als noch im Vorjahr hat sich die Lage der Branche zum Jahresanfang 2025 nicht verbessert. Das Warten auf eine Trendwende setzt sich damit fort. Die Mehrheit der Unternehmen bewertet laut jüngster ifo-Umfrage die aktuelle Situation genauso negativ wie in den vergangenen Monaten. Auch die sich kaum gebesserte Nachfrage macht den Unternehmen zu schaffen. Die Mehrheit der Firmen gab an, die Produktion im Vergleich zum Vormonat konstant gehalten oder sogar gesenkt zu haben. Gründe für die Drosselung waren aber nicht nur die schwache Nachfrage, sondern auch die gut gefüllten Fertigwarenlager.
Die Unternehmen planen ihre Produktion auf niedrigem Niveau wieder auszudehnen. Für das Exportgeschäft kehrt der Optimismus etwas deutlicher zurück. Dabei bleibt die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung am Heimatstandort jedoch bestehen. Neben der fehlenden Nachfrage bereiten vor allem die hohe Steuerlast und nicht konkurrenzfähige Energiepreise und Fachkräftemangel sowie eine überbordende Bürokratie den Unternehmen Sorgen.
Hoffen wir, dass die neue Bundesregierung sehr schnell etwas daran ändert, sonst dürften wir auch dem deutschen Chemiestandort bald nachtrauern.